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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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entscheidenden Sieg über Oestreich davon, und wir sehen es jetzt auch eifrig darauf bedacht, sich eine Seemacht zu begründen, zu welchem Zwecke es um 1853 von Oldenburg ein kleines Gebiet an der Mündung der Jahde, den
Jahdebusen
, erwarb, um sich da einen Kriegshafen zu schaffen. Den Grundstock der neuen Kriegsflotte bildeten zwei Schiffe, die Preußen von der deutschen Flotte käuflich erworben hatte: der
Barbarossa
und die von den Dänen eroberte Fregatte
Gefion
.
    In den kleineren Staaten sah es noch trüber aus, als in den großen; die Maßregeln der Reaction nahmen dort wieder ganz den gehässigen, persönlichen Charakter an, wie er es vor 48 gewesen. Man beschnitt die bestehenden Verfassungen so viel als irgend möglich, und die Presse wurde wieder auf das Strengste überwacht, wenn man es auch vermied, die verhaßte Censur auf's Neue gesetzlich einzuführen. Zu Anfang der fünfziger Jahre, und so lange für Aburtheilung politischer oder Preßprocesse die Schwurgerichte bestehen blieben, wurden die Gemüther noch in einiger Spannung erhalten, durch verschiedne Monstreprocesse gegen die politisch Angeklagten, und mit besonderem Interesse verfolgte man die Verhandlungen in Köln wegen der Excesse in der Rheinprovinz, zu denen
Kinkel
von Stettin aus, in Ketten und Banden transportirt wurde, um dann wieder hinter den Zuchthausmauern zu verschwinden und Wolle zu spinnen, bis die rastlose Thätigkeit seiner Frau und seiner Freunde ihm zur Flucht nach England verhalf. – Bei solchen Gelegenheiten fiel dann noch manches kühne Wort von den Lippen der Vertheidiger oder der Angeklagten und mit schmerzlichem Gefühle durchlebte man während solcher Verhandlungen noch einmal die so schöne und so schwere Vergangenheit. Aber strenge mochte man sich hüten, das, was man dachte, nicht über die Lippen treten zu lassen, denn strafte das Gesetz schon Jeden, den es erreichen durfte und konnte, mit voller Härte, so suchte man auch die bloße
Gesinnung
zu bestrafen, wo es im Bereiche der Möglichkeit lag. Diese Mißliebigen wurden dann zu keinem Amte mehr zugelassen, von den Staatsprüfungen zurückgewiesen, nicht befördert, und sonst noch auf jede Weise bedrückt. So sahen sich auch noch in den folgenden Jahren viele strebsame, junge Männer genöthigt, den Staatsdienst zu quittiren, oder das Vaterland zu verlassen um ihre Kenntnisse im Auslande zu verwerthen. Ein neuer Aufschwung der Literatur, welcher einigermaßen zu trösten vermocht hätte, war unter diesen Verhältnissen eben so wenig zu erwarten; wer wollte noch Freiheitslieder singen und an die Herzen seiner Nation anpochen, wo die Gegenwart nichts empfinden ließ, als die hoffnungslose Erinnerung an eine furchtbare Enttäuschung. Wo das Große nicht gedeihen konnte und nicht mehr ausgesprochen werden durfte, da kam das Kleine und Süßliche an die Reihe. Die große Entsühnung durch das Religiöse, für die man jetzt schwärmte, erzeugte Dichtungen, wie
Amaranth
, voll Phantastik und hohler Sentimentalität, die ernste Naturen nach dem, was man eben erst erlebt, anwiderten, und der Geschmack des großen Publikums wendete sich mehr und mehr dem Genre des »Lovely« zu. Die poetischen Nippessachen: Was sich der Wald erzählt, Was die Vöglein singen, und Was die Steine denken, waren an der Tagesordnung. – Nur die ernste Wissenschaft, namentlich die Naturforschung, arbeitete unverdrossen in stiller Kammer weiter und aus ihren staunenswerthen Resultaten entwickelten sich Anschauungen und philosophische Folgerungen, die bald in der theologischen und philosophischen Welt einen vollständig neuen Geist hervorrufen sollten. –
    Nehmen wir aber jetzt den Faden der Geschichte wieder auf, so bemerken wir, wie die Wendung der Dinge in Frankreich das Wiedererstarken des Absolutismus nun zumeist begünstigte. Dort stand jetzt an der Spitze eines zweiten »empire« jener Neffe Napoleon's, der mehr als irgend ein Anderer der Napoleoniden auf sein Glück und auf sein eingebildetes Recht, der Erbe seines großen Oheims zu werden, vertraute. Mit eiserner Consequenz hatte Louis Napoleon diesen Plan seines Lebens verfolgt; als Jüngling in die Umwälzungspläne der Carbonari verwickelt, war er später nach England geflüchtet und hatte von da aus in abentheuerlichster Weise zuerst in Straßburg und dann ein zweitesmal in Boulogne, bei welcher Gelegenheit eine Art von Gottesurtheil versucht wurde, indem man hungrige Adler auffliegen ließ, die sich auf des Prinzen Hut setzten, in

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