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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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Am ersten Jahrestag seiner Krönung kam es dann zur Dreikaiserschlacht bei Austerlitz in Böhmen und zum glänzendsten Sieg der französischen Waffen unter ihrem Revolutionskaiser gegen den russischen Zaren, der sich fluchtartig zurückzog, und Franz I. von Österreich. Im Frieden von Preßburg verlor Österreich Tirol, Vorarlberg und Lindau an Bayern, den Breisgau mit Konstanz an Baden und Württemberg.
Krone ohne Wert
    So verpflichtete sich der Eroberer die süddeutschen Staaten und schloß 16 von ihnen am 12.6.1806 in einem Defensivbündnis zum Rheinbund zusammen, eben jener bereits erwähnten dritten deutschen Kraft. Napoleon wurde ihr Schutzherr, wofür die Länder ihm Truppenhilfe gewähren mussten und aus dem Reichsverband ausschieden. Dessen Krone hatte nun nicht einmal mehr symbolische Bedeutung; Franz II. legte sie am 6. August 1806 nieder.
    Empirestil
    Ein Sonderform des Klassizismus erblühte durch den politischen Triumphalismus Napoleons, der sein Riesenreich in Anlehnung an das antike römische Imperium als „Empire“ bezeichnete. Der Begriff diente dann auch zur Bezeichnung für einen Kunst- und Kunsthandwerkstil, der sich wie die napoleonischen Truppen über ganz Europa verbreitete. Die Revolutionäre hatten gern altrömisch-republikanisch repräsentiert. Unter dem Kaiserreich entwickelte sich das konsequent imperial weiter und erfasste vor allem das Dekor: Die beliebtesten Schmuckformen waren Lorbeerkranz und Lyra, gekreuzte Fackeln, Eierstab und Lilienkette, Kriegstrophäen, Flortücher und Ascheurnen. An den Fassaden wie in den Wohnräumen wurden Sphinxe, Karyatiden, Säulen und Obelisken aufgestellt. Schränke wurden griechischen Tempen nachgebildet, als Galgenschaft diente in Hamburg eine korinthische Säule
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Reichs- oder Karlskrone, im 10. Jahrhundert für Kaiserkrönungen geschaffen; seit der Abdankung des letzten Herrschers des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation 1806 in der Schatzkammer der Wiener Hofburg
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    (c) Interfoto, München: S.

Revolution von oben
Preußens Reformprogramm – eine Konsequenz der Niederlage (1807–1812)
    Auch Berlin erwies sich nicht als sicher vor dem korsischen Eroberer: Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. (regierte 1797-1840) hatte dem Rheinbund Kleve, Neuenburg und Ansbach-Bayreuth opfern müssen, war aber von Napoleon mit Hannover buchstäblich kurfürstlich belohnt worden. Das hinderte den französischen Kaiser nicht, Hannover wenig später schon wieder als Manövriermasse den Engländern anzubieten, mit denen er den Ausgleich suchte. Das erbitterte den Berliner Hof aufs Äußerste. Napoleon hatte für Warnungen seines Außenministers Talleyrand jedoch nur Verachtung: „Die Idee, dass sich Preußen allein gegen mich erheben könnte, ist so lächerlich, dass sie nicht diskutiert werden muss“, sagte er noch am 12. September 1806.
Kapitulation Preußens
    Vier Wochen später stand er bei Jena und Auerstedt der ruhmreichen preußischen Armee in einer Doppelschlacht gegenüber, denn Preußen hatte das „Lächerliche“ gewagt und allein den Kampf gegen den Usurpator aufgenommen. Es machte sich allerdings auch so lächerlich, wie dieser vermutet hatte, brach völlig zusammen und musste 1807 im Frieden von Tilsit die Rückstufung zu einer Mittelmacht und zu einem Satelliten Napoleons hinnehmen. Der schluckte nun weiteres deutsches Gebiet, schuf das Königreich Westfalen unter seinem Bruder Jérôme, der wegen seiner Ausschweifungen als „König Lustig“ mehr Geschichten als Geschichte machte. Aus großen preußischen Gebieten formte Napoleon zudem ein Großherzogtum Warschau als polnischen Staat.
Reformprogramm
    Rest-Preußen verordnete sich unter den Ministern Freiherr vom und zum Stein (1757-1831), seinem Nachfolger Hardenberg (1750-1822), und dem Heeresorganisator Scharnhorst (1755-1813) ein drastisches Reformprogramm, das einer Revolution von oben gleichkam: Den Anfang machte 1807 die Befreiung der Bauern; die Erbuntertänigkeit hörte auf, seit dem 11.11.1810 gab es nur noch freie Leute in Preußen. 1808 folgte eine Städteordnung; den Kommunen wurde eigene Finanzverwaltung zugestanden, sie durften sich weitgehend selbst regieren. 1810 setzte mit der Gründung der Berliner Universität eine allgemeine Bildungsreform ein. 1810/11 wurden die Zünfte aufgehoben. 1812 erhielten die Juden die staatsbürgerliche Gleichstellung. Zugleich verstärkten Scharnhorst (1755–1813) und Gneisenau (1760–1831) das preußische Heer durch Einführung der

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