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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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noch mehr Probleme gehabt hätte, ihn zu betreten, als ich. Lebhaft konnte ich mir ihr Gesicht vorstellen: Wie sie angewidert die Augen zusammenkniff, der schwere, gepresste Seufzer, der mehr besagte als die unweigerlich folgende, spitze Bemerkung: »Hier drinnen kommt man sich ja vor wie in einer Gebärmutter!«, würde sie stöhnen. »Eine Umgebung, die restlos von geschlechtsbedingten Stereotypen und Erwartungen geprägt und ebenso erbärmlichund bedauernswert ist wie diejenigen, die sich darin einrichten.«
    Genau, dachte ich. Und ging rein.
    ***
    Heidis Büro mochte der helle Wahnsinn sein – ihre Buchhaltung war dafür eigentlich ziemlich gut in Schuss. Als ich im letzten Jahr während der Sommerferien beim Buchhalter meiner Mutter gejobbt hatte, waren mir ein paar wirklich irre Buchhaltungsmethoden untergekommen. Es gab Leute, die lieferten Scheckhefte ab, wo die Ausgaben monatelang nicht mehr aktualisiert worden waren, oder andere, die ihre Quittungen nur in Form von bekritzelten Streichholzbriefchen oder Papierservietten aufbewahrten. Heidis Unterlagen waren ziemlich gut geordnet, ihr Ablagesystem war nachvollziehbar, es gab bloß ein paar Unstimmigkeiten, und die auch erst in den letzten zehn Monaten oder so. Wenn ich berücksichtigte, was mein Vater über ihren Hintergrund als Geschäftsfrau gesagt hatte, hätte mich das vermutlich gar nicht so wundern dürfen. Dennoch war ich ziemlich erstaunt.
    Was mich allerdings nicht überraschte, war die Tatsache, dass man sich in diesem Büro absolut nicht konzentrieren konnte. Im Gegenteil, mir war erst mal ein bisschen flau, während ich so dasaß. Und dieses mulmige Gefühl steigerte sich, als ich die Schreibtischlampe anknipste, die einen orangefarbenen Schirm hatte, wodurch alles noch radioaktiver wirkte. Doch nach wenigen Minuten mit dem Scheckheft und einem Taschenrechnerschien die Übelkeit von mir abzufallen. Mir war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr mir die Einfachheit und Klarheit von Zahlen gefehlt hatte. Alles, was in Gestalt von Summen, Spalten und Tabellen einherkommt, ergibt fast automatisch einen Sinn. Keine Emotionen, keine Komplikationen. Nur Ziffern auf dem Bildschirm, die sich perfekt und gleichmäßig aneinanderreihen.
    Tatsächlich war ich so in meine Arbeit vertieft, dass ich die Musik, die aus dem Laden kam, zunächst gar nicht richtig wahrnahm. Erst als sie plötzlich ohrenbetäubend laut wurde, drang sie durch die Steuerformulare hindurch an mein Ohr und in mein Bewusstsein.
    Ich sah auf die Uhr – eine Minute nach neun   –, schob meinen Stuhl zurück und behutsam die Tür auf. Draußen vor der Bürotür konnte man von der Musik definitiv taub werden. Es war ein Discosong mit rasantem Rhythmus, zu dem eine weibliche Stimme irgendetwas über eine Sommerliebe juchzte. Ich überlegte gerade, ob sie vielleicht Probleme mit der Anlage hatten, da sah ich, wie Esther mit hoch erhobenen Armen an den Jeansständern vorbeitanzte. Sekunden später folgte erst Leah, die sich träge in den Hüften wiegte, und dann Maggie, auf Zehenspitzen hüpfend und trippelnd. Wie eine Polonaise mit nur drei Teilnehmern, die so rasch an mir vorbeizog wie eine Erscheinung.
    Ich machte noch einen Schritt nach vorn. Kunden sah ich nirgends, obwohl draußen auf der Promenade ziemlicher Betrieb herrschte und jede Menge Leute vorbeiflanierten. Ich hatte gerade beschlossen, ins Büro zurückzukehren und darauf zu warten, dass es wieder still wurde,da tauchte Esther hinter dem Ständer mit den Badeanzügen auf. Sie streckte die Hand aus und zog Leah zu sich heran. Esther drehte Leah schwungvoll erst aus, dann wieder ein. Sie lachten. Lösten sich voneinander, sodass Maggie sich zwischen sie schieben konnte und wild mit den Hüften wackelte, während die beiden anderen um sie herumtanzten.
    Mir war gar nicht richtig klar, dass ich bloß dastand und die drei anstarrte, bis Esther mich bemerkte. »Hey«, rief sie. Ihre Wangen waren gerötet. »Der Neun-Uhr-Tanz. Komm, mach mit.«
    Ich schüttelte intuitiv den Kopf. »Nein, danke.«
    »Nein gilt nicht«, brüllte Leah, um die Musik zu übertönen, schnappte sich Maggies Hand, um sie herumzuwirbeln. »Alle Angestellten sind zur Teilnahme verpflichtet.«
    Dann kündige ich, dachte ich, doch sie wackelten schon wieder nach vorn in den Laden. Dieses Mal war Maggie die Anführerin. Sie hüpfte auf und ab, hinter ihr schnippte Esther begeistert mit den Fingern. Leah bildete die Nachhut. Sie warf einen letzten Blick über die

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