Dessen, S
wollen.«
»Stimmt«, meinte Maggie. »Aber ich hatte kein Rechtdazu, genauso wenig wie Belissa. Sie und Eli sind nicht mehr zusammen. Er kann reden, mit wem er möchte.«
»Das ist doch genau der Punkt.« Leah wandte sich wieder zu uns um. »Eli redet nicht. Mit niemanden. Nie. Also, warum dann mit ihr?«
Schweigen. Schließlich räusperte ich mich und sagte: »Ich weiß es nicht. Er tut’s einfach, seit der einen Nacht, als ich ihn auf seinem Fahrrad gesehen habe.«
Erneutes Schweigen. Wieder starrten mich alle drei an, sogar Esther – die ja fuhr – via Rückspiegel. Schließlich fragte Maggie leise: »Du hast Eli auf dem Fahrrad gesehen? Was hat er denn gemacht?«
Ich zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Tricks? Ein paar Sprünge? Es war ganz hinten auf der Promenade, er ist einfach ein bisschen rumgehüpft.«
Maggie und Leah wechselten einen Blick. »Wisst ihr was?«, sagte Leah. »Ich glaube, wir sollten …«
»Absolut«, ging Esther dazwischen und setzte den Blinker, um die Tankstelle anzusteuern. »Ohne ein paar Snacks mit genau dem richtigen Wumm läuft hier gar nichts mehr.«
***
»Der Punkt ist«, begann Maggie, »bevor wir dir erklären können, was mit Eli los ist, müssen wir dir erst von Abe erzählen.«
Wir saßen am Ende des Piers nebeneinander auf einer Bank und blickten aufs Meer, umgeben nur von Wind und Gischt.
»Abe und Eli«, fuhr Maggie fort, »waren unzertrennlich.Beste Freunde, praktisch seit dem Kindergarten. Man sah eigentlich nie einen ohne den anderen.«
»Aber sie waren wie Tag und Nacht«, fiel Esther ergänzend ein. »Du weißt schon, Eli kommt irgendwie düster, ruhig, geheimnisvoll rüber. Abe hingegen …«
Für einen Moment herrschte Stille, während alle drei nachzudenken schienen. Schließlich meinte Leah: »Der größte Scherzkeks überhaupt.«
»Stimmt.« Maggie nickte eifrig. »Niemand war so albern und witzig wie er. Er brachte jeden zum Lachen, wirklich jeden.«
»Sogar Eli?«
»
Gerade
Eli.« Leah lächelte. »Könnt ihr euch überhaupt noch vorstellen, wie Eli war, bevor Abe gestorben ist? Er war im Prinzip … ja, er konnte richtig komisch sein.«
»Abe ist tot?«, fragte ich.
Maggie bestätigte mit ernster, fast feierlicher Miene und öffnete ein Päckchen Kaugummi. »Es passierte letztes Jahr, im Mai. Er und Eli waren in Brockton, sind beim
Concrete Jungle
mitgefahren, das ist
der
Stadtparcours überhaupt. Beide hatten Sponsoren, schon seit mehreren Jahren. Und beide hatten ursprünglich ganz normal mit BMX angefangen, aber dann spezialisierte Eli sich eher auf Halfpipe, während Abe Cross Country fuhr, zumindest bei Wettkämpfen. Doch bei allgemeinen Stadtrallyes waren beide spitze, was andererseits kein Wunder ist, man muss bloß daran denken, wo wir herkommen.«
Ich schaute sie anscheinend ziemlich verständnislos an, denn Leah sagte: »Maggie, außer dir hat hier keinerAhnung von diesem Bike-Scheiß. Red gefälligst normal.«
»Ach so, sorry.« Maggie wickelte ein Kaugummi aus. »Eli und Abe waren einfach beide richtig tolle Biker. So gut, dass sie Geld dafür bekamen, an Wettkämpfen teilzunehmen. Deshalb fuhren sie überhaupt nach Brockton.«
»Und hinterher, nach dem Event und der anschließenden Party«, setzte Esther hinzu, »hatten sie den Unfall.«
»Den Unfall«, wiederholte ich.
Leah nickte. »Eli saß am Steuer. Und Abe kam ums Leben.«
Ich hörte, wie ich scharf die Luft einsog: »Ist ja grauenhaft.«
»Der Horror.« Maggie faltete das Kaugummipapier erst einmal, dann noch einmal. Und immer weiter, so lange, bis ein winziges Quadrat entstanden war. »Als Eli anrief, war ich gerade bei Jake, bei ihnen zu Hause. Eli war im Krankenhaus und versuchte zu sprechen, aber man konnte nichts verstehen, er gab nur diese irren Laute von sich …«
Sie brach ab, blickte über das Wasser, das sich dunkel vor uns erstreckte. Esther sprang ein: »Es war nicht seine Schuld. Jemand hat ihm die Vorfahrt genommen, ist ihm voll in die Seite gefahren und hat Fahrerflucht begangen.«
»War wahrscheinlich total besoffen«, fügte Leah hinzu.
Esther nickte zustimmend. »Eli war am Boden zerstört. Es war, als hätte Abe einen Teil von ihm mitgenommen. Seitdem ist Eli nicht mehr der Alte.«
»Hat alles aufgegeben, Fahrradfahren, die Zusammenarbeit mit den Sponsoren, alles«, meinte Maggie. »Er hatte angefangen zu studieren, an der Uni, wo auch deine Mutter unterrichtet, und vorübergehend unterbrochen, damit er weiter an Wettkämpfen
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