Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
Stunde bin ich wieder hier. Verweigern Sie erst mal die Aussage. Sagen Sie den Herren, daß Sie Fragen nur in Gegenwart Ihrer Anwältin beantworten .«
»Kann ich das denn ?« wollte Emily naiv wissen. »Ich meine, ist das überhaupt zulässig ?«
»Das steht im Gesetzbuch, schwarz auf weiß, Herzchen«, erwiderte Germaine mit mehr Geduld, als ich sie in diesem Moment aufgebracht hätte.
Ich warf ihr einen dankbaren Blick zu. Sie ging zu ihrem Wagen, der am Straßenrand parkte.
Etwas an dieser Geschichte stimmte nicht. Ich hatte wieder einmal das Gefühl, es müsse für alles eine simple Erklärung geben, vorausgesetzt ich kam darauf. Jemand zupfte an meinem Ärmel. Ich sah hinunter. Neben mir stand Althea . Sie schob ihre Hand in meine Hand. Offenbar fühlte sie sich ausgerechnet zu mir hingezogen; fast wie eine Katze, die sich unweigerlich auf dem Schoß desjenigen niederläßt , der an Katzen-Phobie leidet. Zugegeben, ich fühlte mich irgendwie geschmeichelt. Allerdings konnte ich mir nicht ganz erklären, womit ich mir dieses Vertrauen verdient hatte.
Pat entdeckte jetzt ebenfalls das kleine Mädchen.
»Oh, da ist ja Althea !« flötete sie in höchsten Tönen.
»Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang«, verkündete ich entschlossen, denn ich fürchtete fast, auch noch in diesen Ton zu verfallen, wenn ich noch länger hier herumhing.
Althea und ich schlenderten in einer Seitenstraße auf und ab, an einem Eingang zum Innenhof vorbei. Dabei konnte ich beobachten, daß mittlerweile zwei Beamte in Uniform eingetroffen und die potentiellen Mieter bei der Besichtigung der Waschküche angelangt waren. Die Leute von der Spurensicherung schienen sich zu verspäten, denn in der folgenden halben Stunde standen alle nur tatenlos herum. Zuvor hatte ein Beamter die Personalien der Beteiligten aufgenommen, und der andere den Tatort mit einem Seil abgesperrt.
Altheas Schweigen wurde mir allmählich doch unheimlich.
»Bist du kein bißchen neugierig ?« fragte ich.
Sie schüttelte ernst den Kopf. »Wir sind vorhin nicht hier gewesen, als ich gespielt habe .«
»Was hast du gemacht ?«
»Nichts.«
»Klingt langweilig«, bemerkte ich. »Und wieso hast du nichts gemacht ?«
»Deshalb.«
»Und dabei bleibst du, was ?« sagte ich scherzhaft. Ich sah in das ernste kleine Gesicht mit den Pausbacken, der Brille und den großen grauen Augen hinunter. Für das Kind war die Sache nicht zum Lachen, und ich wußte, daß ich nichts ins Lächerliche ziehen durfte.
»Gerald ist tot«, erklärte sie.
»Ja, sieht so aus«, antwortete ich nachdenklich.
Ich dachte an den Mann, der in ihrem Zimmer erschossen worden war, und an die leere Wohnung zwei Türen weiter. Emily mußte am Tatort aufgetaucht sein, bevor die Leiche fortgebracht werden konnte. Aber weshalb hatte man ihn ausgerechnet dort umgebracht? Und warum hatte man ihn dann fortgeschafft? Weshalb fanden sich in Altheas Bett keinerlei Spuren? Das Waschpulver auf dem Teppich und die Buchstaben fielen mir wieder ein. Es war reichlich verwirrend. Die Antwort schien greifbar zu sein. Ich blieb stehen. Zu viele Fragen wirbelten in meinem Kopf herum.
»Komm! Mal sehen, ob wir bei Pat kurz telefonieren können«, sagte ich zu Althea . Das Kind trippelte gehorsam neben mir her. Wir gingen auf den Hof und an der Waschküche vorbei.
»Warte einen Moment .« Ich streckte den Kopf zur Tür hinein. An der Wand hing tatsächlich ein Waschmittelautomat, aus dem man kleine Portionspackungen entnehmen konnte. Es waren dieselben Schachteln, die wir in Carolines Wohnung gefunden hatten. Zumindest wußte ich jetzt, woher das Waschpulver stammte.
Am Brunnen warteten Pat und Emily noch immer auf das Eintreffen der Mordkommission mit Arzt, Fotografen und anderen Spezialisten.
»Darf ich mal bei Ihnen telefonieren ?« bat ich Pat. Sie nickte.
Die Telefonnummer, die ich sowohl bei Pat als auch bei Emily an der Wand gelesen hatte, machte mich neugierig. Warum hatten sich die beiden dieselbe Nummer notiert? Was hatten sie gemeinsam... abgesehen von der Tatsache, daß sie in einem Haus wohnten? Ich überlegte, ob die Lösung des Rätsels in dieser siebenstelligen Nummer verborgen liegen könnte.
Wir betraten Pats Wohnung. Ich ging schnurstracks zum Telefon, warf einen Blick auf die Nummer an der Wand und wählte. Das Rufzeichen ertönte zweimal, dann meldete sich eine melodische Stimme: >Beim ersten Ton des Zeitzeichens ist es zwölf Uhr null Minuten und null Sekunden<. Ich lachte schallend.
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