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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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begeisterten Schaar, die sich ihm angeschlossen, und so sehen wir von allen Seiten eine Menge edler Elemente, voll Aufopferung und Todesmuth, sich zum Entscheidungskampfe für die Zukunft des Vaterlands herbeidrängen. Leider hängte sich auch, wie es in Revolutionszeiten unvermeidlich immer geschieht, eine Menge schlechten Gesindels daran, die den besseren Elementen das Spiel verdarb.
    Von Baden verpflanzte sich die Bewegung rasch nach Hessen, der halbe Odenwald war im Aufruhr, und eine
Volksversammlung
die in
Oberlaudenbach
sollte abhalten werden, gab Veranlassung, daß man von Darmstadt aus Militär herbeizog. Bei dieser Gelegenheit fiel wieder eine jener Handlungen vor, welche alle Erschrocknen und Furchtsamen unaufhaltsam in das entgegengesetzte Lager trieben. Der hessische Kreisrath Prinz, welcher im Namen der Regierung die Versammlung auflösen wollte, wurde, während er mit den Leuten sprach, meuchlings erschossen. Diese brutale That machte die furchtbarste Sensation und hatte für Alle, die nur irgend bei dieser Versammlung betheiligt waren, die traurigsten Folgen, zugleich aber auch für die ganze Sache.
    Von Frankfurt hörte man nichts, als daß am 23. Mai der Reichskriegsminister v.
Peucker
das Oberkommando der
Reichs-Armee
, von dem Reichsverweser dazu aufgefordert, übernommen habe. Man faßte von Seiten der Centralgewalt den ausbrechenden Kampf nur als ein Zeichen höchster Pflichtvergessenheit und frivoler Umsturzgelüste auf, und Oestreich verfolgte seinerseits den Plan, ein
Bundesheer
nach Baden, unter dem Oberbefehl des Prinzen Emil von Hessen, ausrücken zu lassen. Währenddem waren die Hessen bereits nach der Bergstraße und dem Odenwald vorgerückt, hatten dort den Belagerungszustand erklärt und nur in ganz geringer Entfernung von einander standen sich noch die Vorposten der Freischaaren und der Hessen am Neckar gegenüber, so daß schon am 29.
Mai
die offenen Feindseligkeiten ausbrachen. Die Reichstruppen, aus Mecklenburgern und Preußen bestehend, erstürmten an diesem Tage Worms, welches sich verbarrikadirt hatte und durch den Kaufmann
Blenker
, den Obersten der Bürgerwehr, vertheidigt wurde.
    Am folgenden Tage, dem 30.
Mai
fand das Gefecht bei
Hemsbach
zwischen den Hessen und Freischaaren statt. Die ersteren wichen vor Jenen zurück und es ist kein Zweifel, daß, wenn ein geschickterer und entschlossenerer Anführer, als der schon früher bei dem Heckerputsch betheiligte
Lieutenant Sigel
es war, den Oberbefehl geführt hätte, die Sache zu Anfang eine vielleicht entscheidende, jedenfalls aber günstigere Wendung für die Aufgestandenen hätte nehmen können. Hätte Sigel nach dem Hemsbacher Gefecht, welches ihm die Eisenbahn in die Hand gab einen raschen Vorstoß und Angriff auf Frankfurt gemacht, so wäre es ihm, da die ganze Gegend bis Frankfurt von Truppen entblößt war, – in Darmstadt verrichtete an jenem Abend nur eine Handvoll Bürgerwehr den Schildwachen-Dienst – ein Leichtes gewesen, diese Stadt und Frankfurt zu überrumpeln. Jedenfalls aber durfte man, einmal den Kampf angefangen, nicht in Baden stehen bleiben, sondern mußte so schnell als möglich vorgehen, Hessen, Franken, Würtemberg insurgiren, und versuchen, sich in den Besitz Frankfurt's zu setzen, was bei der Stimmung der Bevölkerung, wie der süddeutschen Truppen die Alle nicht sicher waren, nicht kriegsgewohnt und wenig erbaut, als sie sich überzeugten, daß die Freischärler, wie man schlechtweg die Gegner nannte, ziemlich gut disciplinirt waren und ihre Waffen wohl zu gebrauchen wußten, nicht schwer war. Eine entschlossene That, ein günstiger Erfolg, würde die Physiognomie der Lage gewaltig verändert haben, namentlich wenn man bedenkt, bis zu welchem Grade der Muth und die Ueberzeugung der Menge stets von einem Erfolge abhängig ist. – Zu solch' raschem Vorangehen riethen auch namentlich die Parlamentscommissäre v.
Trütschler
und
Erbe
, welche man seitens der Nationalversammlung an die provisorische Regierung nach Baden abgeschickt hatte. Doch nichts dergleichen geschah; die Badenser glaubten erst einen tüchtigen General haben zu müssen ehe sie handelten, und beriefen den Polen
Mieroslawsky
zum Oberbefehl. Da man den Neckar nicht überschritt, so setzten sich an dessen Ufern hartnäckige aber nutzlose Kämpfe bei
Käferthal, Ladenburg
, und
Großsachsen
fort, während deren die Gegner Zeit gewannen, mit ihrer Macht heranzukommen.
    Am 15. Juni rückte Peucker, der sein Hauptquartier in Zwingenberg an

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