Deutsche Geschichte
Länderkammer (Reichsrat) zubilligte.
Überraschte Unschuld
Das belastete die demokratische Entwicklung in Österreich und wurde mit dem Machtantritt des gebürtigen Österreichers Hitler in Berlin 1933 zur europäischen Frage. Seltsamerweise aber verlor das Problem zunächst einmal an Schärfe: Hitler wusste, dass die Ehrlichkeit seiner ständigen Friedensbeteuerungen auch an seinem Verhalten in der Anschlussfrage gemessen werden würde. Das änderte natürlich nichts an der Forderung: „Deutsch-Österreich muss wieder zurück zum großen deutschen Mutterlande.“ Und Hitler war keineswegs der Überraschte, als der er sich ausgab, als am 25.7.1934 österreichische NSDAP-Leute in Wien mit einem Putsch scheiterten. Schon wegen der drohenden Haltung Italiens musste Hitler die Unschuld spielen.
Politik der Erpressung
Er begriff, dass der Schlüssel für einen Anschluss in Rom lag, und begann mit dem Werben um Mussolini. Mit Erfolg: Die Wiener Regierung musste im Juliabkommen 1936 Hitler Zugeständnisse machen. Sie wurden jedoch nur schleppend eingelöst, und Hitler griff zur Gewalt: Am 12.2.1938 ließ er den österreichischen Kanzler Schuschnigg auf den Obersalzberg laden und drohte mit Einmarsch, wenn nicht sein Mann in Wien, Seyß-Inquart, in die österreichische Regierung aufgenommen würde. Schuschnigg gab nach, beraumte aber überraschend eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Österreichs für den 13.3.1938 an. Hitler fühlte sich brüskiert, verlangte nun die Kanzlerschaft Seyß-Inquarts und ließ mobil machen. Obwohl der österreichische Bundespräsident Miklas in letzter Minute die Bedingung erfüllte, marschierte die Wehrmacht. Zwei Tage später, am 14.3., meldete Hitler auf dem Heldenplatz in Wien unter tosendem Jubel „den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“.
Appeasement
Nach dem 1. Weltkrieg war Großbritannien die Führungsmacht Europas, freilich eine angeschlagene. Weltreich wie Mutterland steckten in der Krise und brauchten Ruhe. Diese aber wurde in den 1930-er Jahren empfindlich gestört von den aggressiven Mächten Italien und Deutschland. London entwickelte daher eine Strategie des dosierten Nachgebens Hitler gegenüber, „Appeasement“ genannt. Das hatte damals nicht den schlechten Klang, den es heute vom Ergebnis her bekommen hat (kraftlose Beschwichtigung). Zum einen waren Hitlers Forderungen zunächst nur gegen den Versailler Vertrag gerichtet, den auch England immer als problematisch empfunden hatte. Zum anderen operierte Hitler geschickt mit dem Selbstbestimmungsrecht der Völker etwa beim Anschluss Österreichs. Frankreich folgte dem britischen Kurs. Er gipfelte 1938 im Münchener Abkommen über den Anschluss des Sudetenlands an das Deutsche Reich. Das Abkommen entpuppte sich schon ein halbes Jahr später als feiges Zurückweichen vor erpresserischen Forderungen eines skrupellosen Risikopolitikers: Hitler annektierte im März 1939 die restlichen tschechischen Gebiete. Erst daraufhin beendete London die Politik des Appeasement
.
Nach einem „Blumenkrieg“, wie die Propaganda den deutschen Einmarsch in Österreich verklärte, konnte Hitler (Ansprache vor Menschenmassen auf dem Wiener Heldenplatz) das nun „Ostmark“ genannte Land dem Reich angliedern
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(c) akg, Berlin: S.
Staatlich verordneter Terror gegen die deutschen Juden
Die Synagogen brennen (1938)
Aus Rache für deutsche Maßnahmen der Judenverfolgung schoss am 7.11.1938 in Paris der aus Hannover stammende 17-jährige Herschel Grynszpan auf den deutschen Legationssekretär Ernst vom Rath und verwundete ihn schwer. Auf dem traditionellen „Kameradschaftsabend“ der Alten Kämpfer im Münchener Bürgerbräu erfuhren Hitler und Goebbels zwei Tage später, dass vom Rath seinen Verletzungen erlegen war. Goebbels hielt daraufhin eine flammende antisemitische Hetzrede, worauf die versammelten Gauleiter und Parteiführer ihre Dienstellen, SA, SS und HJ anwiesen, gegen die Juden vorzugehen. In der Nacht zum 10.11. wurden daher in ganz Deutschland jüdische Einrichtungen demoliert.
„Reichskristallnacht“
Insgesamt fielen der angeblichen „Volkswut“, wie die Propaganda die gelenkte Aktion verfälschte, 7500 Geschäfte und 171 jüdische Gotteshäuser zum Opfer, 91 Menschen wurden ermordet, 26 000 in KZ eingewiesen. Wegen des Scherbenmeers in den Städten bürgerte sich die Bezeichnung „Kristallnacht“ für die Ausschreitungen ein; der Volksmund ergänzte den Begriff im Stil der Großsprecherei der
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