Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege
nicht der Polizei ?«
»Weil ich Informationen habe, die die Polizei noch nicht hat. Und bevor ich die Fakten weitergebe, wollte ich sehen, was sich noch feststellen läßt .«
»Fakten?«
»Es geht um die letzten beiden Tage vor dem Tod Ihres Mannes .«
Mrs. Vesca schenkte mir ein frostiges Lächeln. Dann legte sie sich unter die Maschine für das Training der Beinmuskeln. Sie schob die Marke auf 90 Kilo und begann mit den Übungen. »Schießen Sie los«, sagte sie.
»Am Samstag hat Ihr Mann nach meinen Informationen einen Anruf erhalten«, begann ich.
»Das stimmt. Von einer Frau. Noch spät in der Nacht wollte er sich mit ihr treffen. Danach ist er nicht mehr zurückgekommen. Ich habe ihn nicht wiedergesehen .«
»Wissen Sie, worum’s bei diesem Anruf ging ?«
»Nein. Das hat er mir nicht erzählt .«
»Waren Sie nicht neugierig ?«
»Als ich Gage geheiratet habe, habe ich versprochen, nie >neugierig< zu sein .«
»Und er war bei Ihnen auch nie >neugierig< ?«
»Wir haben eine liberale Ehe geführt. Auf seinen Wunsch, sollte ich vielleicht hinzufügen. Er konnte tun und lassen, was er wollte .«
»Und Sie hatten nichts dagegen ?«
»Gelegentlich schon. Aber das waren seine Bedingungen, und ich hatte mich gefügt .«
»Wo hat er gearbeitet ?«
»Er hat gar nicht gearbeitet. Wir haben beide nicht gearbeitet. Ich habe ein Unternehmen in der Stadt und beziehe daraus ein Einkommen... unter anderem .«
»Wissen Sie, ob er mit jemandem Streit hatte ?«
»Wenn, dann hat er mir nie was davon gesagt«, antwortete sie. »Er war nicht gerade beliebt, aber Feinde hatte er auch nicht .«
»Haben Sie einen Verdacht, wer ihn getötet haben könnte ?«
Nach zehn Übungen legte sie eine Pause ein. »Ich wollte, es wäre so .«
»Wann findet die Beerdigung statt ?« wollte ich wissen.
»Morgen vormittag um zehn. Sie sind herzlich eingeladen. Vielleicht sind wir dann wenigstens zu zweit .«
Sie nannte mir den Friedhof.
»Noch was«, sagte ich abschließend. »In welcher Branche sind Sie tätig? Könnte das irgendwie von Bedeutung sein ?«
»Kaum denkbar«, entgegnete sie. »Ich habe ein Lokal. Das > Mooter <. Es wird von meinem Bruder Jim geführt .«
Er stand hinter der Theke und spülte Biergläser, als ich das Lokal betrat. Rechts neben ihm stand bereits ein Turm noch dampfender sauberer Krüge. Er hatte ein T-Shirt an, unter dem sich sein muskulöser Oberkörper imposant abzeichnete. Auf der Brust stand der Slogan: >Besser schlechter Sex als gute Arbeit .< Er sah auf und lächelte. »Hallo. Wie geht’s ?«
Ich schwang mich auf einen Barhocker. »Danke der Nachfrage«, erwiderte ich. »Sind Sie Jim ?«
»So ist es. Und Sie sind doch die Privatdetektivin. Ihren Namen haben Sie, glaube ich, noch nicht erwähnt .«
»Kinsey Millhone. Ich nehme an, Sie wissen schon, daß Vesca tot ist ?«
»Sicher. Armer Kerl. Da hat wohl jemand eine Rechnung beglichen. Hoffentlich nicht die Lady, die er neulich versetzt hat.«
»Möglich wär’s .«
»Eine Schorle?«
»Gern«, antwortete ich. »Sie haben ein gutes Gedächtnis .«
»Nur für Getränke«, sagte er einschränkend. »Das ist mein Job .« Er goß Wein und Sodawasser in ein Glas und steckte eine Zitronenscheibe auf den Glasrand. »Mit einer Empfehlung des Hauses«, erklärte er und stellte das Glas vor mir auf den Tresen.
»Danke .« Ich trank einen Schluck »Weshalb haben Sie mir verschwiegen, daß Vesca Ihr Schwager war ?«
»Wie haben Sie das denn rausgekriegt ?«
»Ihre Schwester hat’s erwähnt .«
Er zuckte mit den Schultern. »Schien mir nicht wichtig zu sein .«
Sein Verhalten verwirrte mich. Er tat überhaupt nicht so, als habe er etwas zu verbergen. »Haben Sie Gage Samstag gesehen ?«
»Seinen Wagen hab’ ich gesehen, bei Lokalschluß «, antwortete er. »Aber das war eigentlich schon Sonntag früh. Weshalb?«
»Er muß ungefähr zu diesem Zeitpunkt erschossen worden sein. In der Zeitung steht zwischen zwei und sechs Uhr morgens .«
»Kurz nach zwei Uhr habe ich den Laden dichtgemacht. Mein Freund hat mich direkt hier an der Tür abgeholt. Ab fünf nach halb drei habe ich in einem Privatclub Poker gespielt .«
»Haben Sie Zeugen ?«
»Ungefähr fünfzig. Vermutlich hätte ich Gage vorher noch schnell erschießen können, aber weshalb? Er war mir zwar nicht gerade sympathisch... aber gleich erschießen? Meine Schwester war verrückt nach ihm. Weshalb hätte ich ihr das Herz brechen sollen ?«
Gute Frage, dachte ich.
Ich kehrte
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