Deutschland allein zu Haus
bei der alten Regierung auch nicht verkaufen! Übrigens, mit brauner Kacke wird es keine neue Regierung geben. Die werden sich in die finsterste rechte Ecke des Bundestages verkriechen, und bei den nächsten Wahlen werden sie wieder schön ausgemistet. Sogar meine Veteranen-Kumpels tun doch was dagegen.«
»Würde ich denen auch raten. Anderenfalls sind sie die Ersten, die abtransportiert werden. Obwohl ich mit der Reihenfolge doch manchmal durcheinanderkomme. Wer istdenn zuerst dran: die Behinderten, die Kommunisten oder doch die Ausländer?«, mischt sich Mehmet ein.
»Quatsch! Keine einzige deutsche Partei wird die doch jemals auch nur mit der Zange anfassen wollen, du Unke!«, versuche ich den notorischen Unheilverkünder zu stoppen, bevor er richtig auf Touren kommt.
»Doch, unsere allseits geliebte CDU macht das!«, kontert er schlitzohrig und erwischt mich damit eiskalt.
Er weiß, dass ich unter keinen Umständen in Versuchung geraten möchte, die CDU zu verteidigen.
»Mehmet, theoretisch würde die CDU schon wollen, aber praktisch können sie nicht dürfen.«
»Wie bitte?«
»Ich meine, praktisch ist dies nicht umsetzbar, so sehr sie es auch machen wollen würden, wenn sie denn könnten.«
»Vater, bevor du dich um Kopf und Kragen redest, sage ich dir klipp und klar, die CDU wird’s machen! Um eine Regierung zu bilden, werden die sich von der NEP tolerieren lassen!«
»Das ist die Achillesferse der Demokratie in diesem Land: Sogar die Nazis werden ständig irgendwie toleriert.«
»Umgekehrt! Die Nazis tolerieren die CDU!«
»Wie, die NEP toleriert die CDU? Oh, ich muss schon sagen, diese Kerle sind ja offenbar toleranter als ich. Ich hab schon öfters gewisse Schwierigkeiten, die CDU zu tolerieren.«
»Schitt, du bringst ja alles durcheinander! In diesem Fall bedeutet Toleranz doch nur, dass die NEP dafür bürgt, dass die CDU regieren kann.«
»Das ist ja so, wie wenn ein notorischer Bankräuber dafür bürgt, dass ein anderer Gauner Kredite bekommt. Dürfen Bankräuber überhaupt bürgen?«
»Für die NEP ist diese Variante sogar besser als eine echte Koalition. Sie darf der CDU alles diktieren, überall reinreden, sie erpressen, trägt aber für den ganzen Scheiß, der am Ende rauskommen wird, keinerlei Verantwortung.«
»Nein, das glaube ich einfach nicht. Es war doch die CDU, die die NEP vor Kurzem noch verbieten lassen wollte!«
»Ja, damit sie deren Wählerstimmen abkassieren können! Aber als die Übernahme der Wähler nicht klappte, hat die CDU kurzerhand deren Parolen übernommen, und wie wir mittlerweile wissen, ging diese Strategie grandios nach hinten los.«
»Und wie will die CDU mir diesen unglaublichen Schlamassel erklären?«
»Mit dir wird sich die CDU nicht mehr abgeben!«
»Ich meine, wie wollen sie das den normalen Bürgern erklären?«
»Den normalen Bürgern wird die CDU das halt mit dem üblichen Politiker-Gebrabbel verklickern: Die NEP ist doch demokratisch und frei gewählt worden … der Wille des deutschen Volkes … unser Land darf doch in dieser schwierigen Zeit auf keinen Fall ohne Regierung bleiben … das deutsche Volk hat gesprochen … bla bla bla! Das deutsche Volk spricht gleich auf dem Marktplatz. Ich darf bei dieser Demo selbstverständlich nicht fehlen, tschau!«
»Halt, Mehmet, hiergeblieben! Das mit der NEP und der CDU ist doch hoffentlich nicht wieder so ein fauler Trick von dir, um dich auf offener Straße mit anderen Vollidioten zu prügeln und die Schaufenster der Banken einzuschmeißen«, fange ich den Möchtegern-Revoluzzer vor der Tür ab.
»Mach doch den Fernseher an«, schlägt er vor und stürmt in seiner obligatorischen schwarzen, ewig aktuellen Demokluft nach draußen. »Auf in den Kampf, Genossen!«
»Und wenn du unbedingt die Fenster von Banken kaputt machen musst, dann bitte nicht von unserer Sparkasse! Das letzte Mal konnte ich eine Woche kein Geld abheben«, rufe ich ihm hinterher.
Meine Frau Eminanim, die genauso neugierig geworden ist wie ich, hat schon den Fernseher eingeschaltet, nachdem sie Onkel Ömer in der Küche noch eine riesige Portion Spaghetti mit Tomatensoße auf den Tisch gestellt hat.
»Wir tolerieren keinen Schmutz!«, verkündet eine Dame energisch.
»Tolle Frau!«, denke ich, bis ich merke, dass sie mit dem ›Schmutz‹ keineswegs die NEP im Bundestag, sondern die bösen Bakterien in der Kloschüssel meint. Sie fügt hinzu: »Mit Foxi-Toxi bleibt alles hygienisch sauber!«
Na ja, so groß ist der
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