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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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Portemonnaie mit Kette ragte. »Er muss Power haben, verstehst du?«
    »Ich finde es wichtiger, dass er clever und lustig ist«, sagte der nächste – dünn, groß und mit Locken. »So wie
Schnellfuß
zum Beispiel.«
    »Hä? Was soll denn das heißen?«, fragte der Kurze.
    »Die ersten Laufräder hießen Veloziped und das bedeutet übersetzt Schnellfuß«, meinte sein Kumpel spitzfindig.
    »Das rafft doch kein Mensch« Der Stämmige seufzte. »Wir brauchen etwas, das auffällt. Wie zum Beispiel
Zoomräder.
«
    »Also, wenn Fahrräder eins nicht haben, dann einen Zoom«, meinte der Dritte, der mit dem Rücken zu mir saß und bisher noch gar nichts gesagt hatte. »Der Name ist total hirnrissig.«
    »Gar nicht wahr«, murmelte der Typ mit den Shorts. »Außerdem – hast
du
vielleicht irgendwelche brauchbaren Vorschläge?«
    Ich hatte bis zu diesem Moment immer noch vor dem
Clementine's
gestanden und ging nun langsam weiter.Gleichzeitig drehte der dritte Typ sich plötzlich um. Unsere Blicke begegneten sich. Er hatte dunkle, kurze Haare, war supermegabraun und lächelte mich unvermittelt an. Ohne mich aus den Augen zu lassen, meinte er gedehnt: »Wie wär’s mit: Gerade sehe ich das hübscheste Mädchen von ganz Colby vorbeilaufen?«
    »Oh, Mann«, sagte der Dünne kopfschüttelnd und der andere lachte schallend auf. »Das ist so was von arm.«
    Ich merkte, dass ich rot wurde, während ich stur weiterging. Und, dass er mir immer noch nachblickte, immer noch lächelte. »Ich habe nur gesagt, was sowieso jeder sehen kann«, rief er, als ich so gerade noch in Hörweite war. »Eigentlich hättest du auch mal Danke sagen können.«
    Tat ich aber nicht. Ich sagte gar nichts, weil ich keine Ahnung hatte, wie ich auf so eine Bemerkung reagieren sollte. Meine Erfahrungen im Umgang mit Freundinnen waren ja schon begrenzt, doch meine Kenntnisse über Jungs im Prinzip nicht vorhanden. Das wenige, das ich wusste, war auf den Kontakt beschränkt, den wir als Konkurrenten um die besten Notendurchschnitte, Zensuren und College-Aufnahmetests hatten.
    Nicht, dass ich noch nie auf jemanden gestanden hätte. An der
Jackson Highschool
hatte ich mit einem Jungen zusammen Physik gehabt, der in puncto Gleichungen oder Formeln zwar ein hoffnungsloser Fall war. Trotzdem bekam ich jedes Mal, wenn wir Experimente zusammen machen mussten, vor Aufregung feuchte Hände. An der
Perkins Day
hatte ich schüchtern mit Nate Cross geflirtet, der in Mathe neben mir saß. Aber da die ganze Welt inNate Cross verknallt war, konnte man das wohl kaum zählen. Erst an der
Kiffney-Brown
, als ich Jason Talbot kennenlernte, dachte ich, ich würde beim nächsten Treffen mit meinen alten Freundinnen endlich auch einmal eine echte Jungsgeschichte erzählen können. Jason war intelligent, sah gut aus und war ungebunden, denn seine Ex von der
Jackson High
hatte ihn wegen eines – wie er sich ausdrückte – »kleinkriminellen Schweißers inklusive Tattoo« abserviert. Weil die Klassen an der
Kiffney-Brown
so überschaubar waren, verbrachten wir automatisch viel Zeit miteinander und versuchten uns gegenseitig als Jahrgangsbester auszustechen, um bei der Zeugnisverleihungszeremonie die große Rede halten zu dürfen. Als er mich fragte, ob ich mit ihm zum Abschlussball gehen würde, war ich aufgeregter, als ich je zugegeben hätte. Bis er (wie bereits erwähnt) einen Rückzieher machte, wegen der »einmaligen Gelegenheit«, an dieser höchst bedeutsamen Ökologiekonferenz teilzunehmen. »Ich wusste, es würde dir nichts ausmachen«, meinte er, als ich mechanisch nickte, nachdem er es mir mitgeteilt hatte. »Du verstehst eben, was wirklich wichtig ist.«
    Okay, er hatte mir nicht direkt gesagt, ich sei schön oder so etwas. Aber in gewisser Weise war auch das ein Kompliment.
    Es war voll im
Last Chance Café
, Leute standen Schlange, um einen Tisch zu bekommen, und durch ein kleines Fenster in der Tür sah man, wie zwei Köche durch die Küche wirbelten, während eine Bestellung nach der anderen auf den Halter in der Durchreiche gespießt wurde. Ich bestellte bei einem hübschen, dunkelhaarigen Mädchenmit Lippen-Piercing und setzte mich auf einen Stuhl am Fenster, um auf das Essen zu warten. Ließ meinen Blick über die Promenade wandern. Bemerkte, dass die Typen immer noch auf der Bank hockten. Der, der mich angequatscht hatte, lehnte sich zurück, hatte die Hände im Nacken verschränkt und amüsierte sich über seinen Kumpel, den Kleinen, Stämmigen, der mit dem Rad

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