Deutschland allein zu Haus
würd
’
mir aber lieber
’
ne Pizza reinziehen, Chef!«
»Heiko, ärger deinen Vater nicht! Der arme Mann schuftet die ganze Woche in Berlin im Parlament und will sich am Wochenende zu Hause endlich ein bisschen erholen. Außerdem, was hast du gegen meinen Wirsingeintopf, du Lümmel?«, bekommt Heiko auch noch von seiner Mutter, der stolzen Abgeordnetengattin, zu hören, die sich heute auf keinen Fall seinetwegen zum zweiten Mal die Kochschürze umbinden will.
»Ach, was macht er denn schon in Berlin, laber, laber! Ich und meine Kumpels kämpfen hier richtig für unsere Sache und das Vaterland«, kämpft Heiko gegen seine spießigen, grauenhaft angepassten Eltern an.
»Wer auf offener Straße Ausländer anpöbelt, kann froh sein, wenn er danach noch seinen Arsch retten kann, aber bestimmt nicht das Vaterland«, schmatzt Herbert mit vollem Mund.
»Bis vor einem Monat warst du noch stolz auf mich. Jetzt denkt der Herr Papa, was Besseres geworden zu sein, weil er in Berlin mit diesen ganzen blöden Wichtigtuern zusammenhockt«, meckert der Skinhäädsohn Heiko sichtlich enttäuscht, weil Herr Papa seine großen Verdienste um das Vaterland, wie zum Beispiel Schaufensterscheiben einschlagen, ausländischen Omas das Kopftuch klauen usw., nicht mehr als solche anerkennen möchte. »Und morgen werde ich 5000 CDs in den Schulen verteilen«, ruft er stolz, drückt trotzig auf den CD-Player und gibt eine Kostprobe des Liedes, mit dem er morgen die armen Bremer Schüler traktieren will:
»Kanake, hau doch ab
Verrecke in deinem Land
Adolf hat nicht vergast
Wir sind aber so weit!«
»Heiko, lass doch deine Kumpels das machen. Dein Vater ist jetzt ein wichtiger deutscher Abgeordneter im Bundestag. Eines schönen Tages wird er vielleicht sogar noch Bundeskanzler«, versucht die Mutter wenigstens für dieses Wochenende den Familienfrieden zu retten – und ihren Wirsingeintopf!
»Es würde mich überhaupt nicht wundern«, kommt als trotzige Antwort.
Der Heiko hat bisher nie viel von Politikern gehalten, die ständig von so beknackten Sachen wie Toleranz, Bürgern mit Migrationshintergrund, sozialem Frieden usw. geschwafelt haben. Und dass jetzt sogar sein beschränkter Vater Politiker werden konnte, bestärkt ihn in seiner Meinung nur noch mehr. Obwohl er schon zugeben muss, dass sein Vater und die NEP so schwachsinnige Ausdrücke wie Integration, Toleranz oder ausländische Mitbürger glücklicherweise nie in den Mund nehmen. Eher das Gegenteil! Das rechnet er ihm auch hoch an, obwohl er sonst nicht viel von seinem alten Herrn hält.
Und er verdient jetzt sehr viel Kohle, hat seine Mutter kürzlich geschwärmt. Vorbei seien die Zeiten, wo er Nacht für Nacht in der Kneipe das bisschen Hartz-IV-Almosen versoffen hat.
Dass der Alte plötzlich zu Geld gekommen ist, hat Heiko auch an seinem letzten Taschengeld gemerkt, das sehr spendabel ausfiel. Er kommt seit über 3 Wochen problemlos über die Runden, ohne was zu klauen. Aus alter Gewohnheit lässt er zwar immer noch was mitgehen, wenn seine Kumpels klauen – aber nur noch als Sport!
Und das Schönste ist: In 2 Tagen muss der spießige Besserwisser Gott sei Dank wieder ab nach Berlin!
Aber dass der Alte was Wichtiges geworden ist, wie seine Mutter immer wieder strahlend behauptet, das scheint auch irgendwie wahr zu sein.
Als er und 3 seiner Kumpels nach der lustigen Party auf dem jüdischen Friedhof letzte Woche eingebuchtet wurden, reichte ein einziger Anruf seines Vaters und sie waren wieder draußen. Deshalb haben sie sich auch am nächsten Abend sofort über den moslemischen Friedhof hergemacht. Aber da brauchte der Alte sich überhaupt nicht einzumischen, sie waren diesmal viel schlauer und haben sich erst gar nicht erwischen lassen.
»Herbert, nerven die blöden Abgeordneten der alten Parteien euch immer noch, oder haben die sich mittlerweile mit ihrem Schicksal abgefunden?«, fragt die stolze Ehefrau des frisch gebackenen Bundestagsabgeordneten amüsiert.
»Hilde, eines weiß ich inzwischen«, lacht Herbert, der frisch gebackene Bundestagsabgeordnete, stolz, »die hassen uns nicht, weil wir von der NEP sind und die Demokratie nicht mit dem Löffel gefressen haben, wie sie nicht müde werden zu behaupten, sondern weil wir ihre alten Kumpels aus dem Bundestag verjagt haben. Die können nicht mehr so klüngeln und sich die Taschen vollhauen wie früher, und das macht die Burschen richtig sauer!«
Den ganzen Tag zermartere ich mir den Kopf, wie Mehmet an
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