Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
Vom Netzwerk:
mit Lebensmitteln (Vitalien). Bei den daher so genannten Vitalienbrüdern (auch als Liekedeeler bekannt, weil sie die Beute zu gleichen Teilen erhielten) handelte es sich um eine Bande, die seit 1392 ganz Gotland kontrollierte, Hanse-Schiffe in der Ostsee aufbrachte und erst vor der geballten Macht des Deutschen Ordens 1398 in die Nordsee auswich. Dort endlich stellte sie eine Hanse-Flotte 1401 unter Führung von Simon von Utrecht († 1437) mit seinem Schiff „Bunte Kuh“. Der Anführer Störtebecker wurde zusammen mit zahlreichen seiner Spießgesellen in Hamburg hingerichtet
.
Gefahren zu Lande wie zur See
    Aus dem Osten schickten sie Pelze, Leder, Honig, Wachs, Holz, Hering, dagegen bezogen sie „Westwaren“ wie Wolle, Tuche, Waffen, Gerät, Bergbauprodukte, alles ordentlich verbucht und geldlich verrechnet. Gefahren für die Transporteure aber lauerten zu Lande wie zur See: Musste auf den höchst unzulänglichen Straßen mit Wegelagerern krimineller wie staatlicher Art gerechnet werden, so bedrohten Seeräuber die Schiffstransporte. Schutz durch die Landesherren aber war teuer, kostengünstiger der Selbstschutz.
Gründung des Bundes „van der dudeschen Hanse“
    Deutsche Kaufleute mit ähnlichen Routen schlossen sich daher schon im 12. Jahrhundert zu so genannten Hansen (Hanse bedeutete ursprünglich „Schar“, „Mannschaft“) zusammen, zuerst in Wisby auf Gotland, dann in London und schließlich im ganzen Nord- und Ostseeraum. Zentrum wurde im 13. Jahrhundert Lübeck, wo schließlich 1358 ein umfassender Bund „van der dudeschen Hanse“ entstand. Er hatte keine eigentliche Satzung, seine Mitglieder – in besten Zeiten über 100 Städte von London bis Nowgorod (bei St. Petersburg) – waren stadtrechtlich höchst unterschiedlich organisiert, doch wurden auf regelmäßigen Hansetagen oft weitreichende Beschlüsse („Rezesse“) gefasst.
    Manchmal richteten sie sich gegen Mitglieder, die allzu unbekümmert nur den eigenen Vorteil suchten und über die daher die „Verhansung“ (Warenboykott) verhängt wurde. Oft aber hatte sich die Gemeinschaft auch gegen mächtige Gegner zu wehren. So schon 1361 gegen den Dänenkönig Waldemar IV. Atterdag, der eine Hanse-Streitmacht zunächst besiegte, bei der Gegenoffensive fünf Jahre später aber entscheidend geschlagen wurde. Im Frieden von Stralsund 1370 gerieten er und seine Nachfolger in politische Abhängigkeit von der Hanse, die nun wie später Britannien allein „die Wogen beherrschte“ bis weit ins 16. Jahrhundert hinein. Dann begann der Niedergang, nicht zuletzt wegen konfessioneller Erosion des Bündnisses. Der letzte Hansetag fand 1669 statt; Delegierte kamen nur noch aus neun Städten.

Holstentor in Lübeck, 1461-1476 errichtet, Abgrenzung der damals ummauerten Innenstadt nach Westen, Wahrzeichen der Stadt. Das mehrmals aufwändig restaurierte Gebäude präsentiert sich im Mittelteil als vornehmes Bürgerhaus mit Giebel, das von zwei imposanten Türmen flankiert wird; beliebtes Motiv für Münzen und Briefmarken; heute Museum
.
    (c) Interfoto, München: S.

Königlicher Wortbruch
Jan Hus Tod auf dem Scheiterhaufen (1415)
    Auf Ketzer wartete der Feuertod. Doch die Glaubensgewissheit der Menschen im späten Mittelalter ließ sich damit nicht wieder herbeizwingen; sie war durch Pest und Not nachhaltig erschüttert. Die Kirche hatte außer allgemeiner Sündhaftigkeit keine Erklärung dafür, dass Gott offenbar blindwütig Gerechte und Ungerechte strafte. Zudem bot die Kirchenspitze ein Bild der Zerstrittenheit; Päpste und Gegenpäpste machten einander den Heiligen Stuhl streitig, der Klerus fiel mehr durch Sittenlosigkeit als durch Frömmigkeit auf. Das rief Kritiker und Zweifler auf den Plan wie den englischen Pastor und Theologen John Wyclif (um 1320-1384), in seiner Pfarre mit dem prophetischen Namen Lutterworth. Er leugnete den Primat des Papstes, lehnte Mönchtum und Zölibat ab und bezweifelte sogar die leibliche Anwesenheit (Realpräsenz) Christi beim Abendmahl. Damit und mit dem Schlagwort vom Papst als Antichrist nahm er bereits Kampfparolen der Reformation vorweg.
Probleme in Prag
    Kein großer Theologe, aber ein mitreißender Redner war der um 1370 geborene tschechische Bauernsohn und Priester Jan Hus. Ihm kamen die Thesen Wyclifs gerade recht zur Flankierung seines tschechischen Nationalismus, den er zum Träger der wahren Lehre mit ihren Idealen der Armut und Askese machen wollte. Daraus leiteten er und seine Anhänger Vorrechte an der

Weitere Kostenlose Bücher