Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
ist jeden Nachmittag in den Country Club gegangen. Ich dachte, sie würde sich dort großartig amüsieren. Ich wäre froh, wenn ich soviel Zeit hätte. Sie hat Tennis, Golf und Bridge gespielt. Und Gerald kennengelernt...«
Den Rest ließ er unausgesprochen, doch es war nicht schwierig, sich alles zusammenzureimen. Emilys Verhältnis mit Gerald hatte wohl als eine Art Freizeitsex begonnen und sich dann zu einer ernsthafteren Affäre entwickelt.
»Was machen Sie eigentlich beruflich ?« fragte ich.
»Ich bin Bauunternehmer. Eine ziemlich anspruchslose Arbeit«, erklärte er beinahe entschuldigend. »Mir fehlt vermutlich die nötige Romantik... ich bin eher ein Vernunftmensch. Und viel Freizeit habe ich nie gehabt. Ich habe geschuftet, damit wir gut leben konnten .«
»Emily hat behauptet, Gerald sei ein Schuft gewesen. Er hat sie betrogen, sich Geld von ihr gepumpt./ Weshalb hat sie das mit sich machen lassen ?«
»Fragen Sie sie doch selbst«, entgegnete er. »Der Kerl war eine taube Nuß . Zahlen Sie mal Unterhalt und Alimente, wenn Sie genau wissen, daß Ihr Geld in die Taschen eines Mannes fließt, der Ihre Frau bumst .«
»David! Das ist eine Unverschämtheit !«
Wir drehten uns beide um. Emily Culpepper stand mit hochrotem Gesicht im Türrahmen. Hinter ihr entdeckte ich Germaine Santoni , die Anwältin aus der Kanzlei direkt gegenüber von meinem Büro. Germaine ist groß, hat dunkles, lockiges Haar und veilchenblaue Augen... David Culpepper erfaßte dies alles mit einem einzigen Blick. Ich machte die Honneurs und erklärte alles zum x-tenmal .
»Aber er hat genau dort gelegen !« sagte Emily aufgeregt. »Das schwöre ich !«
»Und Ihr Zimmer? Könnten wir da mal reinsehen ?« bat ich.
Ich gab Emily ihre Schlüssel zurück. Sie schloß die Schlafzimmertür damit auf. Unsicher zwängten wir uns wie Comic-strip-Figuren in das kleine Zimmer. Von einer Leiche fehlte auch hier jede Spur. David sah in den Schrank, und Emily ließ sich auf Händen und Füßen nieder, um unters Bett zu gucken.
Schließlich machte sie die Nachttischschublade auf. »Da ist wenigstens meine Pistole !« Sie machte Anstalten hineinzugreifen.
»Lassen Sie die Finger weg !« schrie ich sie an. »Lassen Sie das verdammte Ding bloß liegen !«
Emilys Hand zuckte zurück. »Entschuldigung«, murmelte sie.
»Suchen wir weiter nach Gerald .«
Germaine nahm sich den Wäschekorb vor. Der Gründlichkeit zuliebe durchsuchte ich Altheas Zimmer und den Wäscheschrank im Flur und stellte interessiert fest, wie ordentlich dort alles war. Ich dagegen schaffte es nicht einmal, die Bettücher faltenlos zusammenzulegen, und stopfte die Handtücher meistens alle irgendwie in ein Fach hinein. Emilys Handtücher waren nach Farben geordnet, die Bettwäsche war gestärkt und gebügelt. Sie hielt sogar Platz im Regal für die Garnitur frei, die gerade in der Wäscherei war. Ich hatte den dringenden Verdacht, daß sie für die Herren sogar die Unterwäsche bügelte. Sie schien der Typ zu sein.
Ich wollte gerade in Emilys Schlafzimmer zurückkehren, als wir Pats Schreien hörten. Es klang wie in einem Horrorfilm, jedoch anhaltender. Ich hechtete aus der Wohnung und entdeckte Pat im Hof. Sie stand zwei Türen weiter, kalkweiß im Gesicht, und bewegte nur stumm die Lippen. Sie deutete dabei geradeaus. Ich drängte mich an ihr vorbei in das leere Apartment, das vormals wohl Caroline bewohnt hatte.
Auf dem Wohnzimmerfußboden lag eine Leiche. Ich hoffte nur inständig, daß es auch tatsächlich Gerald war.
»Das ist er !« behauptete Pat. »Oh, mein Gott. Er ist tot. Genau wie sie gesagt hat. Ich wollte die Wohnung noch mal lüften, bevor die Mietinteressenten kommen. Die Tür war nicht verschlossen. Ich bin reingegangen... und da lag er .« Sie brach in Tränen aus.
Ich konnte mir nicht vorstellen, wie die Leiche hierhergekommen sein sollte. Hatte Gerald möglicherweise noch gelebt, als Emily ihn am frühen Morgen entdeckt hatte? Hatte er sich aus eigener Kraft hierher geschleppt? Ich beugte mich über den Toten und betrachtete verständnislos das Häufchen weißen Pulvers neben Geralds rechter Hand. Das Zeug sah aus wie Waschpulver. Die Körnchen, die am rechten Zeigefinger des Toten hafteten, ließen darauf schließen, daß er noch versucht hatte, eine Nachricht zu übermitteln. Jedenfalls waren auf der Oberfläche des Pulvers Buchstaben erkennbar.
»Was ist das denn ?« fragte David hinter mir.
»Keine Ahnung«, murmelte ich. »Liest sich wie
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