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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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»Deshalb hat sie mich doch engagiert !«
    Verwirrt sah er zu Mona hinüber. »Du hast nicht mit ihm geschlafen ?«
    »Großer Gott, nein! Der Kerl war widerlich! So primitiv bin ich nicht .«
    Jerrys Hand begann zu zittern. Sein Blick schweifte unruhig von Mona zu mir. »Warum hast du dich dann gestern nacht noch mal mit ihm getroffen ?«
    »Um mir das Marihuana zurückzuholen. Was sollte ich denn sonst tun? Ich wollte nicht, daß du erfährst, daß man mich um Stoff im Wert von zweitausend Dollar beklaut hatte .«
    Er starrte sie wie vom Schlag gerührt an. Und in diesem Augenblick ging ich zum Angriff über. Den Kopf nach unten, hechtete ich auf ihn zu und riß ihn zu Boden. Die Waffe schlidderte klappernd über den Fußboden. Mona sprang auf ihn und versetzte ihm einen Faustschlag in den Magen. Während sie ihn mit dem Gewicht ihres Körpers auf dem Boden hielt, stolperte ich hinter dem Colt her. Ich griff danach. Die Waffe war die ganze Zeit über entsichert gewesen. Ich hatte Glück gehabt, daß ich mir keine Kugel eingehandelt hatte.
    »Schon gut, schon gut !« schrie Jerry hinter mir. »Runter von mir! Ich geb auf !« Er rang nach Luft. Ich hielt den Colt auf seine besonders empfindlichen Körperteile gerichtet, während Mona die Polizei anrief.
    Jerry setzte sich auf. Ich trat einen Schritt zurück. Der irre Ausdruck war aus seinen Augen verschwunden. Noch immer atemlos begann er zu weinen. »Großer Gott, ich kann’s nicht fassen !«
    Mona warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Für Gewissensbisse ist es jetzt zu spät, Jerry .«
    Er schüttelte den Kopf. »Du weißt noch nicht alles, Kleine. Nicht dich hat man um zweitausend Dollar erleichtert..., sondern mich .«
    Sie starrte ihn ausdruckslos an. »Was soll das heißen ?«
    »Ich habe zweitausend Dollar für Schrott hergegeben. Der Stoff war nichts wert. Ich wollt’s dir nicht sagen, und hab’ deshalb den Blödsinn mit dem Gras aus Non Sung erfunden. So was gibt’s gar nicht. Reine Phantasie.«
    Es dauerte eine Weile, bis sie die Ironie der Geschichte begriff. Dann kauerte sie neben ihm nieder. »Aber warum hast du mir denn nicht vertraut? Warum hast du mir nicht einfach die Wahrheit gesagt ?«
    Er verzog keine Miene. »Und warum hast du mir nicht vertraut ?«
    Die Frage hing zwischen ihnen wie ein Spinnennetz, das in der Herbstsonne hin und her wabert. Die Antwort lag in ihrer Beziehung verborgen.
    Als die Polizei kam, kauerten sie engumschlungen, in ihrer Verzweiflung vereint, auf dem Fußboden.
    Ihr Anblick genügte beinahe, um mich von meiner gelegentlichen Lust am Lügen endgültig zu heilen.
    Aber eben nur beinahe.

Der gute Samariter

    Der Unfall lief im Zeitlupentempo ab, wie eine jener Filmsequenzen, die endlos scheinen, obwohl in Wirklichkeit nur wenige Sekunden vergangen sind. Es war Freitag nachmittag , Rush-hour . In Santa Teresa herrschte der übliche dichte Verkehr, in dem sich mein kleiner VW-Käfer nicht schlecht behauptete, obwohl das Modell schon seit längerem zu den Oldies gehörte. Ich hatte gerade einen Fall abgeschlossen und einen Scheck über viertausend Dollar in der Handtasche; eine nette Summe, wenn man bedenkt, daß ich als selbständige Privatdetektivin in Kalifornien dem > Friß oder stirb< aller Freiberufler ausgeliefert bin.
    Das Mädchen fuhr einen weißen Citycar , vermutlich einen Toyota. Allerdings registrierte ich die Marke nur beiläufig, als sie mich beim Überholen schnitt und ein hellroter Porsche an uns vorbeischoß . Dann tauchte rechts neben mir auf gleicher Höhe ein marineblauer Lieferwagen auf, und jeder kämpfte um Terrain, während die spätnachmittägliche Sonne vom wolkenlosen Frühlingshimmel schien. Ich beobachtete den Verkehr hinter mir durch den Rückspiegel, als irgendwo mit einem lauten >BUM< ein Reifen platzte. Sofort konzentrierte ich mich wieder auf die Fahrbahn vor mir. Der weiße Citycar schleuderte auf die Überholspur, schoß wie ein Pfeil vor dem roten Porsche vorbei. Ich trat mit voller Kraft auf die Bremse, und Adrenalin pulsierte durch meine Adern, während ich versuchte, das ausbrechende Heck meines VW auszusteuern. Der weiße Citycar prallte gegen die Leitplanke am Mittelstreifen und von dort zurück auf meine Spur, wo er mich nur um Millimeter verfehlte. Wie aus dem Nichts tauchte plötzlich ein dunkelgrüner Mercedes auf, erfaßte den Wagen des Mädchens breitseits und ließ ihn mit dem spektakulären Timing eines Filmstunts durch die Luft wirbeln. Um mich herum quietschten

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