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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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der Bergstraße gehabt hatte, mit seinen Reichstruppen in Baden ein, aber ein Gefecht, das am selben Tage bei
Ladenburg
statt hatte, drängte ihn zur Seite, zwang ein Corps von 1200 Meklenburgern jenes Städtchen eiligst zu verlassen und warf die hessischen und preußischen Truppen, die Theil an dem Kampfe genommen hatten, zurück. Todte und Verwundete wurden in ziemlicher Zahl nach Darmstadt und Frankfurt gebracht, und ängstlicher Schrecken bemächtigte sich vieler Gemüther; die Centralgewalt stand bereits auf dem Sprunge zur Flucht, doch war jetzt ein Durchdringen der Revolutionskämpfer nicht mehr möglich, denn in Eilmärschen rückte ein preußisches Heer, unter dem Commando des Prinzen v. Preußen, heran. Ein bayerisches Armeecorps unter Fürst Taxis besetzte fast gleichzeitig die Pfalz, aber die Pfälzer schlugen sich schlecht, und es fanden dort nur wenige, ruhmlose Gefechte statt.
    Während der hier erzählten Vorgänge war das sogenannte »
Rumpfparlament
« nach Stuttgart übergesiedelt, nachdem vorher nochmals 27 Abgeordnete, dem linken Centrum angehörend, ausgetreten waren. Am 6. Juni fand die erste Sitzung desselben statt, bei der noch 103 Mitglieder erschienen. Eine Deputation der würtembergischen zweiten Kammer, geführt von dem Präsidenten
Murschel
, geleitete sie in feierlichem Zuge vom Rathhaus nach dem Ständehaus, während die Stuttgarter Bürgerwehr für sie Spalier bildete.
Löwe
von Calbe eröffnete die Versammlung mit den Worten: »In dem feierlichen Moment, wo wir eine neue Aera dieser Versamlung beginnen, in deren Schooß, trotz ihrer kleinen Zahl, doch das Schicksal des größten Volkes der Erde niedergelegt ist, sage ich dem edlen Volksstamm Würtembergs Dank für seine Gastfreundschaft« u.s.w. Hierauf wurde, auch der Märzminister Römer hatte seinen Sitz im Rumpfparlament eingenommen und seine Stimme abgegeben, Löwe von Calbe zum Präsidenten erwählt. Dann erklärte der erste Beschluß der Versammlung das Vorangehen Preußens, Sachsens und Hannover's, die unterdessen ein Wahlgesetz für einen neuen Reichstag octroyirt hatten, für
Hochverrath
und ferner beschloß sie, eine, aus fünf Personen bestehende,
Reichsregentschaft
zu ernennen, weil die seitherige Centralgewalt sich weigere, die Reichsverfassung durchzuführen, und dies folglich die Pflicht des Parlamentes sei. Bei der nun folgenden Abstimmung wurden:
Raveaux aus Köln, Karl Vogt, Schüler aus Zweibrücken, Simon aus Breslau
und
Becher aus Würtemberg
zu
Reichsregenten
erwählt. Unter den 6 Stimmen, welche die Reichsregentschaft verneinten, befanden sich die von
Uhland
und
Römer
; dieser Beschluß war zu weitgehend und compromittirend für die würtembergische Regierung.
    Raveaux
nahm im Namen der Uebrigen die Wahl an, mit der Betheurung: »Unser ganzes Bestreben soll dahin gehen, daß endlich einmal das Versprechen zur Wahrheit, daß ein einiges, freies und großes Deutschland geschaffen werde!« Hierauf erließ die Regentschaft an das deutsche Volk und an die Reichstruppen eine Proklamation, worin sie nochmals feierlich gelobte, mit Gut und Blut für die Reichsverfassung einstehen zu wollen, die Soldaten aufforderte, mit den Bürgern vereint dafür zu wirken und die in den Worten gipfelte: »Noch ist es Zeit, durch unsere eigne Kraft des Vaterlandes Größe, Einheit und Freiheit zu retten, ihm Achtung zu schaffen nach Außen und Frieden nach Innen!«
    Am 8. Juni erklärte Römer seinen Austritt aus der Versammlung und das würtembergische Gesammtministerium gab durch eine Proklamation an das würtembergische Volk den Entschluß zu erkennen, daß die Regierung zwar auf gesetzlichem Wege Alles thun wolle, die Reichsverfassung durchzuführen, sich selbst aber in keinerlei Streit mit den übrigen deutschen Staaten verwickeln möge. Damit war das bisherige Auftreten des Rumpfparlamens in Würtemberg desavouirt, und nun beeilten sich auch die Centralgewalt sowie die Einzelministerien der anderen deutschen Staaten, durch Gegenproklamationen zu antworten, in denen vor Umsturz, Verblendung u.s.w. gewarnt wurde.
    So blieb Alles zuletzt auf die Spitze des Degens gestellt und es verstand sich von selbst, daß derjenige Recht behielt, welcher die größte Gewalt auf seiner Seite hatte. Wie diese sich nun gleich einer Gewitterwolke von allen Richtungen her zusammenzog, haben wir bereits gehört.
    Die Rheinpfalz, wo
Zitz
aus Mainz ein Corps Aufständischer befehligte, wurde zuerst zurückerobert,
Landau
, dessen Festung sich gegen

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