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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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was ich kann   …«
    Sie brach ab. Ich dachte an meinen Vater, der unten saß, Zwiebelringe futterte und Zeitung las. Warum war
er
nicht hier oben? Ich hatte doch auch keinen Schimmer, wie man mit Babys fertig wurde. Doch noch während mir dieser Gedanke durch den Kopf schoss, sah Heidi auf.
    »Tut mir leid, Auden, tut mir wirklich sehr leid.« Sie schüttelte den Kopf. »Das ist sicher das Letzte, was du hören willst. Du bist jung, du solltest ausgehen, Spaß haben.« Sie zog die Nase hoch, rieb sich mit einer Hand über die Augen. »Gleich am anderen Ende der Straße ist ein Treffpunkt, den alle bloß ›die Spitze‹ nennen. Die Mädchen, die für mich arbeiten, gehen abends gern dorthin. Schau’s dir doch mal an. Kann ja nur besser als das hier sein, stimmt’s?«
    Garantiert, dachte ich, sprach es aber nicht aus. Das wäre dann doch zu unhöflich gewesen. »Vielleicht gehe ich später vorbei«, antwortete ich.
    Sie nickte zufrieden. Sah erneut Thisbe an. »Danke für das Essen«, meinte sie. »Es ist wirklich   … Ich weiß es zu schätzen, glaub mir.«
    »Kein Problem«, antwortete ich. Da sie nach wie vorerschöpft das Baby musterte, verließ ich den Raum, schloss die Tür und ging wieder nach unten.
    Mein Vater hatte gerade fertig gegessen und blätterte durch den Sportteil. Ich setzte mich ihm gegenüber. Er blickte auf, lächelte mich an. »Was treibt sie so? Schläft das Baby?«
    »Eigentlich nicht.« Ich packte meinen Hamburger aus. »Es schreit immer noch.«
    »Mist.« Er schob seinen Stuhl zurück, stand auf. »Ich schaue besser mal nach den beiden.«
    Endlich, dachte ich, während er die Treppe hinaufging. Ich nahm meinen Hamburger, biss hinein. Er war kalt, aber trotzdem köstlich. Ich hatte gerade mal die Hälfte gegessen, da kehrte mein Vater bereits zurück, ging zum Kühlschrank, nahm sich ein Bier. Kauend sah ich zu, wie er einen Schluck trank, über das dunkle Wasser schaute.
    »Alles okay da oben?«
    »Ja, sicher«, erwiderte er leichthin und ließ die Bierflasche in die andere Hand gleiten. »Die Kleine tendiert einfach zu Koliken, wie Hollis damals. Kann man nicht viel gegen machen. Außer zu warten, dass es vorbei ist.«
    Der Punkt war: Ich liebte meinen Vater. Er war vielleicht launisch und definitiv egoistisch, aber wir waren immer gut klargekommen. Und ich bewunderte ihn. Doch jetzt konnte ich auf einmal verstehen, dass andere Menschen ihn vielleicht nicht
ganz
so mochten. »Hat Heidi   … Kommt ihre Mutter vielleicht mal her, um zu helfen, oder so etwas?«
    »Ihre Mutter ist leider gestorben.« Er trank noch einen Schluck Bier. »Sie hat einen Bruder, aber der istein ganzes Stück älter und lebt mit seiner Familie in Cincinnati.«
    »Und was ist mit einer Tagesmutter oder so jemandem?«
    Jetzt sah er mich wieder an. »Sie möchte keine Hilfe«, antwortete er. »Wie ich dir bereits sagte, sie will das allein schaffen.«
    Ich sah plötzlich wieder Heidi vor mir: Wie sie sich fast den Hals verrenkt hatte, als sie zur Arbeitszimmertür meines Vaters blickte; wie dankbar sie wirkte, als ich ihr etwas zu essen gebracht hatte. »Vielleicht solltest du trotzdem etwas unternehmen«, erwiderte ich. »Darauf bestehen. Ich meine, sie kommt mir ziemlich erschöpft vor.«
    Er musterte mich einen Augenblick. Schweigend, mit ausdruckslosem Gesicht. »Auden«, sagte er schließlich. »Mach dir deswegen keinen Kopf. Heidi und ich, wir kriegen das schon hin.«
    Was er eigentlich meinte, war: Halt dich da raus. Und er hatte ja recht. Das hier war sein Haus. Wie anmaßend von mir, reinzuschneien und schon nach ein paar Stunden so zu tun, als wüsste ausgerechnet ich es besser. »Klar.« Ich knüllte meine Serviette zusammen. »Natürlich.«
    »In Ordnung.« Seine Stimme klang wieder ganz entspannt. »Also   … ich gehe dann mal wieder an die Arbeit. Ich würde mit dem Kapitel gern noch heute Abend fertig werden. Kommst du allein zurecht?«
    Eigentlich war das nur aus Höflichkeit als Frage formuliert. »Natürlich«, sagte ich. Noch einmal. »Geh ruhig arbeiten. Ich komme schon klar, alles okay.«

Drei
    Aber ich kam nicht klar. Es war auch nicht alles okay. Ich langweilte mich. Und Thisbe schrie immer noch aus Leibeskräften. Ich packte meine Sachen aus, versuchte, mir einen ersten Einblick in mein zukünftiges BW L-Lehr buch zu verschaffen, und löschte die meisten Nachrichten auf der Mailbox meines Handys. Insgesamt dauerten diese wertvollen Tätigkeiten ungefähr vierzig Minuten. Woraufhin ich

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