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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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Stelle. »Aaah«, sagte er. »Hörst du das?«
    »Du meinst das Aufprellen?«
    »Das ist viel mehr als ein simples Aufprellen«, belehrte er mich. »Das ist der Klang, der unmittelbar bevorstehenden Schmerz ankündigt.«
    Ich starrte wie gebannt auf den Ball, der unter seiner Hand auf und ab hüpfte. »Schmerz?«
    »Beim Kickball«, erwiderte er. »Falls dir das was sagt.«
    »Moment mal!« Ich hob protestierend die Hand. »Ich habe auch Kickball gespielt.«
    »Echt.«
    Ich nickte.
    »Ich bin beeindruckt. Dabei ist es nicht mal ein Hallensport.«
    »Doch, bei uns schon. In der Sporthalle unserer Schule.«
    Er lächelte ironisch.
    »Was denn? Es ist dasselbe Spiel.«
    »Falsch«, meinte er.
    »Sei nicht so pedantisch.«
    »Darum geht es nicht. Es gibt Schulregeln und Straßenregeln. Und die sind nun einmal sehr, sehr unterschiedlich.«
    »Sagt wer?«
    »Sagt jeder, der beides kennt.« Er warf den Ball in den Korb zurück. »Glaub mir.«
    Meine Mutter trank noch einen Schluck Wein. »Ehe ich’s vergesse«, sagte sie, »für dich ist ein Päckchen gekommen. Von der
Defriese
. Informationsmaterial, nehme ich an. Soll ich es für dich öffnen?«
    »Gern«, antwortete ich. »Danke.«
    Papier wurde zerrissen, zusammengeknüllt. Sie seufzte.»Wie ich es mir dachte: Speisepläne, Formulare für eine überarbeitete Aufstellung deiner bisherigen Fächer, Kurse und Noten, ein Zimmernachbar-Fragebogen   … oh, den sollst du bis Ende der Woche zurückgeschickt haben.«
    »Ach   …«
    »Meine Güte!« Sie stöhnte. »Das liest sich ja wie ein Dating-Fragebogen. ›Welche Freizeitaktivitäten bevorzugen Sie?‹ ›Würden Sie sich als ehrgeizig oder eher locker bezeichnen?‹ Worum geht es hier eigentlich? Um Partnervermittlung oder akademische Ausbildung?«
    »Steckst du den Fragebogen in einen Umschlag und schickst ihn mir?«, bat ich. »Ich sende ihn dann sobald wie möglich zurück.«
    »Und falls du zu spät dran bist, landest du am Ende bei einer lockeren Zimmergenossin mit jeder Menge Freizeitaktivitäten«, grummelte sie. »Moment. Es gibt hier noch eine zweite Seite. Da steht, dass man ›alternative Wohnmöglichkeiten‹ beantragen kann.«
    »Und das bedeutet?«
    Sie las sich die Information durch und sagte dann: »Man kann in bestimmten Gebäuden wohnen, wo Leute mit Spezialinteressen oder -voraussetzungen wie fremdsprachige oder auch sportlich besonders engagierte Studenten et cetera untergebracht werden. Lass mich eben   … ah ja. Perfekt!«
    Ich hörte, dass sie etwas schrieb. »Was ist perfekt?«
    »Das Pembleton-Programm«, antwortete sie. »Ich habe dich gerade dafür angemeldet.«
    »Bitte was?«
    Sie räusperte sich, las vor: »Studenten, die am Pembleton-Programmteilnehmen, wohnen in einem Gebäude etwas abseits vom Campus. Das Pembleton-Programm ist vor allem für ehrgeizige, gute bis sehr gute Studenten geeignet, die sich ausschließlich auf ihr Studium konzentrieren möchten. Teilnehmer des Pembleton-Programms wohnen in Einzelzimmern, haben direkt vor Ort Zugriff auf Lernmaterial. Die beiden Universitätsbibliotheken befinden sich ganz in der Nähe. So können sie sich ausschließlich ihrem Studium widmen, ohne vom üblichen regen Treiben in den normalen Studentenwohnheimen abgelenkt zu werden.«
    »Und das heißt   …«
    »Keine Zimmergenossen, keine Partys, kein Unfug. Genau das, was dir liegt.«
    »Äh   … ich weiß nicht«, sagte ich. »Klingt ziemlich eindimensional, findest du nicht?«
    »Und? Das ist ja genau der Punkt«, erwiderte sie. »Du hast nichts mit den unvernünftigen Leuten zu tun, von denen es an den Colleges leider nur so wimmelt: tratschende Mädchen mit hormonell bedingten Stimmungsschwankungen und ständig betrunkene Jungs aus den Studentenverbindungen. Das Pembleton-Programm ist ideal. So, jetzt unterschreibe ich eben noch mit deinem Namen, und wir können   …«
    »Warte«, sagte ich rasch. Ich konnte ihr Erstaunen körperlich spüren, konnte sie vor mir sehen, mit erhobenem Stift und ebensolchen Augenbrauen. »Ich meine, ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in so ein Wohnheim ziehen möchte.«
    Schweigen. Schließlich: »Auden, ich glaube nicht, dassdu dir vorstellen kannst, was es bedeutet, in einem dieser vollkommen überlaufenen Studentenwohnheime zu leben. Wie leicht man dort Gefahr läuft, abgelenkt zu werden. Es gibt Leute, für die ist Studienzeit gleichbedeutend mit Partyzeit. Möchtest du wirklich mit so jemandem ein Zimmer teilen?«
    »Nein«, antwortete ich.

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