Deutsche Geschichte
anders als viele vorherige Versuche, den Tyrannen zu beseitigen, Erfolg haben können. Hier nämlich ging es nicht nur um die Tötung Hitlers, sondern zugleich um den Sturz des gesamten NS-Systems. Und es war nicht die Tat eines einzelnen, sondern eine von langer Hand geplante Verschwörung des Widerstands, an der hohe und höchste Militärs, ehemalige Politiker und Gewerkschafter sowie Diplomaten beteiligt waren.
Ungeheuerliche Verbrechen
Sie hatten sich dazu entschlossen, obwohl selbst bei Gelingen des Anschlags und des politischen Putsches kaum noch damit zu rechnen war, dass Deutschland von den Alliierten einen Frieden ohne Besetzung würde erreichen können, und obwohl die Mehrheit der Bevölkerung kein Verständnis für den Umsturz mitten im – so die Propaganda – „Überlebenskampf des Volkes“ aufbringen würde. Darüber meinten die Verschwörer sich jedoch hinwegsetzen zu müssen angesichts der ungeheuerlichen Verbrechen des Regimes.
Attentat auf Hitler und Putschversuch
Trotz der Bündelung der Opposition war die Personaldecke des Widerstands dünn. Stauffenberg musste sowohl den Anschlag in Ostpreußen ausführen, als auch den Putsch in Berlin leiten. Dadurch ging wertvolle Zeit verloren, in der die Nachricht vom Überleben Hitlers Berlin erreichte, ehe das Unternehmen „Walküre“ greifen konnte. Mit diesem Stichwort sollte die Festsetzung der Staats-, Polizei-, Partei- und SS-Führung ausgelöst und die Übernahme der Macht durch eine Regierung der Widerstandskämpfer eingeleitet werden. Wie Stauffenbergs Anschlag durch widrige Umstände scheiterte, so misslang in Berlin die Machtübernahme durch verspätetes Handeln. Ob entschlosseneres Vorgehen allerdings von Erfolg gekrönt gewesen wäre, scheint zweifelhaft, denn der nur leichtverletzte Hitler, auf den die Soldaten den Eid geleistet hatten, genoss in weiten Kreisen noch immer tiefe Verehrung. Gegen 23 Uhr war der Putsch endgültig gescheitert. Stauffenberg und drei Mittäter wurden standrechtlich erschossen, andere wie Tresckow nahmen sich in den nächsten Tagen das Leben, etwa 200 weitere wurden Opfer der Rachejustiz, 7000 Verdächtige festgenommen.
Weiße Rose
Was und ob sie etwas erreichen würden mit ihrem Widerstand, zählte für sie allenfalls in zweiter Linie; sie wollte Zeichen setzen: Um den Münchner Professor Kurt Huber sammelten sich 1942 Studenten, die mit Flugblättern gegen Terror und Verbrechen der Nazi-Regierung kämpften. Die Gruppe, zu deren Hauptakteuren Hans und Sophie Scholl gehörten, gab sich den Namen „Weiße Rose“ und rief zu Sabotage und passivem Widerstand auf, um „den Nationalsozialismus so zu Fall zu bringen“ und „eine Erneuerung des schwerverwundeten deutschen Geistes von innen her zu erreichen“. Bei der Verteilung des letzten Flugblatts im Lichthof der Münchner Universität am 18.2.1943 wurden die Geschwister Scholl vom Hausmeister beobachtet und denunziert, was zu sofortiger Verhaftung und vier Tage später zum Todesurteil durch den eigens nach München gereisten Volksgerichtshof führte. Das letzte Flugblatt der Weißen Rose mahnte: „Der Tag der Abrechnung ist gekommen, der Abrechnung der deutschen Jugend mit der verabscheuungswürdigsten Tyrannis, die unser Volk je erduldet hat“, und forderte die „Erkämpfung unserer freien Selbstbestimmung, ohne die geistige Werte nicht geschaffen werden können“
.
Er brüllte die der Täter- oder Mittäterschaft an der Verschwörung vom 20. Juli 1944 Angeklagten förmlich an den Galgen: Roland Freisler (Mitte mit Hitler-Gruß), Präsident des Volksgerichtshofs
.
(c) Interfoto, München: S.
Der Luftkrieg – eine neue Dimension des Grauens
Die Leiden der Zivilbevölkerung (1939–1945)
In einem künftigen Waffengang würde die Entscheidung an der „dritten Front“, in der Luft, fallen. Das war schon den Siegern des Ersten Weltkriegs klar. Sie untersagten den Besiegten die Luftrüstung, was aber bereits die Reichswehr durch Kooperation mit der Roten Armee zu umgehen verstand, ehe Hitler dann im Zuge seiner Revisionspolitik zu offenem Ausbau der Luftwaffe überging. Sie sollte Rückgrat seiner Strategie des Blitzkriegs werden, so dass der Aufbau einer strategischen Bomberwaffe versäumt wurde und in der Luftschlacht um England der erste schwere Rückschlag kam.
Terror gegen die Zivilbevölkerung
Hitler hatte in Warschau, Rotterdam und Coventry gezeigt, wozu die junge Luftwaffe auch zu nutzen war: zum Terror gegen die Zivilbevölkerung. In der
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