Deutsche Geschichte
Arbeitsfront (DAF) als Nachfolgeorganisation der Gewerkschaften sollte mit attraktiven Angeboten die „schaffenden Volksgenossen“ ohne Ansehen des Standes zu „sinnvoller“ Erholung animieren, die ja wieder der Arbeitsleistung zugute komme und zudem Gemeinschaft schaffe. Damit wollte man zudem die anfangs dem Nationalsozialismus noch fernstehenden Arbeiter gewinnen. Das reichhaltige Programm dafür oblag der mit erheblichen Mitteln geförderten Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF), eine angeblich von Hitler selbst gefundene Bezeichnung. KdF gliederte sich in fünf „Ämter“:
Gliederung der Organisation
1. Das Amt „Feierabend“ veranstaltete Theateraufführungen und Konzerte, die bis 1939 von rund 38 Mio. Menschen besucht wurden; 2. das Sportamt leitete den Betriebssport zur „Wehrertüchtigung“ und zur „rassischen Vervollkommnung“; 3. das Amt „Schönheit der Arbeit“ bemühte sich um Verbesserung der Arbeitsbedingungen und möglichst ästhetische Gestaltung des Arbeitsplatzes; 4. das Amt „Wehrmachtsheime“ sorgte für die Koordination mit den Streitkräften und dem Reichsarbeitsdienst (RAD); 5. das Amt „Reisen, Wandern und Urlaub“ war mit seinen Angeboten von verbilligten Aufenthalten in Erholungsheimen, Skireisen und erschwinglichen Kreuzfahrten mit der „weißen Flotte des Friedens“ das populärste; es organisierte bis 1938 für rund zehn Millionen Menschen Urlaubsreisen. KdF sollte auch eine tragende Rolle bei der Massenmotorisierung spielen: Mit kleinen Beiträgen konnten die Arbeitnehmer auf ein Auto sparen, offiziell „KdF-Wagen“ genannt (siehe Kasten).
Ertüchtigung der Bevölkerung
Dass diese Fürsorge der Leistungssteigerung galt und damit letztlich den Kriegsplänen Hitlers wurde deutlich an der umstandslosen Umrüstbarkeit etwa der Kreuzfahrtschiffe zu Truppentransportern (schon im Spanischen Bürgerkrieg) und der Nutzung der vor allem an der Ostsee angelegten Ferienburgen (z.B. Prora) zu Lazaretten. Ein KdF-Funktionär erklärte 1940 offen: „Wir schickten unsere Arbeiter nicht auf eigenen Schiffen auf Urlaub oder bauten ihnen gewaltige Seebäder, weil uns das Spaß machte … Wir taten das nur, um sie gestärkt und neu ausgerichtet an ihren Arbeitsplatz zurückkehren zu lassen.“ Und sie auf die kommenden schweren Prüfungen im Krieg vorzubereiten, hätte man hinzufügen müssen
Volkswagen
„Wie ein Maikäfer soll er aussehen; man braucht nur die Natur zu betrachten, um zu wissen, wie sie mit der Stromlinie fertig wird“, soll Hitler zum Konstrukteur Ferdinand Porsche (1875-1951) gesagt haben, als er ihm 1933 den Auftrag zur Entwicklung eines erschwinglichen Volkswagens gab. Mit ihm sollte ein sozialpolitischer Akzent gesetzt werden: Das Auto sollte den Charakter des Statussymbols reicher Leute verlieren und Klassenschranken abbauen helfen. Daher durfte der Wagen nicht mehr als 1000 Mark kosten, nur wenig (bis acht Liter) verbrauchen und musste robust sein. Schon im Jan. 1934 wurde ein Entwurf vorgestellt, und 1936 fuhren erste luftgekühlte, hinterradgetriebene Prototypen des „KdF-Wagens“, im Volksmund nur Volkswagen (VW) genannt, für den ein eigenes Werk in einer eigens gebauten »Stadt des KdF-Wagens« (Wolfsburg) errichtet wurde. Es wurden Sparkarten ausgegeben, auf denen Marken zum Erwerb eines VW gesammelt werden konnten: „5 Mark die Woche musst du sparen, willst du im eignen Wagen fahren.“ Von den 336 000 VW-Sparern bekam jedoch keiner seinen Wagen zu Gesicht, da er für militärische Zwecke zu einem Kübelwagen für die Wehrmacht umgerüstet wurde
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Froh in die Zukunft blicken und entschlossen an die Arbeit gehen sollten von KdF betreute Menschen. Im Wirklichkeit stand Fitness für den Krieg auf dem Programm; Werbeplakat von 1937
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(c) Interfoto, München: S.
Erfolg durch Erpressung
Anschluss Österreichs (1938)
Die Niederlage im 1. Weltkrieg traf Deutschland schwer, Österreich aber vernichtete sie beinahe: Die riesige Donaumonarchie wurde in zahlreiche Einzelstaaten aufgelöst, Österreich selbst auf die deutschsprachigen Gebiete (nicht einmal alle) beschränkt. Ein solcher Rumpfstaat schien nicht lebensfähig, und die junge Republik erklärte sich daher per Verfassung 1919 zum „Bestandteil des Deutschen Reiches“. Dieser Anschluss aber wurde im Friedensvertrag von Saint-Germain von den Siegermächten ebenso untersagt wie der Artikel 61 der deutschen Verfassung, der bis zu einem Anschluss Österreich eine beratende Stimme in der
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