Deutsche Geschichte
Prager Universität her, was zum Auszug der „Deutschen“ (und zur Gründung der Leipziger Universität) führte. Es rief aber auch den um die Ruhe in seinen Stammlanden – Böhmen war ja luxemburgisches Kerngebiet – und in der Kirche besorgten deutschen König Sigismund (regierte 1410- 1437, seit 1433 Kaiser) auf den Plan, der für die Vorladung des Rebellen Hus auf das Konzil in Konstanz (1414-1418) sorgte und ihm freies Geleit zusagte.
Schwerwiegende Folgen des Martyriums
Dieses Versprechen aber brach der König, und das sollte schwerwiegende Folgen haben: Als Hus sich standhaft weigerte, seine Thesen zu widerrufen, sah sich Sigismund nicht mehr an sein Wort gebunden, weil man es einem Ketzer gegenüber nicht halten müsse. Hus kam 1415 auf den Scheiterhaufen – und Böhmen brannte plötzlich lichterloh (siehe Kasten). Der Prediger war zum Märtyrer nicht nur der christlichen, sondern auch der tschechischen Sache geworden, was in der Folgezeit immer weiter fanatisch verschmolz.
Hussitenkriege
Gegen Deutsche und Katholiken brach nach der Hinrichtung von Hus in Böhmen ein Pogrom los, der auch durch rasch zusammengeraffte Heere von Kreuzrittern nicht zu ersticken war. Denn die Tschechen wussten, wofür sie kämpften, die anderen immer nur wogegen. Die Hussiten gingen 1419 in die Offensive, schlugen mit Sensen und Dreschflegeln alle Invasionstruppen in die Flucht, fluteten über die Grenzen und bahnten sich 1433 sogar einen Weg durch Polen bis nach Preußen. Was Gewalt nicht erreichte, gelang geschickter Diplomatie: Auf dem Basler Konzil (1431-1439) gewährte man den Hussiten den Laienkelch, also das Abendmahl in beiderlei Gestalt (Brot und Wein), weswegen man sie später auch Utraquisten („Beidgestaltler“) oder Kalixtiner („Kelchner“) nannte. Hus hatte den Laienkelch zwar nicht ausdrücklich verlangt, doch hatte sich diese im Wortsinn evangelische Abendmahlsform als Ritus bei den Aufständischen verbreitet. Sie nahmen den Kompromiss an, nur die radikale Fraktion der Taboriten (nach dem biblischen Berg Tabor in Galiläa) setzte den Kampf fort, nun auch gegen ihre einstigen Brüder. 1434 unterlagen sie einer Koalition aus Utraquisten und Katholiken
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Hus wird von Bewaffneten zum Scheiterhaufen geführt, kolorierter Holzschnitt aus der „Chronik des Konzils von Konstanz“ von Ulrich von Richenthal (1460/65). Der Verurteilte in Mönchskutte und mit Spotthut
.
(c) Interfoto, München: S.
Explosion des Wissens
Johannes Gutenberg und die Folgen (15.Jh.)
Es hätte mit der Neuzeit sicher noch gute Weile gehabt, wenn nicht ein Mainzer Patrizierssohn namens Johannes Gutenberg (genauer: Gensfleisch zur Laden genannt Gutenberg) in den 30er und 40er Jahren des 15. Jahrhunderts auf eine revolutionäre Idee gekommen wäre: Druck von Schriftwerken mittels beweglicher Metallbuchstaben. Gutenberg wandte in Verfolgung dieser Idee sein ganzes Vermögen auf und noch erheblich mehr: Er verschuldete sich so sehr, dass das erste Impressum der Geschichte im Mainzer Psalter von 1457 nicht ihn als Drucker nennt, sondern den Gläubiger Johann Fust. Er hatte durch Rückforderung seines Geldes den Erfinder ruiniert und seine Druckwerkstatt übernommen. Dennoch bleibt es Gutenbergs Verdienst, das Mittel geschaffen zu haben, dem wir die geradezu explosionsartige Verbreitung des Wissens verdanken.
Humanismus
Ganz allgemein meint Humanismus (von lateinisch: humanus = menschlich) eine ethische Einstellung, die den Wert und die Würde des Menschen zum obersten Prinzip hat. Als geistesgeschichtliche Epoche, die von dieser Vorstellung geprägt war, ist der Humanismus eine Weltanschauung der Renaissance (14.–16. Jahrhundert), die anknüpfend an antike Traditionen und unter Rückgewinnung der griechisch-römischen Literatur die ausschließlich transzendente (also auf das Jenseits gerichtete) Orientierung des mittelalterlichen Christentums (Scholastik) ablehnte und eine Wiederbelebung säkularer (weltlicher) Tugenden betrieb. Das Ideal der Humanisten war die klassische Bildung verbunden mit der Hinwendung zu einer wissenschaftlichen Weltsicht. Seinen Ausgang nahm der Humanismus von Italien, das sich von der Barbarei der „Goten“, wie hier die Germanen und ihre „gotische“ Kunst und Frömmigkeit genannt wurden, befreien wollte. Von hier aus verbreitete sich die Schriftgelehrsamkeit und kritische Prüfung der Überlieferung nach Norden. Die durch den Buchdruck geförderte intensive intellektuelle Kommunikation und starke
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