Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Blick wanderte von Pat zu mir.
»Hallo, ich bin Kinsey«, stellte ich mich vor.
»Hallo«, erwiderte das Mädchen.
Pat lief zum Parkplatz hinaus, wo offenbar Mr. Culpepper wartete.
Althea musterte mich mit dem feierlichen Ernst einer Katze. Sie setzte sich in einen Sessel und rutschte so weit zurück, daß ihre Füße gerade noch über den Polsterrand ragten. »Wer bist du ?«
»Ich bin Privatdetektivin. Weißt du, was das ist ?«
Sie nickte und schob die Brille zurück.
Da ich annahm, daß sie ihr Wissen über Privatdetektive aus dem Fernsehen bezog, war ich sicher, daß ich kaum ihren Vorstellungen entsprach. Das war vermutlich auch der Grund, warum sie mich so skeptisch anstarrte.
»Ich habe nicht ins Bett gemacht«, erklärte sie unvermittelt.
»Das glaube ich dir .«
Während sie mich weiterhin unverwandt musterte, schien sie etwas mehr Vertrauen zu mir zu fassen. »Wo wohnst du denn ?« fragte sie schließlich.
»Drunten am Strand«, antwortete ich.
»Und warum bist du hier ?« wollte sie wissen.
»Weil deine Mammi mich hergebeten hat .«
»Weshalb?«
»Damit ich mich ein bißchen umsehe und mit Pat rede...«
Althea betrachtete ihre Lederschuhe. »Soll ich dir mal was sagen ?«
»Was denn?«
»Hühnerpopo«, sagte sie und ihr Gesicht verzog sich zu einem schüchternen Lächeln.
Ich lachte fast mehr über ihren Gesichtsausdruck als über den Kinderwitz, den ich als Kind selbst gern zum besten gegeben hatte. »Wie heißt dein Daddy ?«
»David. Er ist netter als Gerald .«
»Kann ich mir vorstellen .«
Sie beugte sich plötzlich vor und zupfte an ihrem Schuh herum. Dann lehnte sie sich zurück und bewegte die Füße hin und her. »Wo ist meine Mutter ?«
»Auf dem Weg hierher«, erwiderte ich.
Plötzlich wurde es still. Althea schnalzte mit der Zunge. Dann seufzte sie und stützte das Kinn auf die Hand. »Machst du manchmal ins Bett ?«
»In letzter Zeit nicht mehr.«
»Ich auch nicht mehr. Nur Babys tun das. Und ich bin schon groß .«
Sie verstummte erneut. Wir hatten das Thema offenbar erschöpfend behandelt.
Draußen hörte ich Stimmengemurmel. Pat kehrte in Begleitung eines Mannes zurück, der sich mir als David Culpepper vorstellte. Culpepper war ein großer Mann mit Vollbart, dichtem Haar, breiten Schultern, schmalen Hüften und dem Oberkörper eines Gewichthebers. Er trug ein Flanellhemd, Jeans und Stiefel. Zum idealen Cowboy fehlte ihm eigentlich nur noch das Pferd. »Pat hat mir schon alles erzählt«, begann er. »Ist Emily noch nicht da ?«
»Sie muß jeden Augenblick kommen«, versicherte ich ihm.
Wir sahen alle wie auf Kommando zu Althea , der Schocks irgendwelcher Art natürlich erspart bleiben sollten.
» Althea , Kleines«, sagte Pat prompt wie Minnie Mouse persönlich. »Geh’ doch noch ein bißchen auf den Spielplatz schaukeln.«
»Das war ich schon .«
» Althea !« sagte ihr Vater mit drohendem Unterton.
Althea stand mit einem hörbaren Seufzer auf und ging mit beleidigter Miene zur Tür. Kaum war sie verschwunden, wandte sich David Culpepper mir zu.
»Was ist eigentlich los ?«
»Im Augenblick weiß ich auch nicht mehr als Sie«, ent-gegnete ich. »Ihre Frau schwört, so gegen sechs Uhr heute morgen diesen Gerald mausetot in Altheas Bett entdeckt zu haben. Ich habe bisher nicht die Spur von ihm gefunden .«
»Mein Gott! Warum sollte Emily so was behaupten, wenn’s nicht stimmt ?«
»Bitte, entschuldigen Sie mich«, warf Pat ein. »Gleich wollen sich Leute die leerstehende Wohnung ansehen. Ich warte lieber draußen. Sagen Sie mir, falls Sie was brauchen .« Damit nahm sie einen Schlüsselbund von der Küchentheke und ging in den Hof hinaus.
»Vielleicht sehen Sie sich Altheas Zimmer selbst mal an«, schlug ich David vor.
»Keine schlechte Idee.«
Emilys Wohnungstür war noch offen. Wir gingen durch den Wohnraum zu Altheas Zimmer. Von einer Leiche war genausowenig zu sehen wie zuvor. David untersuchte wie ich als erstes das Bett bis zur Matratze.
»War Gerald der Scheidungsgrund ?« erkundigte ich mich, als er fertig war.
»Ja, das könnte man auch sagen .«
»Und was könnte man noch sagen ?«
»Ich weiß nicht, was Sie das angeht .«
»Bitte, wenn Sie’s lieber der Polizei erzählen.«
Er seufzte. »Bevor wir Althea bekamen, war Emily berufstätig. Nach der Geburt ist sie zu Hause geblieben. Offenbar hat sie das nicht gut vertragen. Wenigstens behauptet sie das. Als Althea in den Kindergarten ging, hatte sie plötzlich kaum was zu tun. Sie
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