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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Unterschied vielleicht doch nicht, wobei ich die Bakterien in der Kloschüssel nicht zu Unrecht beleidigen möchte. Die machen doch nur ihren Job! Ich bin sicher, dass die nicht darum gebettelt haben, als Klobakterien geboren zu werden. Aber die sind sicherlich trotzdem froh, keine Nazis zu sein. Die Welt ist schon irgendwie voller Geheimnisse! Sogar die Klobakterie ist mit ihrer Bestimmung zufrieden und verrichtet ohne zu murren ihren Job, aber viele ehemals normale Menschen sind mit ihrem Dasein nicht glücklich und werden Nazis!
    Ich schalte weiter und falle vor Lachen fast vom Sofa!
    Ein Comedian mit dem Namen Falkenstein, der noch hässlicher ist als Frankenstein und Dieter Hallervorden zusammen, blubbert sehr gekonnt genau die gleichen klischeehaften, nichtssagenden Phrasen nach, die mein Sohn eben auch eine nach der anderen geplappert hat! Toll! Das ist doch wirklich herrlich!
    »Eigentlich werden die Kabarettsendungen seit Jahrenschlechter und schlechter, wo haben sie denn dieses Naturtalent hier gefunden?«, klopfe ich mir auf die Schenkel.
    »Ich bitte Sie, die NEP ist doch absolut demokratisch und frei gewählt worden … Es gab nirgendwo Unstimmigkeiten … Das war der Wille des deutschen Volkes …«, ruft er, ohne mit der Wimper zu zucken, aber mir fließen die Tränen runter und ich schöpfe wieder Hoffnung für Deutschland! Wenn die Politiker solch beißende Satire dulden können, dann haben sie an so etwas wie Demokratie wenigstens einmal gerochen.
    »Unser Land darf doch in dieser schwierigen Zeit auf keinen Fall ohne Regierung bleiben … bla bla bla …«, tut das Naturtalent wie ein waschechter Politiker und nimmt deren Phrasen so richtig schön affektiert aufs Korn.
    »Deshalb haben die beiden Parteigremien beschlossen, um eine handlungsfähige Regierung zu bekommen, im Sinne des deutschen Volkes eine Minderheitsregierung zu bilden, die von der NEP toleriert wird! Bla, bla, blaaa …« Ich kriege fast keine Luft mehr vor lauter Lachen – meine Frau ist auch rot angelaufen, aber im Gegensatz zu mir vor Wut! Frauen konnten mit guter Satire noch nie richtig gut umgehen.
    Auf jeden Fall wird der Junge mal ganz groß rauskommen.
    Nach dem allerletzten Bla kreischt Eminanim hysterisch:
    »Osman, das ist doch überhaupt kein Spaß! Er meint den ganzen Mist, den er hier von sich gibt, tatsächlich ernst!«
    »Ich glaube, du hast recht! Dass es einen so guten Kabarettisten im Fernsehen gibt, kann ich mir eigentlich auch nicht vorstellen!«
    »Bei Allah, die sind aber clever«, stammele ich nach einer langen Weile anerkennend mit einem dicken Kloß im Hals. Das ist wohl dieses berühmte im Halse stecken bleibendeLachen! »Die schlimmsten Nachrichten lassen sie von einem extrem hässlichen Gaukler vortragen, damit die Leute entweder vor Lachen in die Hosen machen oder gleich wegzäppen – dabei ist der Zug längst abgefahren!«
    »Los, Osman, beeil dich, hol Mehmet zurück, bevor der Zug mit ihm abfährt!«

18 Als ich auf dem Marktplatz vor dem Bremer Rathaus ankomme, ist dort fast die halbe Stadt versammelt, so als hätte Werder die Meisterschale bekommen.
    Bei früheren Demonstrationen schützte die Polizei immer die 50 Neonazis, damit die 2000 Gegendemonstranten die Glatzen nicht zu Tode streichelten.
    Inzwischen haben sich die Kräfteverhältnisse dem Wahlergebnis entsprechend offensichtlich total verschoben. Jetzt schützt die Polizei die 1000 Leute, die gegen die neue Regierung demonstrieren, vor knapp 3000 rechten Gegendemonstranten, wobei die allerwenigsten von denen eine polierte Glatze haben.
    Mehmet zu finden ist bei diesen Menschenmassen leider nicht ganz einfach. Seine Kumpels sind genauso modebewusst wie er und bevorzugen bei Veranstaltungen dieser Art nur schlichte schwarze Klamotten, wobei sie ihre Mützen bis zum Kinn runterziehen. Ich kann das völlig nachvollziehen, in deren Alter hatte ich auch viele Pickel.
    »Deutschland erwache! Ausländer raus!«, wird tausendfach rumgebrüllt, und, wie gesagt, nicht nur von irgendwelchen glatzköpfigen Kreaturen in Bomberjacken und Springerstiefeln, sondern hauptsächlich von Kreaturen in Anzug und Krawatte. Wölfe im Schafspelz!
    »Das brauchen die jetzt nicht mehr extra zu sagen, wir gehen ja sowieso«, höre ich plötzlich den Lungenlos-Kemal hinter mir laut husten. Neben ihm hinkt der Kurzbein.
    »Was? Ich höre wohl nicht richtig! Eure Veteranen-Gruppe wollte sich doch im Kampf gegen die Nazis noch ein zweites Bein ausreißen«, antworte

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