Dessen, S
aus. Also, los geht’s.«
Sie wartete nicht ab, bis irgendjemand sein Okay gegeben hatte, sondern steckte ihre TicTacs wieder in die Tasche und ging mit langen Schritten auf das Haus zu.Esther folgte ihr, wenig begeistert. Maggie warf mir einen Blick zu. »So schlimm wird es schon nicht«, sagte sie. »Ich meine, es ist bloß eine Party. Du weißt schon.«
Ich wusste natürlich nichts. Hatte keine Ahnung, allerdings auch nicht vor, das zuzugeben. Stattdessen lief ich hinter Maggie die Auffahrt entlang, wobei ich versuchte, nicht auf die Bierdosen zu treten, die überall herumlagen.
Drinnen drängten sich die Leute. Es roch nach Rasierwasser und Parfum, nach Schweiß und Bier, und je weiter wir ins Hausinnere vordrangen, umso stärker wurde der Geruch. Ich bemühte mich, stur geradeaus zu schauen. Dennoch bemerkte ich ab und zu aus den Augenwinkeln, wie mich irgendein verschwitzter Typ anglotzte oder blöde Bemerkungen machte.
Endlich hatten wir uns ins Wohnzimmer durchgekämpft. Obwohl es dort noch voller war, bekam man etwas mehr Luft. In einer Ecke tanzten ein paar Leute, Mädchen vor allem, während die Jungs drum herumstanden und zuschauten. In der Küche, rechts von mir, entdeckte ich ein Bierfass und jede Menge Flaschen mit härteren Sachen. Wundersamerweise standen dort auch zwei Platten mit Gebäck: Auf der einen richtig hübsche Petits Fours, deren Zuckerguss – lauter Rosen – eindeutig per Hand aufgetragen worden war; auf der anderen schmale, rechteckige Törtchen mit unterschiedlichen Füllungen – Zitrone, Schokolade, Himbeere –, liebevoll angerichtet.
Maggie bemerkte meinen Blick und schrie mir ins Ohr: »Belissas Eltern gehört die Konditorei
Sweet Petite
. Das ist ihr Haus. Und das da Belissa.«
Mit dem Kinn deutete sie auf ein Mädchen mit langen, dunklen, aber blond gesträhnten Haaren, das ein weißes Tanktop sowie Jeans trug und tanzte. Sie hatte den Kopf in den Nacken gelegt und lachte. Ihr Lippenstift war knallrot. Er hatte die gleiche Farbe wie die Minirosen auf den Petits Fours.
»Wir brauchen dringend Bier«, verkündete Leah, zauberte ein paar rote Plastikbecher von irgendwoher und reichte sie mir. »Los, du stehst am nächsten dran.«
Ich blickte erst auf die Becher, dann auf das Fass. Leah und Maggie quatschten miteinander, Esther war irgendwie verschwunden, deshalb merkte niemand, dass ich zögerte, bevor ich zum Fass ging. Denn dort sollte ich ja wohl das Bier herholen, oder etwa nicht? Sah eigentlich gar nicht so schwer aus. Beherzt griff ich nach dem Zapfhahn an, drehte an dem oberen Teil. Nichts.
Ich blickte mich etwas ratlos um. Leah und Maggie waren in ihre Unterhaltung vertieft und die beiden einzigen anderen Menschen in unmittelbarer Nähe standen an den Kühlschrank gelehnt, knutschten wie wild herum und achteten weder auf mich noch auf sonst wen. Erneut drehte ich an dem Zapfhahn – wieder nichts – und spürte, dass ich rot wurde. Es war mir noch nie leichtgefallen, um Hilfe zu bitten, vor allem dann nicht, wenn es um etwas ging, das andere wie selbstverständlich konnten.
Ich holte tief Luft und wollte gerade ein drittes Mal drehen, als sich eine Hand über meine schob, auf den oberen Teil des Zapfhahns drückte – und prompt lief das Bier in den Becher, den ich darunterhielt.
»Lass mich raten«, meinte Eli in seiner typischen ruhigenArt. »Bier zapfen fällt auch in die Kategorie ›Aktivitäten im Freien‹.«
Ich drehte mich zu ihm um. Er stand unmittelbar hinter mir, trug Jeans und dasselbe blaue Kapuzenshirt wie an dem Abend, als wir uns kennengelernt hatten. Vielleicht lag es daran, dass mir das Ganze ohnehin so peinlich war, und umso peinlicher, seit ich einen Zuschauer hatte – jedenfalls fragte ich leicht gereizt: »Sind wir etwa im Freien?«
Er blickte sich um, als müsste er sich erst noch vergewissern, dann wandte er sich wieder mir zu. »Nö.«
»In dem Fall wohl nicht.« Ich richtete meine Aufmerksamkeit erneut auf das Bierfass.
Er löste seine Hand vom Zapfhahn, sah zu, wie ich einen weiteren Becher füllte. »Es kommt mir so vor, als wärst du immer ein bisschen in der Defensive«, meinte er.
»Und mir kommt es so vor, als würdest du immer ziemlich vorschnell urteilen«, konterte ich.
»Ups«, erwiderte er. »Du bist immer noch sauer wegen dieser Fahrradsache.«
»Ich
kann
Fahrrad fahren!«, sagte ich.
»Aber kein Bier vom Fass zapfen.«
Ich seufzte. »Und das muss man können, weil …?«
Er zuckte die Achseln.
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