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Deutschland allein zu Haus

Deutschland allein zu Haus

Titel: Deutschland allein zu Haus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Osman Engin
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Pickel«, lacht der Hürriyet-Hüsseyin und zeigt dabei alle seine Zähne, genau wie die unverschämten Mädchen in seiner Zeitung auf derdritten Seite. Die zeigen natürlich viel mehr, aber das wollen wir von dem hässlichen Hüsseyin gar nicht sehen. Schon gar nicht beim Essen!
    Als die beiden mich in dem Laden entdecken, knallen sie mir sofort ihre Blätter auf den Tisch. Die haben immer genügend Exemplare bei sich, um damit die gesamte Umwelt zu belästigen.
    »Nein, danke! Ihr dämliches Schundblatt können Sie sich gerne sonst wohin stecken«, mault Frau Ingeborg Lehrknecht-Ziegenbart den Bild-Bernd nicht wirklich lädyleik an. Sie ist der Meinung, ohne dieses Schundblatt wäre das Volk der Dichter und Denker nicht so tief gesunken.
    Im Gegensatz zu der Lehrerin freue ich mich immer, dass ich die 2 ›wichtigsten‹ Tageszeitungen Deutschlands umsonst einstecken kann. Manchmal kaufe ich schon noch eine dritte Zeitung, um ab und zu auch vielleicht mal die Wahrheit zu lesen.
    Als letzte Woche eine türkische Wohnung abgebrannt ist, schrieb der Bild-Bernd:
    »Die Brandursache war ein altes Bügeleisen, das die schlecht integrierte, schlampige, türkische Mutter vergessen hatte auszustecken!« Und er fand einen ›anerkannten Bild-Experten‹ … ich verbessere: einen ›anerkannten Brand-Experten‹, der das umgehend bestätigt hat. Hinterher behauptete Bild-Bernd, dass die ›schlecht integrierte Schlampe‹ nicht auf seinem Mist gewachsen ist, sondern vielmehr ein kreativer Reflex der Kollegen in der Redaktion war. Vermutlich gibt es inzwischen spezielle Textbearbeitungsprogramme, die solche Aufgaben automatisch erledigen.
    Hürriyet-Hüsseyin hat geschrieben:
    »Es war mal wieder eine infame, bösartige Brandstiftung!Gelegt wurde das Feuer von zwei rechtsradikalen deutschen Jugendlichen!« Und er zitierte Augenzeugen mit den Worten: »Äh, ich schwör’s, Alta, das waren voll die Glatzen, echt!«
    Die beiden Super-Reporter haben es sogar einmal geschafft, ein deutsch-türkisches Amateur-Fußballspiel jeweils mit einem 3:0 für die eigene Seite ausgehen zu lassen.
    In Wirklichkeit wurde das Spiel aber beim Stand von 1:1 in der 62. Minute wegen einer Massenschlägerei abgebrochen!
    Ich lasse die beiden Verfechter der freien Meinungsäußerung in Ruhe schmatzend ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen, verabschiede mich von Frau Ingeborg Lehrknecht-Ziegenbart und den beiden Veteranen und stehe auf, um weiter nach Mehmet zu suchen.
    »Halt, Osman, wo gehst du denn hin? Du musst doch noch den Döner und den Ayran von dem Glatzkopf bezahlen«, stoppt mich der Kellner vor der Tür.
    »Was habe ich denn damit zu tun?«, frage ich verwundert.
    »Du hast ihn doch reingeschleppt, oder? Der ist einfach abgehauen, ohne zu bezahlen!«
    Na toll, jetzt muss ich sogar noch das Essen der Nazis bezahlen.

20 Heute wollen wir den ganzen schönen, sonnigen Sonntag nutzen, um Onkel Ömer mal so richtig gemütlich unsere wundervolle Stadt zu zeigen.
    Wir warten nur noch auf Mehmet und den Franz-Josef.
    Sonntagmorgens kommt er eigentlich immer relativ pünktlich nach Hause.
    Kaum sind wir gerade mal mit dem Frühstücken fertig, stolpert mein Sohn total erschöpft rein und legt sich sofort hin, weil er mal wieder die ganze Nacht durchgemacht hat.
    »Wir haben immer noch keinen TÜV«, sagt er noch in der Tür.
    »Macht nichts, die Strafe dafür habe ich ja bereits bezahlt«, antworte ich.
    »Wir haben aber auch kein Benzin mehr«, meint er, während er sich das Hemd auszieht.
    »Ich weiß, du bist dafür da, den Tank leer zu fahren, und ich, um ihn wieder vollzutanken!«
    »Ich wollte es ja gerade machen, aber die Tanke von Serdar war dicht und bei dem anderen hier um die Ecke gab es elend lange Schlangen an den Säulen.«
    »Sonntagmorgens?«, wundere ich mich. »Haben die Leute denn nichts Besseres zu tun?«
    »Serdars Tanke ist doch schon seit ein paar Tagen dicht. Und die Elf liefert aus Protest kein Benzin mehr nach Deutschland, weil die Nazis jetzt quasi mit an der Regierung sitzen!«
    »Wenn es BP wäre, würde ich es ja noch verstehen. Die Engländer haben keine guten Erinnerungen an die Nazizeit.«
    »Die Franzosen ja noch weniger. Die wurden sogar besetzt von denen. Elf ist doch französisch.«
    »Das hat doch auch was Gutes. Dann lass uns doch zur Abwechslung endlich mal eine schöne Fahrradtour ins Grüne machen«, meint Eminanim hocherfreut.
    Ich hasse Fahrradtouren!
    »Eminanim, mein Onkel hat sicher keine Lust, mit

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