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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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Heilung der sozialen Schäden nicht ausschließlich auf dem Wege der Repression, sondern gleichzeitig auf dem der positiven Förderung des Wohles des Arbeiter zu suchen“ sei. In rascher Folge brachte Bismarck das Krankenversicherungsgesetz (15.6.1883), das Unfallversicherungsgesetz (6.7.1884) und das Gesetz über die Invaliditäts- und Altersversicherung (22.6.1889) durch. Bei der Reglementierung der Arbeitszeit aber ließ Bismarck nur hinsichtlich Kinder- und Frauenarbeit mit sich reden, ein generelles Verbot etwa der Sonntagsarbeit scheiterte immer wieder an seinem Veto, hinter dem auch seine privaten Interessen als Unternehmer und Gutsherr standen.
    Sozialistengesetz
    Wenn die Rede auf die Sozialdemokratie kam, kannte Bismarcks Vorrat an Verwünschungen keine Grenzen. Er bauschte die Gefahr einer sozialistischen Revolution maßlos auf, weil er gesetzliche Handhaben gegen die Sozialistische Arbeiterpartei (SAP) und die Gewerkschaften schaffen wollte, wofür nur schwer Mehrheiten im Reichstag herzustellen waren. Am 11.5.1878 scheiterte eine entsprechende Vorlage, doch nach einem Attentat auf Wilhelm I. und der Neuwahl des Reichstags nahm das ein wenig veränderte Gesetz „wider die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie“, kurz Sozialistengesetz genannt, am 21.10.1878 die parlamentarischen Hürden. Es gab den Behörden Möglichkeiten zu umfassenden Schikanen gegen Sozialisten wie sozialistische Einrichtungen und Versammlungen. Das Ziel, die Organisationen der SAP und der Gewerkschaften zu zerschlagen, wurde verfehlt. Nur vorübergehend erlitt die Partei Wahleinbußen, obwohl zahllose ihrer Führer verhaftet, zur Auswanderung gezwungen oder sonst wie mundtot gemacht wurden. Das auf drei Jahre verabschiedete Gesetz wurde mehrmals verlängert und erst 1890 fallen gelassen, als es sich endgültig als Rohrkrepierer erwiesen hatte. Wilhelm II. kreidete das Bismarck an und versuchte zu beweisen, dass man anders mit der Arbeiterschaft umgehen müsse. Wenig später wütete er noch weit heftiger gegen die „vaterlandslosen Gesellen“
.
Sprengstoff Arbeiterfrage
    Der Hass gegen den Hohenzollernstaat, den Bismarck mit der polizeistaatlichen Verfolgung der Sozialdemokratie geschürt hatte, wirkte daher in der Arbeiterschaft nachhaltiger als der Dank für erst allmählich greifende und noch später begriffene soziale Wohltaten. Die Arbeiterfrage lieferte 1889/90 auch Stoff für den Konflikt mit dem jungen Kaiser, der die Zeichen der Zeit meinte besser deuten zu können, und wirkte mit bei der Entlassung Bismarcks.

Herrjeh, Kinder! Euch darf man doch nich alleene lassen!“ ruft die heimkommende berufstätige Mutter angesichts des Zimmerbrands. Bild von Heinrich Zille (1858-1929) aus dem Berliner Arbeitermilieu der Kaiserzeit
.
    (c) akg, Berlin: S.

Auf der Suche nach Weltgeltung
Koloniale „Schutzgebiete“ in Afrika (1884/85)
    Es fällt auf, dass die deutschen Kolonien innerhalb weniger Jahre – wie man damals sagte – „erworben“ wurden. Die wichtigsten waren 1884/85 beisammen, so auch die größten Deutsch-Südwestafrika und Deutsch-Ostafrika (siehe Kasten), und erfuhren kaum noch Erweiterungen. Dass weder vorher noch nachher nennenswerte überseeische Besitzungen erworben wurden, hatte mehrere Gründe: Preußen hatte vor 1871 andere Sorgen als ferne Gebietsansprüche in einer Zeit, als vor allem Frankreich und England in aller Welt Kolonien sammelten. Nach der Reichseinigung änderte sich daran zunächst nichts, da Bismarck sein ganzes Augenmerk auf die Konsolidierung des Erreichten richtete; „Misstrauen gegen die Friedfertigkeit unserer Gesinnungen“ konnte er da ganz und gar nicht brauchen. Auch fürchtete er, Kolonien mangels Flotte nicht hinreichend vor französischem Zugriff schützen zu können: „Wir dürfen keine verwundbaren Punkte in fernen Weltteilen haben.“
Gründung des Deutschen Kolonialvereins
    Der Druck der Wirtschaft, die Absatzgebiete und Rohstoffquellen suchte, aber wuchs, und 1882 wurde der Deutsche Kolonialverein gegründet. Innen- und außenpolitische Argumente kamen hinzu: Die durch nationale Hochstimmung lange überlagerte soziale Frage hatte sich verschärft, so dass sich Reformen nur durch immer neue weltpolitische Erfolge vermeiden ließen. Und diese wurden plötzlich möglich, als Russland mit England in Asien und Frankreich mit England in Afrika in Konflikt gerieten. Bismarck nutzte das zu Beginn der 80er Jahre zur Annäherung an den „Erbfeind“, verständigte

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