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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Wünschen, ihrer ganzen geistigen Fortentwicklung neue Fesseln zu schmieden suchte.
    Nur jene Länder, in welchen ein wirklich parlamentarisches Leben sich festgestellt hatte, England, Belgien, Holland, Schweden und auch Dänemark hatten davon wenig oder nichts zu empfinden, oder waren in den Stand gesetzt, gegen solche Versuche anzukämpfen.
    In Deutschland konnte man ruhig darüber sein, daß alle Spuren der Revolution möglichst schnell verwischt wurden, dafür sorgte der am 30. Mai 1851 in aller Form Rechtens wieder im Turn- und Taxis'schen Palais eingesetzte Bundestag. Nach wie vor machte er den Polizeischergen der Fürsten, nur ging Preußens Politik, das seinen Gesandten in der Person des bekannten Herrn von Rochow geschickt hatte, jetzt dahin, die magnetisirte Leiche in keiner Weise mehr zu Kräften kommen zu lassen und in konsequenter Weise von seinem Veto Gebrauch zu machen, wenn irgend ein Vorschlag auftauchte, der ein nationales Bedürfniß schien befriedigen zu wollen. –
    Nun konnte es auch Fürst Metternich wieder getrost wagen, aus seinem Privatleben auf Schloß Johannisberg nach Wien zurückzukehren; schien es doch, als sollten seine Theorien am Ende noch Recht behalten, und wenn er auch keine öffentliche Stellung mehr einnahm, so war er doch vielfach die Egeria der östreichischen Staatsmänner, wenn sie plausible Vorwände suchten, um heilige Versprechungen zu umgehen. Im Laufe des Jahres 1851 wurden noch fast alle deutsch-katholischen und freireligiösen Gemeinden als staatsgefährliche, politische Gesellschaften aufgehoben und verboten, und dann der letzte Rest angestrebter deutscher Einheit, die
deutsche Flotte
, deren Grundlage die Schiffe bildeten, welche Hamburger Schiffsrheder freiwillig zur Verfügung gestellt, wie schon erwähnt, an den Meistbietenden versteigert. Was sollte auch Deutschland mit einer Flotte, da es seit der Ratification des Londoner Protokolls Kiel verloren und folglich keinen Hafen mehr hatte. – Die Herzogthümer blieben dänischer Willkürherrschaft überlassen, die überall in Schleswig die dänische Sprache gewaltsam wieder einführte, und von einer endlichen Amnestie zuerst den nächsten Erbberechtigten, den Herzog von Augustenburg, ausschloß, dann den seitherigen Statthalter Schleswigs,
Beseler
und noch eine Menge von Beamten, Geistlichen, Lehrern und Officieren. Der einzige deutsche Fürst, der gegen dieses Londoner Protokoll protestirte, war Herzog Ernst von Koburg-Gotha, und so nahm auch er allein sich jetzt der Verfolgten und Vertriebenen mit wärmsten Eifer an. Um so empörender waren die in den Herzogthümern geschaffnen Zustände, als man sich sagen mußte, daß sie nicht andauern konnten. Nur durch eine ganz willkührliche Umgehung des salischen Gesetzes war die Integrität Dänemarks mit Schleswig-Holstein zu Stande gekommen; zwar hatte der alte Herzog von Augustenburg sich gegen eine Abkaufssumme bereit finden lassen, das Londoner Protokoll zu unterzeichnen und auch der Prinz Friedrich von Hessen, der später für Dänemark durch den Besitz Kurhessens entschädigt werden sollte, weil der Kurfürst keine ebenbürtigen Kinder besaß, gab sein Erbrecht daran. Der Sohn des Ersteren jedoch, der auf seinem Gute
Dolzig
in Schlesien lebte, protestirte später gegen den ganzen Vertrag, und so war es nicht schwer, neue Verwicklungen vorauszusehen. – Die ernsteste Gefahr jedoch, welche Deutschland nun auch noch auf dem Gebiete materieller Einigung bedrohte, war die
Sprengung des Zollvereins
durch Oestreich, welches, nachdem sein Plan, mit seinem ganzen Staatencomplex in den erneuten Bundestag einzutreten, gescheitert war, es nun auf andere Weise versuchte und jetzt verlangte, mit seinem
Gesammtgebiet
in den Zollverband aufgenommen zu werden, um Preußens Hegemonie auch selbst auf diesem Gebiete zu verdrängen. Schon war es ihm gelungen, auf einer Zoll-Conferenz in Wien,
Sachsen, Bayern
und
Würtemberg
für sich zu gewinnen; Preußen aber, das zur selben Zeit den endlichen Anschluß von
Hannover
erzielte, blieb so fest, dast die übrigen deutschen Staaten entweder auf alle ihre bisherigen Vortheile verzichten, oder in dem alten Verbande verbleiben mußten. Bereits hatten große Leipziger Firmen beschlossen, im Falle der Auflösung des Zollvereins nach Preußen überzusiedeln, und auch an andern Handelsplätzen zeigte sich die größte Aufregung über das drohende Unheil. Hier, wo die materiellen Interessen so nahe berührt wurden, trug Preußen einen ganz

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