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Dessen, S

Dessen, S

Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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hier. Doch noch während ich das dachte, sagte ich: »Hast du in letzter Zeit etwas von Hollis gehört?«
    »Vorgestern Abend«, antwortete sie. Und lachte. »Er hat ein paar Norweger kennengelernt, die zu einer Konferenz in Amsterdam unterwegs sind. Besitzer einer neu gegründeten Internetfirma und anscheinend an einer Zusammenarbeit mit Hollis sehr interessiert, weil sie davon ausgehen, dass er ihr Finger am Puls ihrer amerikanischen Zielgruppe sein könnte. Also hat er sich ihnen angeschlossen. Er meint, dass am Ende eine Stelle dabei herauskommen könnte. Oder zumindest ein gut bezahlter Auftrag   …«
    Entnervt verdrehte ich die Augen. Es war echt krass: Mich durchschaute meine Mutter mit einem Blick. Hollis hingegen düste mit ein paar Leuten, die er gerade erst kennengelernt hat, nach Amsterdam, behauptete großspurig, es würde ihn beruflich weiterbringen, und sie biss sofort an.
    In diesem Augenblick klopfte es an die Tür. Ich öffnete. Zu meiner Überraschung stand mein Vater vor mir. »Hey.« Er lächelte mich an. »Wir wollen einen Happen essen gehen und dachten, du möchtest vielleicht mitkommen.«
    »Gern.« Meine Lippen formten die Silbe lautlos. Ich hoffte inständig, meine Mutter, die sich immer noch begeistert über Hollis ausließ, würde nichts mitbekommen.
    »Auden?« Pech gehabt. Ihre Stimme klang so laut und deutlich durch den Hörer, dass sie bis zu meinem Vater drang. Er zuckte zusammen. »Bist du noch da?«
    »Ja«, entgegnete ich. »Aber Dad ist gerade hier. Wir wollten zusammen Abendessen gehen.«
    »Aha«, sagte sie. »Also hat er seine Überarbeitungen für heute erledigt?«
    »Ich rufe dich später wieder an«, erwiderte ich rasch und klappte mein Handy zusammen.
    Mein Vater seufzte. »Wie geht es deiner Mutter?«
    »Gut«, erwiderte ich. »Gehen wir.«
    Heidi wartete unten auf uns. Sie telefonierte, Handy zwischen Schulter und Ohr geklemmt. Thisbe lag im Kinderwagen. Meine Vater öffnete die Haustür. Während Heidi den Kinderwagen über die Schwelle schob, sagte sie: »Aber ich verstehe das nicht! Ich habe eure Schecks persönlich ausgestellt und da war noch mehr als genug Geld auf dem Konto. Es ist bloß   … Natürlich, die Bank weiß es sicher am besten. Tut mir schrecklich leid, Esther, das ist mir wirklich sehr peinlich. Hör zu, wir kommen sowieso gleich an der Boutique vorbei. Ich ziehe vorher Geld am Automaten, von meinem Privatkonto, und am Montag regeln wir alles Weitere, einverstanden?«
    Mein Vater und ich waren ihr mittlerweile nach draußen gefolgt. Er atmete tief durch. »Man muss diese Seeluft einfach lieben«, sagte er zu mir und strich sich mit beiden Händen über die Brust. »Balsam für die Seele.«
    »Du hast ja richtig gute Laune«, antwortete ich. Heidi, die immer noch telefonierte, bugsierte den Kinderwagen behutsam die Stufen zur Veranda hinunter.
    »So fühlt man sich eben, wenn man endlich den Durchbruch geschafft hat«, antwortete er, schob Heidisanft beiseite und übernahm den Kinderwagen. Sie lächelte ihn an. »Mit dem mittleren Kapitel habe ich wirklich gekämpft. Aber dann auf einmal, heute   … passte alles zusammen.« Er schnippte mit den Fingern. »Einfach so. Die nächsten Kapitel werden jetzt bestimmt nur so aufs Papier fließen.«
    Ich warf einen kurzen Blick zu Heidi hinüber, die gerade etwas über eventuelle Kontogebühren in ihr Handy murmelte und ziemlich gestresst wirkte. »Ich dachte, du würdest das Manuskript nur noch überarbeiten«, meinte ich zu meinem Vater.
    »Bitte?« Dabei nickte er grüßend einem Mann zu, der an uns vorbeijoggte. »Ach so, na ja. Im Moment geht es hauptsächlich darum, alle Plot-Elemente miteinander zu verbinden. Noch so ein paar produktive Tage wie heute und im Juli steht die erste Fassung. Spätestens.«
    »Wow.« Mein einziger Kommentar.
    Heidi klappte ihr Handy zusammen, fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Mein Vater streckte den Arm aus, legte ihn um ihre Taille, zog sie eng an sich, küsste sie auf die Wange.
    »Ist das nicht toll?« Er lächelte von einem Ohr zum anderen. »Die ganze Familie vereint und unterwegs zu Thisbes erstem Besuch im
Last Chance

    »Ja, großartig«, stimmte Heidi zu. »Aber wenn wir an der Boutique vorbeikommen, muss ich kurz rein. Offenbar gibt es ein Problem mit dem Geschäftskonto   …«
    Mein Vater fiel ihr ins Wort: »Schatz, es ist Freitagabend! Lass es gut sein. Um die Arbeit kannst du dich auch am Montag noch kümmern, die läuft dir nicht   …«
    Diesmal

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