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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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vor den beiden anderen hin und her fuhr und dabei immer wieder kleine Sprünge machte.
    Nachdem meine Bestellung fertig war, wurde mir ziemlich schnell klar, dass mein Vater nicht übertrieben hatte. Noch ehe ich zur Tür raus war, stopfte ich mir schon einen Zwiebelring nach dem anderen in den Mund. Inzwischen herrschte auch auf der Promenade ziemlicher Betrieb: Familien schlenderten vorbei und aßen Eis, Pärchen saßen eng umschlungen auf Bänken, jede Menge Kinder tobten über den Sand. Und im Hintergrund: ein grandioser Sonnenuntergang in Orange und Pink. Darauf konzentrierte ich mich und würdigte den Fahrradladen keines Blickes, während ich daran vorbeilief. Der Typ war immer noch da. Mittlerweile redete er mit einem großen, rothaarigen Mädchen, das eine riesige Sonnenbrille trug.
    »Hey«, rief er mir zu, »falls du heute Abend gern was vorhättest – an der Spitze gibt es ein großes Lagerfeuer. Ich halte dir einen Platz frei.«
    Ich warf ihm einen Blick zu. Die Rothaarige beäugte mich irritiert. Deshalb verkniff ich mir vorsichtshalber jeglichen Kommentar.
    »Die Lady ist eine echte Herzensbrecherin«, sagte er und lachte. Ich ging stur weiter, spürte, wie sich diegrimmigen Blicke der Rothaarigen in meinen Rücken bohrten. »Behalt’s im Hinterkopf. Ich werde nach dir Ausschau halten.«
    Zurück bei Dad und Heidi im Haus suchte ich nach Tellern und Besteck und deckte den Tisch. Ich schüttete gerade die Ketchuppäckchen aus der großen Papiertüte auf einem kleinen Haufen zusammen, als mein Vater die Treppe herunterkam.
    »Dachte ich’s mir doch, dass ich Zwiebelringe rieche.« Begeistert rieb er sich die Hände. »Sieht sehr verlockend aus.«
    »Kommt Heidi auch?«, fragte ich und legte seinen Hamburger auf einen Teller.
    »Weiß ich nicht genau«, antwortete er und nahm sich einen Zwiebelring. Mit vollem Mund fügte er hinzu: »Die Kleine hat Probleme heute Abend. Wahrscheinlich möchte Heidi sie erst zum Einschlafen bringen.«
    Ich blickte flüchtig die Treppe hoch. Konnte es tatsächlich sein, dass Thisbe immer noch brüllte? Immerhin war ich mindestens eine Stunde lang unterwegs gewesen. »Äh   … vielleicht frage ich sie besser, ob ich ihr etwas hochbringen soll.«
    »Prima, mach das«, sagte er, zog sich einen Stuhl heran, setzte sich. Einen Moment lang stand ich einfach bloß da und sah zu, wie er sich den nächsten Zwiebelring in den Mund schob und mit der anderen Hand nach einer Zeitung griff. Natürlich hätte ich gerne in Ruhe mit meinem Vater zu Abend gegessen, aber so fühlte es sich irgendwie nicht richtig an.
    Thisbe brüllte tatsächlich immer noch. Kaum langteich, einen Teller mit Heidis Essen in der Hand, auf dem oberen Treppenabsatz an, hörte ich sie. Laut und deutlich. Die Tür zu dem rosa-braunen Zimmer stand ein wenig offen. Heidi saß mit geschlossenen Augen auf einem Schaukelstuhl, wiegte sich mit dem Baby im Arm vor und zurück, vor und zurück. Ich zögerte. Doch offenbar roch sie das Essen, denn noch bevor ich entscheiden konnte, was ich tun sollte, öffnete sie die Augen.
    »Ich dachte, du hast vielleicht Hunger«, rief ich ihr vom Flur her zu. »Möchtest du   … soll ich dir deinen Teller bringen?«
    Sie schaute mich leicht verwirrt an, senkte dann wieder den Blick und betrachtete Thisbe, die weiterhin aus Leibeskräften schrie. »Stell ihn einfach da hin.« Mit dem Kinn wies sie auf eine weiße Kommode. »Ich nehme ihn mir gleich.«
    Ich ging zu der Kommode, schob eine Stoffgiraffe und ein Buch mit dem Titel
Ihr Baby ist da. Alles, was Sie wissen müssen
beiseite. Es war aufgeschlagen, oben auf der Seite stand: »Permanente Unruhe: Ursachen und was man dagegen tun kann«. Entweder hat sie noch keine Zeit gehabt, das Kapitel zu lesen, oder das Buch taugt von vorn bis hinten nichts, dachte ich, während ich den Teller abstellte.
    »Danke«, sagte Heidi. Sie schaukelte hin und her, vor und zurück, eine hypnotisierende Bewegung, die ihre Wirkung auf Thisbe allerdings eindeutig verfehlte. Denn die Kleine weinte immer noch unvermindert laut. »Ich bin bloß   … Ich meine, ich habe keine Ahnung, was ich falsch mache. Sie hat genug getrunken, eine frische Windel,Körperkontakt und trotzdem   … als würde sie mich hassen oder so etwas.«
    »Sie hat wahrscheinlich nur die üblichen Koliken«, meinte ich.
    »Aber was genau heißt das?« Sie schluckte beklommen, betrachtete dann das Gesicht ihrer Tochter. »Ich weiß einfach nicht mehr weiter, dabei tue ich alles,

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