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Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege

Titel: Detektivin Anfang 30 sucht Auftraege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sue Grafton
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gegeben hätte. Es war frustrierend, aber vielleicht würde mir noch etwas einfallen. Möglicherweise hatte er mit dem Unfall gar nichts zu tun. Trotzdem gab es zu denken, daß er untergetaucht war. Warum hatte der Bursche einen falschen Namen und eine fiktive Adresse angegeben?
    Schließlich fuhr ich zum Universitätsgelände hinaus und unterhielt mich mit der Zimmergenossin von Caroline Spurrier , Judy Layton , die unaufhörlich redete, während sie Küchenschränke leerte und den Inhalt in diverse Pappkartons packte. Zuerst machte ich höflich Konversation, während sie Eßteller in Zeitungspapier wickelte und Kartons stapelte. Die Wohnung war eine typische Studentenbude: ein bißchen schäbig, buntmöbliert mit Gegenständen, die vermutlich aus irgendeinem Schuppen stammten.
    »Wie lange haben Sie Caroline gekannt ?«
    »Ungefähr ein Jahr«, erwiderte Judy. »Meine erste Mitbewohnerin hat vergangenes Jahr Examen gemacht. Caroline und ich haben uns bei der Zimmervermittlung kennengelernt .«
    »Und weshalb ziehen Sie jetzt aus ?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich ziehe wieder zu meiner Familie. Es ist zu spät, für das restliche Semester noch jemanden zu finden, und allein kann ich mir die Wohnung nicht leisten .«
    Judy Layton war zweiundzwanzig, sie studierte Englisch im vorletzten Semester und stammte aus der Stadt. Ihrer Aussage nach war Caroline eine gute Studentin und ein unternehmungslustiges Mädchen gewesen, die sich kein Vergnügen hatte entgehen lassen und trotzdem blendende Noten geschrieben hatte.
    »Hatte sie einen Freund ?«
    »Sie hatte ’ne Menge Freunde .«
    »Erinnern Sie sich an einen besonderen ?«
    Judy schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf die Arbeit.
    »Caroline hatte ihrer Mutter erzählt, sie habe gerade mit einem Jungen Schluß gemacht, der sie bedrohte. Wissen Sie, von wem die Rede gewesen sein könnte ?«
    »Woher soll ich das wissen? Ich habe mir die Jungs nicht gemerkt, mit denen sie sich eingelassen hat .«
    »Aber wenn der Kerl soviel Schwierigkeiten gemacht hat, müssen Sie sich doch an ihn erinnern ?«
    »Hören Sie. Caroline und ich haben die Wohnung geteilt, das war’s. Wir waren nicht unbedingt befreundet. Jeder ist seiner Wege gegangen. Und wenn ein Typ sie belästigt hat, dann hat sie mir das doch nicht erzählt .«
    »Ihres Wissens hatte sie also keine Probleme ?«
    »Nein.« Ihre Stimme wurde scharf. Sie wirkte trotzig.
    Ich starrte sie an. »Judy, Leute werden nicht völlig grundlos ermordet. Es muß was passiert sein .«
    »Seit wann war es Mord? Der Polizist, mit dem ich geredet habe, hat gesagt, sie sei in eine Schießerei auf der Schnellstraße geraten, die irgendein Motorradrowdy angezettelt hat .«
    »Ihre Mutter ist anderer Meinung .«
    »Ich kann Ihnen jedenfalls nicht helfen«, entgegnete sie eigensinnig. Ich fixierte sie düster und schweigend und hoffte, sie auf diese Weise zum Reden zu bewegen. Fehlanzeige. Falls sie mehr wußte, war sie offenbar entschlossen, es für sich zu behalten. Ich hinterließ meine Visitenkarte und bat sie, mich anzurufen, sobald ihr etwas einfiel.

    Die folgenden beiden Tage verbrachte ich damit, die anderen Zeugen auf der Liste durchzugehen und mit jedem einzelnen zu sprechen. Wie Emerald bereits angedeutet hatte, hatte niemand etwas gesehen. Der Fahrer des Lieferwagens allerdings ging mir nicht aus dem Sinn. Welchen Grund konnte er haben, sich zu verstecken? Ich schnitt den Zeitungsbericht über Caroline Spurriers Tod aus und heftete ihr Foto an die Pinnwand über meinem Schreibtisch. Sie sah mit einem Lächeln auf mich herab, das plötzlich eher rätselhaft als spitzbübisch auf mich wirkte.
    Der Gedanke, ihrer Mutter sagen zu müssen, ich sei mit meinen Nachforschungen in eine Sackgasse geraten, war mir unerträglich. Ich saß gerade an meiner Schreibmaschine, als mir plötzlich eine Idee kam. John Birkett war mir eingefallen, der Fotoreporter, der das Autowrack am Unfallort von allen Seiten fotografiert hatte. Falls er zufällig auch den Burschen aus dem Lieferwagen abgelichtet hatte, könnte ich der Polizei wenigstens etwas vorweisen. Ich griff nach dem Telefonhörer und rief Birkett an. Zwanzig Minuten später stand ich in seinem winzigen Büro. Wir hatten die Köpfe zusammengesteckt und prüften die Kontaktabzüge vom Unfallort.
    »Fehlanzeige«, seufte John. »Das hier ist nicht übel, aber unscharf. Verdammter Mist. Ich habe ihn kein einziges Mal richtig vor die Linse gekriegt .«
    »Was ist mit dem

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