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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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    Kehren wir aber nun nach Berlin zurück, wo wir sahen, wie man fortfuhr, ohnmächtige Pläne zu schmieden und sich immer tiefer zu demüthigen. Am 15. November kündigte Preußen selbst, seinem Oestreich gegebenen Versprechen gemäß, den Unionsfürsten die Auflösung derselben an und dann vollzog sich in
Olmütz
, wo sich
Manteuffel
mit
Schwarzenberg
persönlich zu besprechen wünschte, der Schluß der deutschen Tragödie. Die Versöhnung mit Preußen durch ein entsprechendes Endresultat zu krönen, gewährte die östreichische Regierung jene erbetene Zusammenkunft, und am 27. November begannen in Olmütz die Verhandlungen zwischen den Ministern von
Preußen, Oestreich
und
Rußland
, bei denen der Erstere die letzte Hefe der Demüthigung auskosten sollte. Auf keine von Manteuffel's Bedingungen, welcher Art sie auch waren, zeigte man sich gewillt einzugehen und am Ende fügte er sich demüthig in Alles, was die Andern wollten: in die Anerkennung der Regelung der kurhessischen und holsteinischen Angelegenheiten durch den wiederhergestellten
Bund
, in die Anerkennung der bayrisch-östreichischen Intervention in Kurhessen, in die Räumung Baden's und Hamburg's von seinen Truppen und in die gemeinschaftliche Androhung der Execution in Schleswig-Holstein, wenn die Statthalterschaft die Feindseligkeiten gegen Dänemark nicht einstelle. Das Einzige, was man dem preußischen Minister noch zugestand, damit Preußen's Rückzugslinie sich etwas ausdehne, waren »freie Conferenzen«, die in Dresden stattfinden sollten, und auch am 23. December eröffnet wurden. Sie währten bis zum Frühling 1851, und während dieser Monate nahm man die alte Sisyphusarbeit wieder auf, die unglückliche Bundes-Acte umzumodeln, dabei nur solche Vorschläge, von Seiten Oestreich's beachtend, die ihm selber Vortheil brachten. Beiläufig war auch wohlmeinend die Rede von einer Volksvertretung bei dem Bunde, aber die Bedenken dagegen fand man natürlicherweise vor diesem Areopag von Fürsten überwiegend. Nur der König von Würtemberg war ehrlich genug einen energischen Brief an Fürst Schwarzenberg zu richten, worin er unbedingt ein Nationalparlament forderte, weil er überzeugt sei, daß ohne ein solches keine lebenskräftige Bundesregierung zu Stande kommen könne. Sein Brief wurde einfach zu den Acten gelegt, und so mußte ja endlich die Ueberzeugung durchdringen, die Oestreich genügend befürwortete, daß man doch nichts Neues zu Stande bringen werde. Man entschloß sich darum am 12. Mai 1851, kurzer Hand
zu der alten bequemen Bundestagsverfassung wieder zurückzukehren
.
    Preußen hatte sich nun um jeglichen Kredit in Deutschland gebracht, wer mochte diesem Staate noch trauen? selbst im eignen Lande war es nur die Kreuzzeitungsparthei, die sich befriedigt fühlen konnte und deren Organ jetzt frohlockend verkündete, »die Buße und Umkehr« des Staates von seinen Neuerungen sei vollbracht.
    Im Verein mit Oestreich verrichtete Preußen jetzt noch seine Schergendienste an Schleswig-Holstein; im Januar 1851 verlangten beide Mächte die Beendigung des Kampfes und ein östreichisches Corps besetzte Holstein, in der Ausdehnung von Hambung bis Rendsburg. Die mit Execution bedrohte provisorische Regierung der Herzogthümer löste sich auf, ein Gleiches geschah mit der Armee, und die Diplomatie schickte sich nun an, das Schicksal dieser deutschen Länder zu besiegeln.
    Schon 1850 hatten England, Frankreich, Rußland und Schweden in London erklärt, die Integrität Dänemarks müsse aufrecht erhalten werden; das bekannte
Londoner Protokoll
vom 8. Mai 1852, das nun auch Preußen und Oestreich mit unterzeichneten, änderte sodann die dänische Thronfolge und beseitigte die Ansprüche des Herzogs von Augustenburg auf den Besitz Schleswig-Holsteins dadurch, daß es die dänische Monarchie für untheilbar erklärte, und den Prinzen Christian von Glücksburg, den Gemahl der Prinzessin Luise, zum künftigen König ernannte. Es war ein Act schreiendster Ungerechtigkeit, der auf die Dauer auch gar nicht bestehen konnte. Im Interesse der unglücklichen Herzogthümer geschah wenigstens so viel, daß sie durch die deutschen Großmächte die Erhaltung ihrer Landstände, eine Amnestie für Schleswig und Gleichstellung beider Sprachen in Schule und Kirche stipulirt erhielten.
    Kaum aber waren die Preußen und Oestreicher wieder abgezogen, als die Dänen schonungslos über die hülflosen Bewohner herfielen, zu neuer Bedrückung und Verfolgung. Die Offiziere und

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