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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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konnte.
    Mein Büro in der Stadt wurde frisch gestrichen, so daß ich die nächste Woche zu Hause Akten aufarbeitete. Am Donnerstag wollte ich gerade Mittagspause machen, als es klopfte. Ich öffnete die Tür. Im ersten Augenblick glaubte ich an die wundersame Wiederauferstehung des toten Mädchens, das gesund und mit dem feierlichen Ernst eines Gespensts vor mir stünde. Die Illusion schwand jedoch abrupt: Beim näheren Hinsehen erkannte ich eine blonde Frau Mitte Vierzig, deren Gesicht von Müdigkeit und Erschöpfung gezeichnet war.
    »Ich bin Michelle Spurrier «, stellte sie sich vor. »Man hat mir gesagt, daß Sie Zeugin des Unfalls meiner Tochter gewesen sind .«
    Ich trat einen Schritt zurück. »Bitte, kommen Sie doch rein. Es tut mir so leid, Mrs. Spurrier . Sie war ein so schönes Mädchen .«
    Mrs. Spurrier ging wie eine Schlafwandlerin an mir vorbei.
    »Möchten Sie eine Tasse Kaffee ?«
    Sie schüttelte den Kopf und sah sich verwirrt um, als ob sie sich nicht recht erinnern konnte, weshalb sie hergekommen war. Dann sank sie auf meine Couch, verbarg das Gesicht in den Händen und begann wie zu sich selbst zu sprechen. Ich mußte mich Vorbeugen, um sie überhaupt zu verstehen.
    »Ich habe gerade den Autopsiebefund erfahren. Caroline ist erschossen worden. Die Polizei hat im Fenster auf der Beifahrerseite des Wagens einen Einschuß gefunden. Mein Gott! Wer tut denn so was ?« Sie brach in Tränen aus. Ich saß eine Stunde lang neben ihr, während Trauer, Wut und Verzweiflung aus ihr herausbrachen . Schließlich brachte ich ihr ein Glas Wasser und eine Packung Papiertaschentücher. Ein kleiner Trost, vielleicht, aber im Augenblick konnte ich nicht mehr tun.
    »Was hat die Polizei Ihnen gesagt ?« erkundigte ich mich, als sie sich wieder gefaßt hatte.
    Mrs. Spurrier putzte die Nase und holte tief Luft. »Der Beamte, mit dem ich heute vormittag gesprochen habe, meinte, es sähe ganz so aus, als ob jemand in der Gegend herumgeschossen und die Kugel sie zufällig getroffen habe. Aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen .«
    »So was ist in Los Angeles, weiß Gott, schon oft genug passiert«, erklärte ich.
    »Ich will das nicht akzeptieren. Ein paar Tage vor ihrem Tod habe ich mit Caroline telefoniert. Sie hat mir dabei erzählt, daß sie mit einem jungen Mann Schluß gemacht habe, der sie mit seiner Eifersucht fast wahnsinnig gemacht hat. Er muß ihr seit Wochen, seit der Trennung, übel zugesetzt haben. Ich habe ihr geraten, zur Polizei zu gehen, aber sie scheint das nicht ernst genug genommen zu haben .«
    »Und Sie wissen nicht, wer der junge Mann ist ?«
    »Seinen Namen hat sie nie erwähnt. Ich habe dem Polizeibeamten davon erzählt. Er hat sich alles notiert, aber das war’s auch schon. Ich habe keine Ahnung, ob sie dieser Spur überhaupt nachgehen .«
    »Mrs. Spurrier , die Polizei hier arbeitet sehr effektiv. Ich bin sicher, die Polizei tut alles, was in ihrer Macht steht .«
    »Sparen Sie sich diese Floskeln«, entgegnete sie bitter. »Lieutenant Dolan hat Sie mir als Privatdetektivin empfohlen. Ich möchte, daß Sie den Fall übernehmen. Vielleicht finden Sie ja was. Bitte!«
    Normalerweise gehe ich Lieutenant Dolan geflissentlich aus dem Weg, obwohl ich gelegentlich den Verdacht habe, daß er mich erträglicher findet als die meisten anderen Privatdetektive. Vielleicht war das der Grund, weshalb er Mrs. Spurrier meinen Namen genannt hatte. Ich erklärte mich selbstvertändlich bereit, ihr zu helfen. Wie hätte ich das ausschlagen können? Von meiner Neugier mal ganz abgesehen, ließ mein Mitgefühl für die Mutter und ihre tote Tochter keine andere Wahl. Mrs. Spurrier wollte noch am Abend nach Denver zurückfliegen. Ich notierte mir ihre Adresse und Telefonnummer. Dann füllte ich den üblichen Normvertrag aus, verzichtete jedoch auf eine Anzahlung. Die Rechnung würde sie später bekommen.
    Sobald Mrs. Spurrier gegangen war, schnappte ich mir Jacke und Handtasche und fuhr zum Polizeirevier, wo ich sechs Dollar für eine Kopie des Polizeiberichts investierte. Lieutenant Dolan war nicht da, doch ich plauderte zehn Minuten mit Emerald, der schwarzen Beamtin vom Erkennungsdienst. Emerald, eine schwergewichtige Frau Mitte Fünfzig, ist meiner Wißbegierde gegenüber normalerweise ziemlich zugeknöpft, jedoch eine leidenschaftliche Klatschtante. Da ich bei meiner Arbeit eine Menge aufschnappe, spare ich mir ein paar Leckerbissen für Gelegenheiten wie diese auf. Ich ließ mich daher über

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