Deutsche Geschichte
unterlegenen polnischen Kräfte ein. Bis zum 17.9. waren weit über 300 000 Polen in Gefangenschaft geraten.
Hitler-Stalin-Pakt
Hitlers Vision von Lebensraum im Osten wäre 1939 nur mit Unterstützung der Westmächte und/oder Duldung durch Polen zu verwirklichen gewesen. Großbritannien aber und in seinem Schlepptau Frankreich hatten mit Aufkündigung des Appeasement im Frühjahr 1939 deutlich gemacht, dass eine weitere deutsche Expansion zum Kriege führen würde. Hitler aber wandte sich in abrupter Kehrtwendung dem bisherigen Todfeind Stalin zu und schloss mit ihm am 23.8.1939 einen Nichtangriffsvertrag auf zehn Jahre. Der Pakt verschaffte Hitler Handlungsfreiheit gegen Polen und sicherte bei einem Eingreifen der Westmächte Rückenfreiheit nach Osten sowie unblockierbare Rohstoffzufuhr. Stalin befreite der Deal aus der seit dem Münchener Abkommen andauernden Isolierung. In einem geheimen Zusatzprotokoll steckten die Partner ihre Interessengebiete ab: Polen sollte geteilt, das Baltikum und Finnland den Russen, Südosteuropa den Deutschen überlassen werden
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Sieg ohne Frieden
Am selben Tag drang die Rote Armee in Ostpolen ein; die polnische Regierung floh nach Rumänien. Am 19.9. schlossen deutsche Verbände den Ring um die Hauptstadt Warschau, die am 28.9. nach schwerer Beschießung und pausenlosen Luftangriffen völlig zerstört kapitulierte. Letzter polnischer Widerstand erlosch am 6.10., 700 000 Polen gingen in deutsche, 217 000 in sowjetische Gefangenschaft, 70 000 Polen waren gefallen und 133 000 verwundet, die Wehrmacht meldete 10 572 Tote, 3409 Vermisste und 30 322 Verwundete. Deutschland annektierte Westpreußen und den Warthegau, der Rest des besetzten Gebietes wurde zu einem Generalgouvernement zusammengefasst. Der Krieg aber ging weiter. Aus dem Polenfeldzug entwickelte sich der Zweite Weltkrieg.
Schnappschuss für die Presse: Wehrmachtsoldaten entfernen am 1.9.1939 einen Schlagbaum mit Hoheitsadler an der polnischen Grenze
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(c) Interfoto, München: S.
Frankreich am Boden
Das Wunder von Dünkirchen – Hitler in Paris (1940)
Er verlor Paris nie aus dem Blick. Nach den Blitzkrieg im Osten wollte Hitler zwar so schnell wie möglich auch im Westen offensiv werden, doch Planungspannen und Sorgen um den Erznachschub aus Schweden über Norwegen ließen zunächst einen Griff nach Norden geraten erscheinen. Mit Angriffen aus der Luft und über See auf Norwegen sowie zu Lande gegen Dänemark seit dem 7.4.1940 kam die Wehrmacht ähnlichen britischen Plänen nur knapp zuvor. Eine Niederlage für den britischen Marineminister Churchill (1874- 1965), und doch nach innen ein Sieg, hatte er doch vor Hitler immer gewarnt und seine strategischen Ziele richtig eingeschätzt.
Beginn der Offensive im Westen
Churchill wurde britischer Regierungschef genau an dem Tag, an dem die deutsche Offensive im Westen losbrach (10.5.1940). Sie verlief nach dem Plan von General Manstein, der mit einem Panzerangriff aus den nur scheinbar unpassierbaren Ardennen heraus die rückwärtigen Verbindungen der in Belgien versammelten alliierten Kräfte kappen und sie dann frontal mit einer Heeresgruppe von Nordosten her zerschlagen wollte. Trotz großer Skepsis in der Generalität hatte Hitler den Plan gebilligt, der in atemberaubendem Tempo aufging: Nach Luftlandungen und einem verheerenden Bombenangriff auf Rotterdam brach der niederländische Widerstand rasch zusammen (14.5.). In Belgien wurde die Festung Eben-Emael durch Luftlandetruppen ausgeschaltet, am 17.5. fiel Brüssel. Nach nur zehntägigen Kämpfen waren alle nördlich des deutschen „Sichelschnitts“ operierenden alliierten Armeen abgeschnitten. Am 28.5. kapitulierte Belgien.
Von den im Raum Dünkirchen eingeschlossenen alliierten Soldaten konnten fast 340 000 unter Verlust der gesamten Ausrüstung nach Großbritannien evakuiert werden. Am 5.6. begann mit der zweiten Operationsphase („Rot“) der eigentliche Frankreichfeldzug. Die französische Hauptstadt fiel kampflos am 14.6., die Maginot-Linie wurde am 16.6. frontal durchbrochen und am 22.6.1940 unterschrieb eine französische Delegation die Waffenstillstandsbedingungen im Wald von Compiègne in demselben Eisenbahnwagen, in dem die Deutschen 1918 hatten kapitulieren müssen. Gefallen waren 3000 Niederländer, 7500 Belgier, 92 000 Franzosen, 70 000 Briten und 27 000 Deutsche. Nordfrankreich bis zur Loire und die gesamte Atlantikküste blieben deutsch besetzt, eine nationalfranzösische Regierung nahm Sitz im
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