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Dessen, S

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Titel: Dessen, S Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Because of you
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antwortete Leah. Sie hüpfte auf die Theke und schlug die Beine übereinander. »Dann platzen unsere Schecks ja jetzt vielleicht nicht mehr.«
    »Wollen wir’s hoffen«, meinte Esther, heute ohne Rattenschwänze. Dafür saß eine Militärmütze auf ihrem lose herabfallenden Haar. Dazu trug sie einen schwarzen Fummel, Jeansjacke, Flipflops. »Ich meine, ich liebe Heidi, wirklich. Trotzdem, vor dem Geldautomaten bezahlt zu werden ist irgendwie arm.«
    »Aber du bist immerhin bezahlt worden. Heidi ist eine prima Chefin und das Ganze war bloß ein blödes Versehen«, meinte Maggie, die mittlerweile betont
nicht
mehr in meine Richtung sah, sondern auf einen Knopf an der Kasse drückte, ein Bündel Scheine herausnahm und glättete. Sie war wieder von Kopf bis Fuß in Pink gekleidet, inklusive ihrer Flipflops, und ich fragte mich, ob das vielleicht so etwas wie ein Markenzeichen sein sollte. »Jedenfalls soll eine von uns ihr alles zeigen.«
    »Wem?«, fragte Leah. »Heidi?«
    »Nein«, erwiderte Maggie. Schloss die Kassenschublade. Sah mich an. Leah und Esther folgten ihrem Blick. Ich hatte ganz klar das Ende der Planke erreicht. Mir blieb nichts anderes mehr übrig als zu springen.
    »Auden«, sagte ich.
    Pause. Bis Leah von der Theke herunterhopste. »Komm mit«, meinte sie über die Schulter hinweg zu mir. »Zum Büro geht es hier entlang.«
    Ich spürte die Blickte der beiden anderen in meinem Rücken, während ich hinter Leah her an ein paar Ständern mit Jeans, einem Schuhregal und einem Wühltisch mit Sonderangeboten vorbeilief, bis zu einem schmalen Gang an der Rückseite des Ladenraums. Mit dem Kinn deutete sie auf eine Tür zu unserer Linken. »Toilette«, sagte sie. »Aber nicht für Kunden, nie. Keine Ausnahmen. Und hier ist das Büro. Warte, die Tür klemmt ein bisschen.«
    Ich wich leicht zurück. Sie stemmte sich dagegen. Im nächsten Moment vernahm ich ein
Plopp!
Und die Tür öffnete sich.
    Das Erste, was ich sah, war Pink. Alle vier Wände waren in einer rosafarbenen, fast kaugummiartigen Schattierung von Maggies Lieblingsfarbe gestrichen. Und was nicht pink war (anscheinend nicht viel, zumindest auf den ersten Blick), war orange. Doch damit nicht genug, es wurde noch abartiger: Der winzige Raum war vollgestopft mit allem möglichen Mädchenkrimskrams – pinkfarbene Ablagebehälter, ein
Hello-Kitty
-Bleistifthalter, eine Schüssel, die bis zum Rand mit Lippenstift und Lipgloss gefüllt war. Selbst die Etiketten an den Aktenschränken – den Aktenschränken! – waren entweder pink oder orangefarben, und über einem davon war eine rosa Federboa drapiert.
    Unwillkürlich entfuhr mir ein »Wow!«.
    »Ich weiß«, sagte Leah zustimmend. »Man kommt sich vor wie in einer Maoam-Schachtel. Also, der Safe ist unter dem Schreibtisch, das Scheckbuch liegt links in der zweiten Schublade von oben, wenn es denn hier ist, und die Rechnungen gehören unter den Bären.«
    »Bär?«
    Sie ging quer durch den Raum zum Schreibtisch und hob einen kleinen rosa Teddybären hoch. Mit orangefarbenem Hut. »Hier.« Sie zeigte auf einen Stapel Belege, der darunterlag. »Frag mich nicht. Als ich hier angefangen habe, war schon alles so. Möchtest du sonst noch etwas wissen?«
    Natürlich, so einiges, aber nichts, was sie mir hätte beantworten können. »Nein. Danke.«
    »Kein Thema. Schrei, wenn du uns brauchst.« Sie ging zurück in den Laden. Ich stand immer noch im Flur,hatte bisher nicht die Kraft aufgebracht, mich ins Innere des Pinkparadieses vorzuwagen. Ich hörte, wie sie sich hinter mir entfernte, doch nach wenigen Schritten sagte sie: »Ach, und   … Auden?«
    Ich wandte mich um. »Ja?«
    Sie warf einen raschen Blick über die Schulter, trat dann wieder etwas dichter zu mir. »Mach dir keinen Kopf wegen Maggie. Sie ist bloß noch   … etwas durcheinander. Sie kommt schon drüber weg.«
    »Oh«, sagte ich. Und fragte mich, was die korrekte Reaktion darauf war. Denn selbst ich wusste, dass man besser nicht mit einem Mädchen über ein anderes Mädchen redete, vor allem, wenn die beiden befreundet waren. »Okay.«
    Sie nickte. Vorn im Laden beugten Esther und Maggie sich mittlerweile über einen Karton und klebten Preisschilder auf Sonnenbrillen. Sie blickten flüchtig auf, als Leah kam, und machten dann wie selbstverständlich Platz, sodass sie ihnen helfen konnte.
    Ich lugte wieder in den pinkfarbenen Raum. Aus irgendeinem Grund musste ich an meine Mutter denken, und sei es nur, weil sie der einzige Mensch war, der

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