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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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trug dunkle Jeans, Pumps mit hohen Absätzen, ein eng anliegendes schwarzes Top und eine Silberkette mit Anhänger um den Hals: einen mit roten Steinen besetzten Schlüssel. Den Schmuck zumindest erkannte ich wieder, denn seit letzter Woche führten wir die Teile im
Clementine's
und sie gingen weg wie warme Semmeln.
    »Wow«, meinte ich. »Du siehst super aus.«
    »Findest du?« Sie blickte an sich hinunter. »Es ist so lange her, seit ich das Zeug anziehen konnte. Ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt noch reinpasse. Aber anscheinend verbrennt man bei dem ganzen Stress jede Menge Kalorien.«
    Am anderen Ende des Flurs fing Thisbe an zu quengeln. Heidi warf einen flüchtigen Blick in die Richtung, drehte sich dann auf dem Absatz um und ging ins Elternschlafzimmer. Ich folgte ihr und lehnte mich in den Türrahmen, während sie ihre Handtasche vom Bett nahm.
    »Ich muss schon sagen, du wirkst ziemlich verändert«, meinte ich, während sie in der Tasche herumwühlte, bis sie ihr Lipgloss gefunden hatte. »Was nicht nur am Outfit liegt.«
    Thisbes Weinen klang mittlerweile ziemlich kläglich. Heidi biss sich auf die Lippen, schraubte dann jedoch energisch das Gloss-Döschen auf, betupfte ihre Lippen. »Mir ist im Laufe der letzten Wochen klar geworden, dass ich mir auch mal wieder Zeit für mich selbst nehmen muss. Wir haben uns ziemlich ausführlich darüber unterhalten.«
    »Du und Dad?«
    »Karen und ich.«
    »Ach so.«
    Sie nickte bestätigend, steckte das Döschen wieder in die Handtasche. »Seit Thisbes Geburt ist es mir sehr schwergefallen, deinen Vater um Hilfe zu bitten. Ich bin so daran gewöhnt, alles allein zu schaffen. Und es war ja auch nicht so, als hätte er es von sich aus oft angeboten.«
    »Oder überhaupt je«, meinte ich.
    »Aber Karen hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass ihr, du und Hollis meine ich, doch prächtig gediehen seid. Und Robert ist schließlich auch euer Vater. Karen sagt gern, zum Kinderkriegen gehören zwei und zum Rest genauso. Damit meint sie, man braucht mindestens zwei Menschen, um Kinder großzuziehen. Mindestens. Meistens sind es sogar mehr.« Sie lächelte. »Sie hat mich quasi gezwungen, mich endlich wieder zu verabreden. Doch bis Laura auftauchte, hab ich es ständig vor mir hergeschoben. Als sie dann etwa dasselbe sagte wie Karen, dachte ich mir, es muss etwas dran sein.«
    Sie blickte prüfend in den Spiegel, zupfte hier und da an ihren Haaren herum. »Mir war gar nicht klar, dass ihr euch überhaupt so intensiv unterhalten habt, Laura und du«, sagte ich.
    »Am Anfang haben wir das auch nicht.« Heidi nahm ihre Handtasche. »Ehrlich gesagt hat sie mir richtig Angst gemacht. Sie strahlt nicht gerade viel Wärme aus, wenn du weißt, was ich meine.«
    Ich nickte. »Allerdings.«
    »Aber an dem Abend, bevor die beiden wieder abfuhren, war ich noch spät mit Thisbe auf und sie kam runter, um sich ein Glas Wasser zu holen. Zuerst saß sie einfach bloß da, beobachtete uns irgendwie. Ich hab sie gefragt, ob sie das Baby halten wolle, und ihr Thisbe dann gegeben. Danach haben wir angefangen zu reden und gar nicht mehr damit aufgehört. Sie ist ganz anders, als man auf den ersten Blick denkt.«
    »Das solltest du meiner Mutter erzählen. Sie kann Laura nicht ausstehen.«
    »Logisch«, antwortete Heidi. »Weil sie sich so ähnlich sind. Zwei Eisköniginnen. Wittern in jeder anderen Frau eine Konkurrentin, die weggebissen werden muss.«
    Ich dachte an meine Mutter. Dachte daran, wie sie sich eben am Telefon verhalten hatte, an ihren scharfen, abfälligen Ton. Wenn ich nicht so war wie sie, interessierte es sie gar nicht, wer ich war. »Glaubst du denn, dass meine Mutter auch anders ist, als man auf den ersten Blick denkt?«
    »Natürlich, das liegt doch auf der Hand.«
    »Warum?«
    Sie sah mich an. »Weil sie dich großgezogen hat. Und Hollis. Und weil sie deinen Vater lange Zeit geliebt hat. Kalte, dominante Biester tun so etwas nicht.«
    »Sondern?«
    »Sie bleiben einsam.«
    Ich blickte sie leicht zweifelnd an. »Woher weißt du das so genau? Du klingst ziemlich überzeugt.«
    »Bin ich«, antwortete sie. »Weil ich auch so war.«
    »Du? Unmöglich.«
    Sie lächelte. »Irgendwann erzähle ich dir die ganze Geschichte. Aber jetzt muss ich mich beeilen, meine Tochter zum Abschied küssen und versuchen, von hier zu verschwinden, ohne vor lauter Trennungsschmerz zusammenzubrechen. Okay?«
    Ich nickte abwesend. Heidi blieb kurz bei mir stehen, beugte sich vor, küsste mich

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