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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Absolutismus und den Particularismus besiegt habe. Am entscheidensten mußten natürlich die Umwälzungen in den drei größten deutschen Staaten werden, in
Bayern, Preußen
und
Oestreich
. – Trotz der schönen Erfolge war Alles verloren, wenn es dort ruhig blieb; aber von dem ersteren Staate hatte man dies nicht zu fürchten, denn schon im Februar waren ja dort, in Folge des Lolaregimentes, neue Unruhen ausgebrochen. – Seit einem Jahre nun beherrschte die schöne Gräfin Landsfeldt den König und mit ihm das ganze Land, ihr Haus war der Sammelplatz junger Männer, meist Studenten, welche eine neue Verbindung, die
Alemannia
gegründet hatten, und sich für volksund freisinnig, wie auch jesuitenfeindlich ausgaben. Sie durchschwärmten und durchtranken die Nächte mit der schönen und originellen Dame, die sich nebenbei ganz ernstlich in die Regierungsgeschäfte einmischte, Bittschriften, Anstellungsgesuche und dergleichen entgegennahm, und nach Lust und Laune Gnaden und Aemter austheilte. Daraufhin erklärten die übrigen Studenten die
Alemannia
, Lola's Garde, in Verruf, wofür sich die Regierung durch Bedrückung der übrigen Corps rächte und es ihnen verbot am Grabe des alten
Görres
, der den Tag von Deutschlands Wiedergeburt nicht mehr erleben sollte, sondern am 29. Januar 1848 gestorben war, zu singen. – Darüber entrüstet kam es nun auf offener Straße zu Reibereien und Thätlichkeiten zwischen den verschiedenen Studirenden, die endlich einen Volksauflauf nach sich zogen. Die Gräfin mischte sich in den Tumult und verließ, mit einer Pistole bewaffnet, ihren Wagen, der sie in die Mitte der Streitenden gebracht hatte, aber kaum wurde sie von der Menge erkannt, als sie sich schon umringt und verfolgt sah; die Pistole, mit der sie dagegen drohte, konnte ihr nicht viel nützen und mit knapper Noth flüchtete sie sich in eine nahe Kirche. Nur durch eine starke Gensd'armeriemacht konnte sie von da nach der Residenz, dem Königsschlosse, gebracht werden, während ihr Haus, welches man niederzureißen Anstalt machte, umstellt wurde. Erzürnt über diese Dinge und von seiner schönen Freundin aufgereizt, ergriff der König die verhängnißvolle Maßregel, die Universität – man befand sich erst im Februar – bis zum October zu schließen. Alles gerieth außer sich darüber, die Bürgerschaft sah sich ihres Broderwerbs beraubt, die Studenten waren in höchster Aufregung, aber jede verständige Bemühung den Sinn des Königs zu brechen, blieb vergeblich und als nun die Studenten sich in einem großen Zuge vor das Haus des Fürsten Wallerstein begaben, um, er war Vorstand des Unterrichtswesens und hatte sich in den letzten Tagen gütig und liberal gegen die jungen Leute gezeigt, Abschied von ihm zu nehmen – wurden sie ohne Weiteres durch die Gensd'armen auseinander gesprengt. Nun beschloß der Stadrath noch einmal dem König persönlich Vorstellungen zu machen; sie verlangten die Wiederherstellung der Universität und – dies bildete freilich den Schwerpunkt ihres Verlangens – die Ausweisung der Gräfin Landsfeldt. Hinter ihnen standen der Adel und das Militär, welche Letzteren Lola Montez gleichfalls bitter haßten. Der König war in Verzweiflung; er wollte es lieber auf's Aeußerste ankommen lassen, als sich von seiner Freundin trennen, aber bald mußte er sich überzeugen, daß er im Falle eines Kampfes sich auf die Truppen nicht verlassen konnte. Als ihnen Lola, während sie in den Straßen aufgestellt waren, Erfrischungen herunter sandte, schlugen sie dieselben aus, und nahmen nur das an, was ihnen von den Bürgern gebracht wurde. Schon fing man an Barrikaden zu bauen, Sturm zu läuten; und die Kunde kam, daß in Augsburg sich die Bürger bereit machten, nach München zu ziehen, um den dortigen Bürgern zu helfen – da endlich gab König Ludwig nach. Aber Lola war so leicht nicht zu überwinden; sie machte, ehe sie ihre Sache aufgab, erst noch einen Versuch in das Schloß zu dringen, doch die Thore desselben waren fest geschlossen, und unter dem Wuthgeheul der Menge, verfolgt von Steinwürfen und Schimpfreden entkam sie mit knapper Noth, nur durch die Geschicklichkeit ihres Kutschers noch glücklich aus der Stadt. Der König suchte zu scherzen, er sagte: »Hätte sie nicht Lola Montez, sondern
Loyola
Montez geheißen, sie wäre noch ruhig in München«, aber im Herzen war er tief betrübt und verletzt. In solcher Stimmung trafen ihn dann die Märztage, die von dem ohnehin noch tief erregten Volke um

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