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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Brougham
ermahnte ihn namentlich mit den dringendsten Worten dazu und sagte ihm unter Anderem: »Eine Verfassung ist kein papiernes, sondern ein eisernes Bollwerk des Reichs, die festeste Stütze eines auf Gerechtigkeit gegründeten Thrones!«
    Vergebens – Friedrich Wilhelm hatte es einmal in romanhafter Ueberspannung ausgesprochen: »Zwischen mich und mein Volk soll kein Papier treten!« und dabei blieb es Ebenso einflußlos erwiesen sich die Hoffnungen der poetischen Jünger des jungen Deutschlands, die sie in Poesie und Prosa an ihn gerichtet. Zu diesen gehörten namentlich
Georg Herwegh
, der ihm direkt, in einem an ihn gerichteten Gedicht im Namen der deutschen Jünglinge zugerufen: »O drück' in uns're Hand ein Schwert! Führ' aus den Städten uns in's Lager, und frage nicht, wo Feinde sind, die Feinde kommen wie der Wind! Behüt' uns vor dem Frankenkind, und vor dem Czaaren, Deinem Schwager!«
    Geschmeichelt fühlte sich der König wohl, daß man ihn dergestalt zum Mittelpunkt der deutschen Wünsche machte, aber er hatte kein tieferes Herz dafür; hatte er doch erst kurz zuvor die neue Friedensklasse des Ordens pour le mérite gestiftet, ihn Künstlern, Gelehrten und Dichtern im In- und Auslande zugeschickt, dabei aber
Uhland
, den deutschesten und genialsten der deutschen Sänger übergangen.
    Er sprach huldvoll mit Herwegh, als dieser nach Berlin kam und dem König auf dessen besonderen Wunsch durch seinen berühmten Leibarzt Schönlein vorgestellt, und höchst gnädig aufgenommen wurde. Der Dichter aber war unvorsichtig genug, von dieser Unterredung zu plaudern und als er nun, um Denjenigen, die glaubten, Herwegh sei wohl jetzt durch Königsgunst gewonnen, zu zeigen, daß er sich seine alte Gesinnung bewahrt habe, von Königsberg aus einen offenen Brief an den König richtete, worin er ihm unverhüllt die Wünsche des Volkes an's Herz legte, wurde der eben noch gefeierte Sänger wegen seiner Form- und Taktlosigkeit polizeilich verfolgt und aus Preußen verwiesen. Die Leipziger Zeitung, worin der offene Brief gedruckt war, wurde verboten. Man glaubte damals, namentlich Freiligrath sprach dies in einem Gedichte aus, Herwegh habe damit der guten Sache geschadet, er habe voreilig die jungen Blüthen und Triebe am Baume der Freiheit geknickt, aber wer hatte denn vorher am Berliner Hofe ernstlich an Freiheit und Fortschritt gedacht? Richtiger traf es der Spötter Heine, der in seinem Wintermährchen Herwegh als
durchgefallenen Marquis Posa
verhöhnte und ihn an den Moment erinnerte: »da er vor König Philipp stand, mit seinen uckermärk'schen Granden!«
    Auch die Opposition der verschiedenen Provinziallandtage, die 1843 endlich zusammenberufen wurden, doch nur getrennt berathen durften und unter denen sich vorzugsweise die rheinischen Stände durch Freimuth auszeichneten, indem sie den Verlust der Schwurgerichte und ähnlicher Einrichtungen des bei ihnen zu Recht bestehenden Code Napoléon fürchteten und dem vorzubeugen suchten, wurde sehr übel am Hofe vermerkt. Politische Zweckessen ließ die Polizei verbieten, Anträge auf Preßfreiheit wurden von der Regierung abgelehnt; selbst die gemäßigten Männer, wenn sie sich einmal über die unerträglichen Uebergriffe der Censur beschwerten, wurden mitunter vom König persönlich heruntergekanzelt wie die Schulknaben. Das Eichhorn'sche System hatte seinen Höhepunkt noch nicht erreicht; bis in die Familien hinein drang jetzt die jesuitische Ueberwachung mit Hülfe der Geistlichkeit. Protestantische und katholische Klöster sah man neu begründen und zuletzt bekam der König noch die Marotte, einen englischen Geburtsadel, wie er sich dort im Laufe von Jahrhunderten naturgemäß herangebildet hatte, zu improvisiren. Er schuf
Herzöge, Burggrafen, Grafen
und
Barone
und in deren Diplomen wurden bemerkt, daß ihr Adel erlösche, sobald sie eine
Bürgerliche
heiratheten. Die Kadettenhäuser blieben nur noch adeligen Junkern geöffnet und die höheren Militärstellen wurden wieder ausschließlich durch Adelige besetzt. Die Kluft war gerade schon groß genug zwischen Bürger und Militär, zwischen Bürger und Adel geworden – nun machte man sie geradezu unausfüllbar. Wie von Gott verlassen ging diese Regierung ihren Weg bergab, sie untergrub den Beamtenstand durch die unwürdigsten Gesetze gegen die Richter, sie drückte die Universitäten zu Gymnasien herab. Eichhorn bereiste die Hochschulen und sagte den Vertretern der Wissenschaft und Forschung die unglaublichsten

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