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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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innerbehördliche Gerüchte aus und versuchte sie dann ganz offen über den Unfall auszuhorchen, da ich annahm, daß sie gut informiert war.
    »Habt ihr schon eine heiße Spur ?« wollte ich wissen. »Hat jemand gesehen, woher der Schuß kam ?«
    »Nein, Madam.«
    Ich dachte plötzlich an den Burschen aus dem marineblauen Lieferwagen. Er war nur wenige Meter vor mir auf der rechten Spur gefahren, als der Unfall passierte. Und der Fahrer des roten Porsche? »Was ist mit den Zeugen? Es müssen mindestens ein halbes Dutzend am Unfallort gewesen sein. Wer ist vernommen worden ?«
    Emerald bedachte mich mit einem Blick der Entrüstung. »Sie wissen doch genau, daß Zeugennamen tabu sind .«
    »Was ist mit den Freunden des Mädchens an der Uni? Hat Dolan mit ihnen gesprochen ?«
    »Ich kriege Schwierigkeiten, wenn ich aus der Schule plaudere. Versuchen Sie’s selbst rauszukriegen, wenn Sie’s so brennend interessiert .«
    »Kommen Sie, Emerald. Dolan weiß, daß ich an dem Fall arbeite. Schließlich hat er Mrs. Spurrier meine Adresse gegeben. Ich mach’s Ihnen leicht. Nur einen Namen, bitte .«
    »Und welcher soll das sein ?« fragte sie mißtrauisch.
    Ich beschrieb ihr den Mann aus dem Lieferwagen, da ich annahm, daß sie ihn auf ihrer Zeugenliste schon durch die Altersangabe herausfinden könnte.
    Widerwillig sah sie die Liste durch. Ihre Miene veränderte sich schlagartig.
    »Ach der«, seufzte sie. »Hätte mir denken können, daß Sie sich ausgerechnet den rauspicken würden. Der Bursche aus dem Lieferwagen hat ’ne falsche Adresse angegeben. Benno Secco sollte er angeblich heißen, aber das war auch erfunden. Die Telefonnummer gab’s ebenfalls nicht. Sieht so aus, als sei er spurlos verschwunden .«
    »Das ist ja komisch. Glauben Sie, er hatte was mit der Sache zu tun ?«
    »Wer weiß? Vielleicht steht er irgendwo auf der Fahndungsliste, oder so«, vermutete Emerald.
    Hinter mir ertönte eine Stimme. »Sieh mal einer an. Kin-sey Millhone. Und eifrig bei der Arbeit, wie ich sehe.«
    Emerald machte sich augenblicklich dünn. Ich drehte mich um und fand mich Lieutenant Dolan gegenüber, der, auf den Absätzen wippend, im Türrahmen stand. Er hatte die Hände in den Taschen und ein Grinsen im Gesicht, das denen, die ihn kannten, schlechte Laune signalisierte. Ich suchte krampfhaft nach einer schlagfertigen Entgegnung, doch es fiel mir nichts ein. Ich faltete den Polizeibericht zusammen und steckte ihn in die Tasche. »Ich wollte mir nur ein paar Anhaltspunkte holen. Der Tod des Mädchens hat mich ziemlich getroffen .«
    Zu meinem Erstaunen schlug er sofort einen anderen Ton an. »Mich auch«, gestand er.
    »Was ist denn das für eine Geschichte mit dem verschwundenen Zeugen ?«
    Er warf einen grimmigen Blick in Emeralds Richtung, beschloß jedoch offenbar, das Hühnchen erst dann mit ihr zu rupfen, wenn ich fort war.
    »Würde ich auch gern wissen. Hat er was zu Ihnen gesagt ?«
    »Nicht viel. Aber ich würde ihn jederzeit wiedererkennen. Es muß doch einen Weg geben, ihn ausfindig zu machen, meinen Sie nicht ?«
    »Ich hab’ schon alles versucht«, entgegnete er. »Wenn sich jemand an was erinnert, dann nur an den Lieferwagen, den er gefahren hat. Ein Toyota. Vielleicht vier, fünf Jahre alt.«
    »Es würde sicher was bringen, wenn ich selbst mit den anderen Zeugen sprechen könnte .«
    Er musterte mich einen Moment prüfend, griff dann nach der Akte, zog die Zeugenliste heraus und gab sie mir.
    »Brauchen Sie die nicht ?« wollte ich wissen.
    »Ich habe eine Kopie. Wir bleiben in Kontakt, ja? Ich möchte nicht, daß Ihnen auch was zustößt .«
    Ich steckte die Liste in die Tasche. »Danke .«
    Dolan zeigte mit dem Finger auf mich. »Wenn Sie in diesem Fall ein Karnickel aus dem Hut zaubern, bastel ich Ihnen einen Orden .«
    Übernehmen Sie sich nicht, dachte ich. Ich ging zu meinem Wagen, setzte mich hinters Steuer und dachte nach. Es mußte eine Möglichkeit geben, den Burschen aus dem Lieferwagen zu finden. Vermutlich wegen der Umstände unserer Begegnung hatten sich mir seine Züge unauslöschlich eingeprägt. Er war ungefähr einen Meter achtzig groß, kräftig, hatte dunkles, welliges Haar, war glatt rasiert und hatte am Mundwinkel eine kleine Narbe. Ich dachte an den Lieferwagen und versuchte mich an irgendeine Besonderheit zu erinnern. Mir war weder eine Firmenadresse noch irgendeine andere Aufschrift aufgefallen. Auch hatte auf der Ladefläche keinerlei Gerät gelegen, das einen Hinweis auf seinen Beruf

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