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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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aber
er blieb
im Strome drin, er lernte den Gebrauch seiner Glieder nach und nach kennen, und ein stolzer Schwan, zieht er heute seine Kreise, auf
jenen
Fluthen, die das Jahr 1848 zuerst erregte, und in deren Auf- und Niederwogen sich die Geschichte unserer Gegenwart bewegt. –
    Aber diese allgemeine deutsche Revolution stand nicht vereinzelt und dies eben verhalf ihr mit zum Siege; es hatte sich allgemach in den mißvergnügten europäischen Staaten eine dritte revolutionäre Epoche vorbereitet, welche die deutschen Ereignisse beschleunigen half und an den wir nicht ganz theilnahmlos vorübergehen dürfen. –
    Mit ungetheilter Spannung hatte man schon lange vor 1848 auf den Kampf geblickt, der sich in der Schweiz zwischen dem freieren Geist der protestantischen Kantone und den bigott katholischen Landestheilen entwickelt hatte. Dessen schlimmste Folge bestand darin, daß in jeder Weise die Bestrebungen der Mehrheit, durch eine, auf den Principien der neueren Zeit beruhende Bundesverfassung, die nationale Einheit und Stärke der Schweiz fest zu begründen, verhindert wurden. Wir haben bereits gehört, wie seiner Zeit die protestantische Unduldsamkeit die Berufung von David Strauß nach Zürich unmöglich gemacht hatte; nun zeigte sich durch die Aufhebung der Klöster in dem Kanton Aargau, um 1843, die streng katholische Partei ganz ebenso erbittert und in ihren gegenseitigen Interessen sich jederzeit innig verwandt, stärkte der protestantische Zelotismus den Ultramontanismus so lange, bis die Anhänger des Letzteren ihr Haupt stets höher und höher erhoben.
    Eine Verpflanzung der Jesuiten nach dem deutschen Theile der Schweiz, indem ihre Berufung in dem Kanton Luzern durchgesetzt wurde, erregte die Gemüther auf's Heftigste. Während sie in Freiburg schon seit längerer Zeit ein weitberühmtes Collegium besaßen, wohin man aus allen katholischen Theilen Europa's und aus den angesehendsten Familien, die Zöglinge entsendete, rief dieser weitere Fortschritt die Befürchtung wach, daß die gefährlichen Väter der Gesellschaft Jesu sich nun bald über die ganze katholische Schweiz verbreiten und dort festsetzen würden.
    Die Führer der Jesuitenpartei in Luzern waren der bekannte Siegwart-Müller, ein Schwarzwälder von Geburt, der hauptsächlich die Städter beeinflußte, und der Bürgermeister Leu von Ebersol, ein Bauer von großem Einfluß, der die Landleute anführte. An der Spitze der freisinnigen Partei des Kantons stand der Arzt Robert Steiger; sie stützten sich auf eine Verbindung mit den protestantischen Kantonen, die, allerdings ungesetzlicher Weise, Freischaarenzüge nach Luzern entsendeten, um im Verein mit den dortigen Radicalen die Festsetzung der Jesuiten gewaltsam zu verhindern. Hellauf loderte der Partheienhaß von allen Seiten empor und wurde noch gesteigert, als Bürgermeister Leu, da er zu Hause an seinem Tische saß, durch das Fenster meuchelmörderischer Weise erschossen wurde. Lange blieb die That unerklärt, und der Thäter, der, wie sich später herausstellte, hauptsächlich persönliche Beweggründe dazu gehabt, unentdeckt. Mit furchtbarer Heftigkeit jedoch schrieb man von Seiten der Ultramontanen diesen Mord den Radicalen zu, was wiederum neues Oel in's Feuer goß.
    Das Resultat dieser Kämpfe, die von außen her, namentlich durch Oestreich geschürt wurden, war der
Sonderbund
der sieben katholischen Kantone; es verbanden sich
Uri, Schwyz, Unterwalden, Luzern, Zug, Freiburg
und
Wallis
, zu dem Zwecke, sich von der Eidgenossenschaft loszureißen; zu gleicher Zeit ließen die Regierungen alle Freigesinnten in ihren Kantonen auf's Grausamste und Rachsüchtigste verfolgen. Die Durchführung des Sonderbundes war naturgemäß der Tod der Eidgenossenschaft und gab die Schweiz ihren mächtigen Nachbaren Preis, denen es schon lange nach ihr gelüstete. Von beiden Seiten bildeten sich jetzt Freischaaren, die einander mit höchster Erbitterung bekämpften und das reactionäre Europa sah mit Freuden, wie die kleine Republik sich selbst zerfleischte. Meister Metternich erwartete bereits den Augenblick, wo man sich in die zerrissenen Fetzen werde theilen können. Da raffte in der letzten Stunde der alte Unabhängigkeitssinn der Schweizer sich auf; hatten die Conservativen der protestantischen Kantone gerne die Väter Jesu und deren Schützer gewähren lassen – so viel sahen sie jetzt doch ein – der
Sonderbund
mußte gesprengt werden oder sie waren Alle miteinander verloren.
    Der berühmte

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