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Deutschland macht dicht (German Edition)

Deutschland macht dicht (German Edition)

Titel: Deutschland macht dicht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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reglos gebannt beobachtet hatten wie der immer noch starr in Waffen stehende Pulk der Verfolger, begannen nun, auf und ab zu hüpfen und einen Lärm zu schlagen, der den Exteufel an Affen im Zoo erinnerte. »He, guck’ mal, das hilft uns!«, die Exnuß rempelte ihn an. Tatsächlich fuhren aus dem schwebenden Objekt, dessen Zudringlichkeit der strampelnde Tandempilot durch Ausweichmanöver abzuwehren suchte, zwei lange, an Greifarme erinnernde Extremitäten. Am Ende der einen blitzte etwas – »Klinge oder Haken?« fragte der Kommunist niemand bestimmten. Die Antwort schien »beides« zu lauten, denn der Schnitt- und Hakenarm trennte, so verzweifelt von Pütterwitz auch fuchtelte, hinter dessen Rücken offenbar die Taschenträger durch und entriß dem Wütenden den Beutel, aus dem der Baseballschläger herausguckte.
    »Unwürdig«, sagte Vollfenster.
    »Wie?« fragte die Exnuß.
    »Was Pütterwitz da macht, ist mir peinlich. Er ist eben doch mein Schwager, wissen Sie.«
    Aus irgendeinem ihr selbst unklaren Grund mußte die Exnuß darüber lachen. Die fliegende Scheibe jagte den Zeppelin direkt über die fünf Köpfe der Neuankömmlinge. Der erste Schuß fiel – völlig ungezielt, er traf nichts, nicht einmal die Treppe, einen der Pfeiler oder einen Harfenstrang.
    Die Scheibe rempelte, der Pilot radelte und riß an seinem Steuer. Von Pütterwitz gurgelte, kreischte und drückte noch einmal ab – wieder kein Treffer.
    Dann schlug die Flugscheibe mit dem andern Greifarm gegen die Aufhängung der Gaszigarre, noch einmal, und wieder. Das Fahrrad erzitterte. Es war der angreifenden Seltsamkeit gelungen, das Flugtandem über den Rand der Brücke zu treiben, wo sich die Farbschlieren im bodenlosen Abgrund verloren.
    Von Pütterwitz begriff endlich, worauf das alles hinauslief, und geriet vollends außer sich. Er hielt das Gewehr jetzt wie vorhin den Schläger, schwang es nach dem Objekt, das den geraubten Rucksack festhielt, konnte aber nichts dagegen unternehmen, daß das UFO jetzt auch noch einen dritten Arm ausfuhr, mit einer brummenden, zitternd weiß glänzenden Metallscheibe daran.
    »Eine Säge, Kinder, wirklich, ’ne Kreissäge!« staunte der Exteufel.
    Mit dem Werkzeug machte sich das UFO daran, methodisch die vordere Aufhängung des Tandems vom Zeppelin abzutrennen, während es mit dem zweiten Arm den Rucksack außer Reichweite des um sich schlagenden von Pütterwitz hielt und ihn mit dem dritten verprügelte.
    Als die Aufhängung gekappt war, fiel das Tandem senkrecht nach vorn. Von Pütterwitz wurde aus dem Sattel gerissen und stürzte zappelnd und schreiend – es klang, als lachte er – ins Nichts. Der Pilot hielt sich noch an seinem Lenkrad fest, aber das mitleidlose UFO durchtrennte auch den zweiten Lebensfaden. Gestell und Steuermann verschwanden abwärts. Der Zeppelin entschwebte.
    Das UFO beschrieb eine elegante Schleife und landete dann auf der Treppe, bei den fünf Geretteten.
    Die wunderten sich nicht zu sehr, als sie erkannten, daß ihre Luftunterstützung niemand anderer war als Ohne Titel.

30.
Am Wasser
     
    »Weißt du noch, was Mandelbaum über die sieben Schatten der Traurigkeit gesagt hat?« fragte die Frau den Mann. Der schüttelte den Kopf, nicht, weil er es nicht wußte, sondern aus anderem Grund: »Das kommt viel später in der Geschichte. Das gehört da noch gar nicht hin. Wir waren an der Stelle ...«
    »Du warst an der Stelle. Denn du bist dran«, erinnerte die Frau den Mann.
    »Okay, ich war an der Stelle, als die Leute gerettet wurden, auf der Treppe.«
    Sie saßen nackt beim Frühstück, weil es schon Mittag war und furchtbar warm. Der Tisch stand am Strand, hundert Meter weit vom Häuschen. Salzluft wehte vom Meer her und machte den Duft von frischgebackenem Brot und Kaffee noch reicher.
    Rosalie und Hendrik waren eben erst aufgestanden, weil sie einander gestern nacht Geschichten erzählt hatten, bis die Sterne gegen den im Dämmer aufflammenden Himmel verblaßt waren.
    Jetzt wollte Rosalie wissen, wie Hendriks Teil der gemeinsam ausgesponnenen Erzählung weiterging: »Ohne Titel also – aber warum haben die Federtypen sich zurückgehalten, und weshalb diese Armee auf der Brücke? Das ist doch überfaul, Hendrik. Das hast du doch nur so gedreht, damit du dir nichts drüber ausdenken brauchst, wie die sich auch noch einmischen.«
    »Nö, Quatsch«, verteidigte sich Hendrik, riß einen Batzen Brot ab, stopfte ihn sich in den Mund, kaute lange. Rosalie legte den Kopf schief,

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