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Deutsche Geschichte

Deutsche Geschichte

Titel: Deutsche Geschichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedemann Beduerftig
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in Schleswig-Holstein, das mit Preußen vereinigt wurde, trat Venetien an Italien ab, stimmte der Neuordnung Deutschlands durch Preußen zu und zahlte eine Kriegsentschädigung; Sachsen verpflichtete sich, dem geplanten Norddeutschen Bund beizutreten. Neben dem Zeitfaktor spielte in Bismarcks Kalkül auch eine Rolle, dass er die Tür für künftige Allianzen nicht zuschlagen wollte
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Der strategische Sieger Generalstabschef Helmuth von Moltke (links) mit dem politischen Strategen Ministerpräsident Bismarck bei Königgrätz 1866; zeitgenössischer kolorierter Holzstich
    (c) akg, Berlin: S.

Gefährlicher Siegesrausch
Die Kaiserproklamation von Versailles (1871)
    Kaiserproklamation als Provokation, so mussten es die Franzosen empfinden. Dass sie ihr eigener Kaiser in diese Situation gebracht hatte, zählte da nicht. Napoleon III. sah die preußische Machtballung mit äußerstem Misstrauen. Der Pariser Argwohn steigerte sich, als Spanien einem Hohenzollern-Prinzen 1868 die Krone antrug. Wilhelm I. bewegte den Prinzen zwar zum Verzicht. Immer noch aber gab Paris keine Ruhe: Am 13.7.1870 stellte der französische Gesandte den König auf der Kurpromenade in Bad Ems und ersuchte darum, Wilhelm I. möge auch für alle Zukunft einen Thronanspruch der Hohenzollern in Spanien ausschließen. Der König wandte sich empört ab und ließ Bismarck telegrafisch von dem Vorfall unterrichten. Der Kanzler gab diese Emser Depesche in provozierend gekürzter Form an die Presse und löste damit am 19.7.1870 Frankreichs Kriegserklärung aus.
Französische Republik und deutsches Kaiserreich
    Bismarck hatte erreicht, dass Napoleon als Aggressor dastand, was internationalen Interventionen vorbeugte und in ganz Deutschland die patriotischen Wogen hochgehen ließ. Den süddeutschen Höfen blieb nichts anderes übrig, als ihre Truppen dem preußischen König zu unterstellen. Französische Angriffe aus dem Elsass wurden bei Weißenburg und Spichern am 4. und 8.8. zurückgeschlagen. Bei Sedan kapitulierte am 2.9. die eine der beiden französischen Hauptarmeen, wobei Napoleon III. in Gefangenschaft geriet, und in Metz wurde die zweite eingeschlossen. Sie streckte im Oktober die Waffen, nachdem am 4.9. das Kaiserreich gestürzt und die Dritte Republik ausgerufen worden war. Diese Republik verteidigte sich weiter mit unerwarteter Zähigkeit, obwohl Paris belagert wurde. Am 18.1.1871, dem preußischen Krönungstag, wurde Wilhelm I. im Spiegelsaal von Versailles von den deutschen Fürsten zum Kaiser ausgerufen.
    Deutsches Reich
    Der neue deutsche Gesamtstaat organisierte sich so: Reichssache wurden die Außenpolitik, die neue Kaiserliche Marine, die Post, nicht aber z.B. die Eisenbahnen. Um die Bundesfürsten zu schonen, wurden auch keine Reichsministerien geschaffen. Der Kaiser ernannte und entließ den Reichskanzler, der über eine Anzahl von Reichsämtern unter kaiserlichen Staatssekretären verfügte. Er brauchte zwar für manches die Zustimmung des Reichstags, war aber nur dem Kaiser verantwortlich. Nicht einmal das Heer ließ sich unter dem Reichsdach vereinigen; Bayern, Sachsen und Württemberg behielten im Frieden eigene Armeen. Oberstes Organ der Legislative war der Bundesrat aus den ständigen Vertretern der fürstlichen Gliedstaaten. Erst wenn der Bundesrat Gesetze hatte passieren lassen, kam die Stunde des Reichstags, der mehrheitlich zustimmte oder ablehnte. Der Kaiser entschied allein über Krieg und Frieden
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Riskanter Siegfrieden
    Paris hatte unterdessen kapituliert, und am 26.2.1871 wurde ein Vorfrieden geschlossen, ehe am 10.5. der Frieden von Frankfurt endgültig die Kriegsfolgen regelte: Abtretung von Elsass-Lothringen an das neue Deutsche Reich, Zahlung von fünf Milliarden Goldfrancs als Kriegsentschädigung binnen drei Jahren. Zwar hatte Bismarck weitergehende Forderungen eindämmen können, doch ganz ohne Gebietsverlust für den Gegner ließ sich Frieden im Siegesrausch nicht durchsetzen. Und die französische Erbitterung sollte, wie von Bismarck vorausgesehen, die Beziehungen nachhaltig belasten. Die Kriegsverluste betrugen auf deutscher Seite 41 000 Gefallene und auf französischer 139 000 Tote und 384 000 Gefangene.

Die Proklamierung des deutschen Kaiserreichs am 18.1.1871, 1885 entstandenes Gemälde von Anton von Werner (1843-1915); in der Mitte Bismarck, zu seiner Linken Generalstabschef Helmuth von Moltke; auf dem Podest Wilhelm I., hinter ihm zu seiner Rechten Kronprinz Friedrich („Fritz“)
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    (c) Interfoto,

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