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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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sie sowieso nicht, trotzdem machen sie ihre Arbeit gut und   …«
    Ihr endloser Monolog, das wie von Sinnen schreiende Baby, Eli nicht zu vergessen, der das ganze Geschehen stoisch verfolgte – ich spürte förmlich, wie meine Körpertemperatur anstieg. Warum musste sie wegen allem immer so einen Riesenaufstand machen?
    »Ich sollte allmählich zurück in den Laden«, sagte Eli zu Heidi. »Übrigens: Glückwunsch!«
    »Danke, lieb von dir.« Sie wiegte das Baby. »Schön, dass ihr euch schon getroffen habt. Auden ist gerade erst angekommen, kennt kaum eine Menschenseele, deshalb habe ich im Stillen gehofft, sie findet jemand, der ihr alles zeigt, ihr hilft, Leute kennenzulernen und so weiter.«
    Nun wurde ich rot. Knallrot. Mein Gesicht fühlte sich ganz heiß an. Typisch. Aus ihrem Mund klang es natürlich so, als wäre ich total verzweifelt und einsam. Deshalb reagierte ich kaum, als Eli mir zunickte. Dann ging er über die Promenade davon bis zum Fahrradladen, öffnete die Tür und verschwand im Inneren.
    »Thisbe, Süße, ist doch nicht so schlimm.« Heidi hatte von alledem natürlich nichts mitgekriegt. Sie legte das Baby in den Kinderwagen zurück und deckte es zu, wobei sie meinte: »Wie schön, dass du dich mit Eli angefreundet hast!«
    »Hab ich nicht«, erwiderte ich. »Wir kennen uns kaum.«
    »Oh.« Sie blickte in Richtung Fahrradladen, dann wieder mich an. »Jedenfalls ist er richtig nett. Sein Bruder, Jake, ist etwa so alt wie du, schätze ich. Er und Maggiewaren bis vor Kurzem zusammen. Schreckliche Trennung, ganz furchtbar. Sie knabbert immer noch schwer daran rum.«
    Sein Bruder?, dachte ich und wurde schon wieder rot. Wie klein
war
diese verfluchte Stadt eigentlich? Und Heidi quasselte immer noch.
    »Sollen wir reingehen?«, fragte sie. »Oder vielleicht bringe ich Thisbe auch besser heim, sie ist ja völlig außer sich. Was denkst du? Ich meine, ich würde wahnsinnig gern mit euch etwas essen, andererseits frage ich mich   …«
    »Keine Ahnung.« Die Worte kamen einfach so raus, obwohl ich schon beim Sprechen wusste, dass ich sie mir besser verkniffen hätte. »Keine Ahnung, was für dich und Thisbe das Beste ist. Okay? Ich weiß bloß, dass ich Hunger habe und gern mit meinem Vater etwas essen würde. Deshalb werde ich genau das jetzt tun und hoffe, du hast nichts dagegen.«
    Ich konnte sehen, wie sie tief durchatmete, während ihr Gesicht einen verletzten Ausdruck annahm. Pause. »Ach so«, antwortete sie schließlich. »Ja, sicher. Natürlich habe ich nichts dagegen.«
    Das war gemein gewesen, ich wusste es. Es war mir vollkommen klar. Dennoch drehte ich mich um, ging davon und ließ sie mit dem schreienden Baby stehen. Trotzdem verfolgte das Gebrüll mich regelrecht, es füllte meine Ohren, blieb trotz des fröhlichen Lärms auf der Promenade hörbar, bis hinein ins Restaurant und auch dann noch, als ich zu dem Tisch ging, wo mein Vater saß und bereits angefangen hatte zu essen. Ich setzte michihm gegenüber. Er schob mir quer über den Tisch eine Speisekarte zu. Musterte mich forschend.
    »Entspann dich«, meinte er. »Es ist Freitagabend.«
    Klar, dachte ich. Natürlich. Und als ein paar Minuten später meine Zwiebelringe serviert wurden, versuchte ich es: mich zu entspannen. Doch aus irgendeinem Grund schmeckten sie dieses Mal nicht so wie sonst. Immer noch gut. Aber nicht so einmalig und lecker wie vorher.
    ***
    Aus Erfahrung wusste ich, wann ein Streit vorbei war und wann er gerade erst begonnen hatte. Deshalb zögerte ich nach dem Essen meinen Heimweg so lang wie möglich hinaus, ging noch ewig am Strand spazieren und machte den weitesten Umweg, der überhaupt möglich war, um nach Hause zu kommen. Doch anscheinend immer noch nicht weit genug: Als ich zwei Stunden später die Stufen zur Veranda hinaufging, hörte ich die beiden sofort.
    »…   verstehe nicht, was du von mir willst. Du hast mich gebeten, meine Arbeit zu unterbrechen und mit euch essen zu gehen. Was ich brav getan habe. Aber du bist immer noch nicht zufrieden.«
    »Ich wollte, dass wir alle zusammen essen!«
    »Was auch der Fall gewesen wäre, wenn du nicht unbedingt zu deinem Laden hättest gehen müssen. Das war allerdings deine Entscheidung.«
    Ich ließ meine Hand, die bereits auf dem Tüfknauf lag, wieder sinken und wich ein wenig zurück, sodass ich nicht mehr im Schein der Verandalampe stand. Ihre Stimmenklangen so nah, dass sie offenkundig unmittelbar im Eingangsbereich standen. Und ich wollte ganz bestimmt

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