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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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wegzulotsen. »Woher stammt die dicke Narbe auf seinem Arm?«
    »Autounfall«, antwortete ich.
    »Mist. Was ist passiert?«
    »So genau weiß ich das auch nicht.«
    Während er die Haustür öffnete, warf er mir einen zweifelnden Blick zu. »Was schon ein bisschen schräg ist, findest du nicht, wenn man bedenkt, wie viel Zeit ihr miteinander verbringt.«
    Ich zuckte die Achseln. »Eigentlich nicht. Es hat sich bisher einfach nicht ergeben, darüber zu sprechen.«
    Ich sah ihm an, dass er mir nicht glaubte, was mir allerdings egal war. Längst hatte ich aufgehört, irgendjemandem meine Beziehung zu Eli erklären zu wollen, mich selbst mit eingeschlossen. Sie war eben nicht bloß eins oder das andere, sondern viele Dinge auf einmal, die miteinander zusammenhingen: lange Nächte, Ausflüge zum Supermarkt, Kuchen bei Clyde, Bowling in den frühen Morgenstunden, meine Mission   … Wir redeten nicht über unsere Narben, weder die sicht- noch die unsichtbaren. Stattdessen hatte ich Spaß und erlebte Nacht für Nacht alles, was Mädchen während der Sommerferien eben so erleben sollten.
    Während ich, Handy am Ohr, aus dem Badezimmer ging, trank meine Mutter noch einen Schluck Wein. Die Tür zu Thisbes Zimmer stand einen Spalt offen. Ich hörte das regelmäßige Rauschen des Wellenapparats.
    »Ehrlich gesagt freut es mich zu hören, dass du keine feste Bindung eingehst«, sagte sie. »Du kannst, so kurz vor Studienbeginn, wirklich keinen Jungen in deinem Leben gebrauchen, der dich anfleht, bei ihm zu bleiben. Eine kluge Frau weiß, dass kleine Affären die beste Lösung sind.«
    Es hatte Zeiten gegeben, da hätte ich mich über so einen Satz gefreut, weil ich mir nichts sehnlicher wünschte, als dass meine Mutter mich als Gleichgesinnte behandelte. Aber jetzt störte mich ihre Bemerkung. Was mich mit Eli verband, hatte mit dem, was sie mit ihrem Doktoranden anstellte, nicht das Geringste zu tun.
    Ich versuchte, das unbehagliche Gefühl abzuschütteln. »Wie geht es Hollis?«, fragte ich so locker wie möglich.
    Sie seufzte schwer. »Er ist verrückt. Vollkommen verrückt. Was glaubst du, musste ich sehen, als ich gestern heimkam?«
    »Was?«
    »Er trug einen Schlips.« Sie legte eine Kunstpause ein, damit ich die Katastrophennachricht erst einmal verdauen konnte. »Sie hat ihn so weit gebracht, dass er zu einem Vorstellungsgespräch gegangen ist, und zwar bei einer
Bank
! Dein Bruder! Der noch letztes Jahr um diese Zeit in Wind und Wetter auf irgendeinem deutschen Berg ausgeharrt hat!«
    Es war momentan fast zu einfach, meine Mutter abzulenken: Ich brauchte Hollis nur kurz zu erwähnen, schon war sie nicht mehr zu bremsen. »Eine Bank?«, fragte ich. »Als was arbeitet er denn? Am Schalter?«
    »Weiß ich doch nicht«, antwortete sie gereizt. »Ich habe nicht mal gefragt, so entsetzt war ich. Er hat nur gesagt, dass Laura denkt, es würde ihm guttun, ›Verantwortung zu übernehmen‹ und sich ›für ihre gemeinsame Zukunft zu rüsten‹, wenn er einen festen Job annähme. Als wäre das etwas
Positives
. Ich weiß nicht mal, ob das, was die zwei verbindet, eine richtige Beziehung ist. Eskommt mir alles so   … unstimmig vor. Unpassend und unstimmig. Keine Ahnung, wie man das nennen soll.«
    »Nenn’s doch Hühnersalat.«
    »Bitte?«
    Zu spät merkte ich, was mir da rausgerutscht war. »Nichts«, antwortete ich hastig.
    Ich hörte Schritte und sah Heidi und meinen Vater die Treppe hochkommen, wobei sie offenkundig ziemlich heftig diskutierten: Mein Vater hatte sein Miesepetergesicht aufgesetzt und gestikulierte wild, während Heidi nur noch den Kopf schüttelte. Leise schloss ich die Tür und wechselte das Handy aufs andere Ohr.
    »…   absurd«, sagte meine Mutter soeben. »Zwei Jahre Reisen, Kultur, Bildung – und wofür? Um irgendwo rumzusitzen und Überweisungsformulare zu bearbeiten? Es bricht mir das Herz.«
    Ihre Stimme klang tatsächlich gebrochen vor Kummer. Trotzdem konnte ich mir nicht verkneifen zu antworten: »Mom, die meisten Menschen in Hollis’ Alter haben feste Jobs. Vor allem, wenn sie nicht studieren.«
    »Ich habe euch beide nicht dazu erzogen, wie die meisten Menschen zu werden«, konterte sie. »Das müsstest du doch mittlerweile begriffen haben.«
    Plötzlich erschien vor meinem inneren Auge eine Szene aus der vergangenen Nacht: Eli und ich in der Spielzeugabteilung des Supermarkts. Er war vor einer Riesensammlung Gummibälle stehen geblieben, hatte sich einen geschnappt und dribbelte auf der

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