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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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der Gestaltung unterstreicht die hohe Bedeutung des Dokuments: Die Goldene Bulle empfanden schon die Zeitgenossen als einen Markstein. Ihr Initiator war Karl IV., 1346-1378 deutscher König aus der Dynastie der Luxemburger. Es gibt eine von Peter Parler geschaffene Büste Karls im Prager Dom: Sie zeigt ein Gesicht von entschlossener Freundlichkeit mit Zügen eines soliden Hausvaters. Heldische Pose und militärisches Auftreten waren dem frommen, sprachgewandten und gebildeten Herrscher fremd.
Geldsegen für Karl IV.
    Sein diplomatisches Geschick bewährte sich auf der Italienreise 1355: Zu Ostern ließ er sich in Rom vom päpstlichen Legaten zum Kaiser krönen. Außerdem ließ er sich die Verleihung von Privilegien an die Städte und führenden Familien des Landes kaiserlich bezahlen: Von Pisa erhielt er 60 000 Goldgulden, Florenz zahlte 100 000 und den Visconti war seine Huld sogar 150 000 Goldgulden wert. All das erreichte Karl ohne Heer und ohne großes Gefolge. Ihm war das Schicksal des Großvaters Heinrich VII. (regierte 1308-1313) eine Lehre, der sich heillos in die italienischen Querelen verstrickt und damit seine deutsche Position geschwächt hatte.
    Die stärkte der Enkel nun umgehend nach der Rückkehr: Am 10. Januar und am Weihnachtstag 1356 auf den Reichstagen in Nürnberg und Metz ließ er die nach dem Siegel so genannte Goldene Bulle beschließen, die für 450 Jahre eine Art Reichsgrundgesetz wurde. Sie regelte vor allem die Aufgaben und Kompetenzen der deutschen Kurfürsten und die Prozedur der deutschen Königswahl. Von päpstlicher Approbation war nicht mehr die Rede. Böhmens König sollte fortan als erster der weltlichen Fürsten gelten und als Erzschenk die erste Stimme abgeben, der Mainzer Erzbischof war als Wahlleiter vorgesehen, der die letzte Stimme hatte. Als Wahlort wurde Frankfurt festgelegt. Die Goldbulle bestimmte außerdem zur Vermeidung von Erbstreitigkeiten die Unteilbarkeit der weltlichen Kurfürstentümer und übertrug den Kurfürsten in ihren Gebieten kaiserliche Vorrechte wie Zoll- und Münzhoheit. So aufgewertet, konnten die allein zur Königswahl berechtigten Fürsten künftig souveräner über die Nachfolge eines verstorbenen Königs bestimmen und eine dynastische Erbfolge gelassener hinnehmen. Die Goldene Bulle hatte der freien Königswahl zum Sieg verholfen und damit paradoxerweise die Erblichkeit des nun nicht mehr ganz so gewichtigen Herrscheramtes erleichtert.
    Der Schwarze Tod
    Weit tiefer als Politisches grub sich eine Katastrophe ins kollektive Gedächtnis ein: Die Pest, wegen der Dunkelfärbung der Opfer „Schwarzer Tod“ genannt, verbreitete sich vom östlichen Mittelmeer her und wütete 1348-1352 wie nie zuvor und nie wieder: Europa verlor in wenigen Jahren ein Viertel seiner Bevölkerung, allein in Deutschland sollen anderthalb Millionen Menschen umgekommen sein. In Avignon weihte Papst Klemens VI. (Pontifikat 1342-1352) die Rhône, damit die Toten gleich von den Häusern aus in den Fluss geworfen werden konnten. Ganze Dörfer, ja Städte wurden entvölkert, führerlose Schiffe trieben auf Flüssen und Meeren, riesige Flächen Ackerland lagen brach, das Vieh starb mit den Menschen. Für einige deutsche Städte gibt es Verlustzahlen: Basel 14 000, Straßburg 16 000, Münster 11000, Bremen knapp 7000, Lübeck 9000, Hannover 3000, Weimar 5000 Opfer (fast die gesamte Einwohnerschaft)

Illuminierte Seite der Prachtausgabe der Goldenen Bulle, von König Wenzel, Sohn und Nachfolger Karls IV., in Auftrag gegeben und im Jahr 1400 vollendet
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    (c) dpa/Picture-Alliance, Frankfurt: S.

Handelsmacht
Die Deutsche Hanse (12.–16. Jh.)
    Das wuchtige Tor passierte, wer die reiche Handelsstadt Lübeck besuchte. Wer dagegen mit bösen Absichten kam, der musste sich auf einen Geschosshagel aus den Schießscharten gefasst machen. Hier an der Trave schlug das Herz eines mächtigen Handelsverbands, der sich im Gefolge der deutschen Ostsiedlung gebildet hatte. Ritter, Mönche und Bauern waren nach Pommern, Preußen, Polen und ins Baltikum gezogen, hatten aber die Bindungen an die Heimat nie aufgegeben, sondern sie zur Pflege von Gewinn bringenden Handelsbeziehungen genutzt.
    Seeräuber
    Gegen Ende des 14. Jahrhunderts breitete sich das Piratenunwesen immer weiter aus. Manche Großmächte nämlich instrumentalisierten die Freibeuter als Seestreitmacht: 1389–1392 etwa, durchbrachen Seeräuber in mecklenburgischen Diensten die Blockade um das dänisch belagerte Stockholm und versorgten es

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