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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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so stürmischer in Scene gesetzt wurden. Dem verhaßten Minister
Berks
, einer Creatur der Lola, wurden alle Fenster eingeschlagen, und als der König den uns schon bekannten Forderungen widerstand, und Fürst Wrede – jetzt bedurfte man ja des Volkes nicht mehr gegen die Lola – sich ernstlich anschickte, bewaffneten Widerstand zu leisten, wurde das Zeughaus gestürmt, die Münchner bewaffneten sich und zum zweiten Male sah Bayerns König sich genöthigt, sich der Volkssouveränetät zu beugen, wenn er es nicht bis zum Aeußersten wollte kommen lassen. Er fügte sich, aber während ihn jetzt anstatt der Drohungen lauter Jubel umbrauste, das Militär den Eid auf die Verfassung leistete, und sein ganzes Land in Wonne schwamm, zehrte ihm der Gram am Herzen.
Am 20. März
drang plötzlich die Nachricht in das Publikum, König Ludwig I. habe zu Gunsten seines Sohnes Max II., abgedankt. Niemand wollte daran glauben und doch war es wirklich so. Der König ließ öffentlich erklären, er habe seit dreiundzwanzig Jahren nach Grundsätzen regiert, die er für die richtigen gehalten; nun sei er gezwungen worden, Versprechungen zu machen, die er nicht zu halten im Stande sein werde, er sehe sich darum genöthigt, seine Krone niederzulegen. Dies war
ehrlich
gesprochen und jedenfalls, mögen auch die Beweggründe gewesen sein, welche sie wollen, hat Ludwig von allen deutschen Fürsten am meisten seine Ehre gewahrt, indem er sich nicht in den Fall brachte, das wieder verläugnen zu müssen, was er in der Stunde der Gefahr zugesagt und beschworen hatte. Er konnte nun wieder frei der Kunst wie der Poesie leben, und die Bayern betrauerten ihn aufrichtig, trotz der großen Mängel und Schwächen seiner Regierung. Lange erhielt sich im Volke die Vorstellung, man habe ihn von Seiten der Pfaffen zur Entsagung gezwungen, weil er ihnen nicht mehr gehorcht habe, aber von den Münchner Ereignissen hinweg, richtete sich jetzt das Hauptinteresse Deutschlands auf die beiden wichtigsten Revolutionen, auf die von
Wien
und
Berlin
. –
     
Fünfzehnte Vorlesung
     
    Revolution in Wien. Revolution in Berlin. Das deutsche Vorparlement
     
    Welcher Art die Schwierigkeiten waren, die dem östreichischen Kaiserstaate schon vor dem Jahre 1848, durch die Aufregung in Ungarn, Galizien und der Lombardei bereitet wurden, habe ich bereits angedeutet; der Ausbruch der Pariser Februarrevolution traf mit schwerer Wucht das bereits zusammenbrechende Ministerium und bedrohte die Monarchie mit noch anderweitigen Verwickelungen in Deutschland. Man hatte überhaupt seit dem preußischen Thronwechsel um 1840 mit stets wachsendem Unbehagen dahin geblickt und sich bemüht, die schwachen Bemühungen Preußens um eine Bundesreform stets möglichst zu verschleppen, aber unverkennbar blieb es darum doch, daß die deutsch-östreichische Bevölkerung mehr und mehr nach dem erwachenden Geiste im Reiche hin zu horchen, und dort einen Halt, eine Anlehnung zu suchen begann. Mit glücklichem Erfolge hatte man gegen solche Regungen, seiner Zeit, den bekannten Trinkspruch des Erzherzog Johann improvisirt, den derselbe niemals so gedacht, noch gesprochen, dessen Verbreitung jedoch einen enthusiastischen Widerhall in ganz Deutschland fand und der lautete: »Kein Oestreich und kein Preußen, sondern ein einiges freies Deutschland, fest wie seine Berge!«
    Jahre lang schlug Oestreich Kapital aus diesem Worte, das ihm, im Gegensatz zu Preußen, die Popularität des übrigen Deutschland eintrug, was sich namentlich fühlbar machte, als der Augenblick kam, der diese Popularität auf die Probe stellen sollte. – Noch früher jedoch, als das Verhältniß Oestreichs zu einem verjüngten Deutschland in Frage kommen konnte, ereilte dessen langjährige Regierung dasselbe Verhängniß, das jene Staaten betroffen, die im Vertrauen auf Metternich's Staatskunst, sich seiner Führung so blind lings überlassen hatten. Den ersten Anstoß zur Unruhe gaben die großen finanziellen Schwierigkeiten, in denen die östreichische Regierung sich fortwährend befand und die sich zu Anfang des Jahres 1848 besonders kritisch gestaltet hatten. War doch dem Staatsbürger seit Jahren jeder Einblick in das Budget versagt gewesen; eine Rechenschaftsablage gab es nicht, dagegen wurde immer nur Geld, immer nur neue Steuern verlangt, bis der Staats-Credit sich auf's Tiefste erschüttert zeigte, und die beängstigte Bevölkerung nun immer lauter die Einberufung der alten Stände, wie dies 1810 wo man sich in einer

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