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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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romantischen Sinne entsprechend, die Absicht kund, als »Rächer der Menschheit aufzutreten und Europa von dem Barbarenthume zu befreien.«
    Solche ausschweifende Pläne, die nur Projecte blieben, konnten indessen den Griechen wenig helfen, konnten sie eben so wenig wieder zu einer selbstständigen Nation gestalten, wie dies die vereinzelten Aufstände und Rebellionen der
Klephten
zu thun vermochten. In diesen
Klephten
, einem halbwilden Berg-und Räubervolk hatte sich der kriegerische Geist der alten Spartaner am frischesten erhalten; wie diese hatten sie ihren Hauptsitz auf der Halbinsel Morea, dem ehemaligen Peloponnes, und um diese Klephten zu zähmen, hatte die türkische Regierung dieselben schon am Ende des siebzehnten Jahrhunderts militärisch organisirt, und hatte den verschiednen Abtheilungen Kapitäne, die sogenannten
Armatolen
, gegeben, unter diesen standen die Bursche oder
Palikaren
, die sich später so berühmt und gefürchtet gemacht. – Diese Armatolen handhabten nun in ihren Bergen und Districten die Polizei, später breiteten sie sich auch auf das griechische Festland aus und bildeten nun einen ansehnlichen, militärischorganisirten Kern, in dem noch etwas von dem antiken Freiheitsgeiste ihrer Vorväter loderte. So wuchs die physische Kraft dieser Klephten zu einer moralischen Macht heran, in Sonderheit, als der fortschreitende Geist des 18. Jahrhunderts auch in die Herzen griechischer Patrioten die Hoffnung warf, ihr Volk könnte neu verjüngt erhoben werden. Es waren
Lampros
und
Anderithes
, die zuerst den klaren Gedanken faßten, die Freiheit, für die sie im Interesse Rußlands gegen die Türkei gefochten hatten, auf ihren eignen Bergen und Meeren zu suchen, ihre Kauffahrteischiffe in Kriegsschiffe umzuwandeln, und die Klephten zu Freiheitskämpfern zu erziehen. –
    Unter beständigen Rebellionen, welche durch den allmächtigen Einfluß der französischen Revolution auch dort angeregt wurden, die aber vorzugsweise von den mächtigen
Paschas des türkischen Reiches
gegen ihren Oberherrn ausgingen, und in welche sie die
Raja's
, d.h. jene türkischen Unterthanen, die nicht dem Islam angehören, mit hineinzuziehen suchten, begann jetzt nun eine geistige Wiedergeburt des Griechenthums von solcher Kraft und Stärke, daß das Volk es wagte, ohne fremde Stütze und Hülfe den ungeheuren Kampf gegen den seitherigen Bedrücker aufzunehmen.
    Diese Wiedergeburt vorbereitet zu haben, ist das unsterbliche Verdienst der Familie
Maurokadatos
, die seit Anfang des 18. Jahrhunderts in Griechenland ein neues geistiges Leben hervorzurufen suchte. Sie sahen sich anfänglich unterstützt durch damalige Reformversuche der türkischen Regierung, welche nicht allein den Raja's Religionsfreiheit verlieh, sondern auch ihnen Zutritt zu wichtigen Staatsämtern gestattete.
    Allen Völkern, die der hohen Pforte sich hatten beugen müssen, den Serben, Albanesen, Wallachen u.s.w. kam dieses civilisatorische Verfahren zu Gute, ohne jedoch einen besonderen Eindruck auf sie zu machen, die Griechen allein erwachten dadurch aus ihrer Lethargie. Die Familie Maurokadato, Vater, Sohn und Enkel, Alle dem ärztlichen Stande angehörend, verwendeten nun fortgesetzt ihren großen Reichthum und Einfluß zur Förderung des Bildungs- und Schulwesens. Auf der Grundlage der alten hellenischen Sprache bemühte man sich eine neue Bildung hervorzurufen, und diese Sprache des klassischen Griechenthums wurde jetzt unter den zerstreuten Volksgliedern das verknüpfende Band, schuf ein neues Gemeingefühl, einen nationalen Vereinigungspunkt. Wie sehr sich auch seit Jahrhunderten das alte Griechenvolk mit fremden Elementen versetzt haben mochte, so daß im eigentlichen Sinne des Wortes Hellenen nicht mehr existirten, so zog jetzt dennoch der alte entfesselte Geist das ursprünglich Verwandte wieder zu einander, wie der Magnet das Eisen; das germanische Element schied sich vom Slavischen, Romanischen und Mongolischen und umfaßte mit neuer, heißer Wißbegierde Alles, was es einst besessen und was ihm nun aus den alten Quellen der klassischen griechischen Dichter und Schriftsteller als wiedergewonnenes Eigenthum zuströmte. – Wie dieselben Quellen dreihundert Jahre früher den dumpfen Geist des Abendlandes durchdrungen, verjüngt, und zur vollkommnen Anschauung des Schönen und Wahren fähig gemacht hatten, als nach der Eroberung von Constantinopel durch die Türken, die Schätze der altklassischen Literatur, die man bis dahin nur aus lateinischen

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