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Deutsche Geschichte Von 1815-1870

Titel: Deutsche Geschichte Von 1815-1870 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luise Buechner
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Hauptführer. Eine Reihe freisinniger Blätter, darunter die
Tribüne
, von Wirth redigirt, suchten in dem oben genannten Sinne aufzuklären. In Stuttgart wirkte, doch gemäßigter die
Allgegemeine Deutsche Zeitung
und im badischen Freiburg ein anderes Blatt:
der Freisinnige
, herausgegeben von
Rotteck, Welcker
und deren Freunden. Es bildete sich überdem ein
Preßverein
, welcher sich die Aufgabe stellte, diese Blätter und auch noch andere Oppositionsschriften im Volke zu verbreiten. – In Bayern war in jenem Augenblick die Unzufriedenheit am größten; dazu berechtigten die ungeheuren Ausgaben, mit denen der Kunstsinn
Ludwig's
I. das Land belastete. Er wollte die Verfassung redlich halten, aber das Budget prüfen zu lassen, war unbequem für einen Fürsten, der in München einen Prachtbau nach dem andern aufführen ließ, jährliche Reisen nach Rom machte, dort kostspieligen Liebhabereien fröhnte, und eine Menge von Künstlern heranzog und besoldete. Man mußte dies als unerhörten Luxus für ein Land ansehen, dessen natürliche Hülfsmittel im Uebrigen ganz unentwickelt und ungefördert blieben. Die Noth, die damals in Rheinbayern herrschte war groß, es schilderte sie der Abgeordnete
Schüler
wohl nicht übertrieben, wenn er in der Kammer sagte, daß: »kein Laib Brod in manchen Familien das Auge mehr erfreue, daß bei Vielen keine Kartoffeln mehr vorräthig seien, und der bittre Hunger die Menschen antreibe, das Kraut des Repsackers abzuschneiden!« Es mußte ja endlich bei den unvollkommenen Verkehrswegen zwischen den einzelnen deutschen Ländern immer wieder so kommen, und die Noth war durchaus kein Phantom, das man heraufbeschwor, die Massen aufzureizen, wie dies die Regierungen gar zu gerne wollten angesehen haben. – Was aber König Ludwig's Romfahrten noch mißliebiger machte, dies waren nicht allein die zahlreichen Verhältnisse, die er dort mit schönen Frauen unterhielt, sondern auch die Begünstigung der römischen Umtriebe. In Oestreich hatte man die Jesuiten nicht herbei gerufen, aber man hinderte sie auch nicht, sich als Redemptoristen, als Ligorianer, und unter andern Namen wieder einzunisten; ein Gleiches geschah nun auch in Bayern, doch hier mit offenbarer Erlaubniß der Regierung. Kutten und Klöster sah man neu erscheinen, während vom Norden her, aus Preußen vorzugsweise, der mächtig anwachsende Pietismus dem Ultramontanismus im Süden die Hand reichte. Es fehlte also nirgends an Anlaß zu neuen Klagen, zu neuen Bedenken von Seiten derjenigen, die mit Wärme und Theilnahme die Geschicke ihres Volkes verfolgten.
    Ueberschaute man aber nun die ganze Entwicklung des öffentlichen Lebens in Deutschland, so war es unzweifelhaft, daß die größte politische Bildung sich in
Baden
geltend machte, wo Männer wie
Idstein, Rotteck, Mittermaier, Welcker
und Andere von ähnlicher Tüchtigkeit und Gesinnung mannhaft in der Kammer für ihre Ziele kämpften, und als sie zu Ende des Jahres 1831 vom Landtag heimkehrten, dem badischen Ländchen freudige Errungenschaften heimbringen konnten. Sie lauteten:
Preßfreiheit, Zehntfreiheit
und
Frohnfreiheit
! – Auch in Kurhessen glaubte man jetzt mit Sicherheit auf eine freiheitliche Entwicklung zählen zu dürfen, nachdem, wie schon erwähnt, um 1831 eine sehr liberale Verfassung mit nur einer Kammer war proclamirt worden; aber häßliche Familiengeschichten trugen trotzdem von vornherein das Ihrige bei, um eine Versöhnung zwischen dem Volk und seinem Fürsten nicht mehr aufkommen zu lassen. Voll Zorn darüber, daß die Gräfin Reichenbach, eine frühere Emilie Ortlöpp, nicht nach Kassel kommen durfte, weil das Volk sie zu steinigen drohte, zog sich der alte Kurfürst nach Hanau zurück, nachdem er seinen Sohn zum Mitregenten ernannt. Dieser gab dem Vater leider nicht viel heraus, und genügend bekannt ist sein Verhältniß zu der früheren Frau eines preußischen Officiers, Namens Lehmann, deren Scheidung der Kurprinz veranlaßt hatte, indem er den Gatten mit einer großen Summe Geldes abfand, um sie dann als Gräfin Schaumburg in morganatischer Ehe zu heirathen. Seine Mutter, die Churfürstin, schon genügend durch den Gatten gekränkt, war in hohem Grade unglücklich über diese Ehe ihres Sohnes, und das Publikum sympathisirte mit den Gefühlen der zurückgesetzten Mutter und Gattin. Als sie eines Abends nach langer Zeit wieder einmal im Theater erschien, erhob sich ein lauter Jubel; auch draußen, als sie das Theater verließ, wurde sie durch die

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