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Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen

Titel: Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Sarrazin
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werden. Ob dies in den nächsten 40 Jahren so sein wird, wissen wir nicht, denn wir kennen die langfristigen Folgen der Finanzkrise von 2007/2009 nicht. Wir wissen auch nicht, welche Folgen der Klimawandel auf das langfristige Wachstum der Weltwirtschaft haben wird oder wie sich künftige disruptive Entwicklungen in Afrika und im islamischen Raum auswirken werden.

Erläuterung der Projektionsergebnisse
    Wirtschaftswachstum
    • Das reale Bruttoinlandsprodukt steigt - ausgehend von dem Index 100 im Jahre 2005 - bis 2025 auf einen Indexstand von 112,8, es sinkt sodann bis 2035 auf einen Indexstand von 109,6 und wird bis 2050 auf diesem Niveau stagnieren (Anhang Tabelle D).
    • Das reale BIP pro Einwohner steigt zwischen 2005 und 2050 um 0,7 Prozent; kumuliert über den Gesamtzeitraum sind das 36,1 Prozent (Anhang Tabelle E).

    Altenlast
    Die Altenlast wird für diese Projektion definiert als die Summe der
    • staatlichen Ausgaben für Altersversorgung (Renten, Pensionen, Grundsicherung im Alter)
    • auf die Rentner entfallenden Ausgaben für die gesetzliche Krankenversicherung
    • Ausgaben der Pflegeversicherung.
    Insgesamt beliefen sich diese Ausgaben 2005 je Renten-/Pensionsbeziehen10 auf 14 021 Euro (Anhang Tabelle G). Der Anteil dieser Ausgaben am BIP betrug 12,4 Prozent (Anhang Tabelle H). Gemessen am Volkseinkommen erreichten die Ausgaben für Rentner und Pensionäre 16,5 Prozent (Anhang Tabelle I). Die Kosten für Krankheit und Pflege, die 2005 nicht aus den Beitragseinnahmen abgedeckt wurden (2005 waren das 31 Milliarden Euro), wurden bis 2050 fortgeschrieben unter Berücksichtigung der steigenden Rentnerzahlen sowie des wachsenden Anteils Hochbetagter.
    Zu fragen ist, wie sich die Altenlast unter verschiedenen Voraussetzungen verändert (Anhang Tabelle F), und zwar
    1. bei Entwicklung des Versorgungsniveaus analog zum BIP je Einwohner
    Wenn die schwache Zunahme des BIP von jahresdurchschnittlich 0,7 Prozent je Einwohner gleichmäßig auf alle Einwohner verteilt wird, dann verdoppelt sich der Anteil der Altenlast am Sozialprodukt: Der Anteil am BIP steigt von 12,4 auf 24,3 Prozent, der Anteil am Volkseinkommen von 16,5 auf 32,3 Prozent. Das bedeutet, dass die Abgabenquote um 11,9 Prozent steigen müsste, von 35,7 Prozent im Jahre 2005 auf 47,6 Prozent im Jahre 2050 (Anhang Tabelle G - zum Vergleich: Die aktuelle Abgabenquote in Schweden liegt bei 50,1 Prozent).
    2. bei gleichbleibendem Versorgungsniveau
    In diesem Falle werden die Alterseinkommen pro Kopf auf dem heutigen Niveau eingefroren. Die Ausgaben für Krankenversicherung und Pflege steigen allerdings wie im Fall I. Indem das
Versorgungsniveau stabil gehalten wird, schwächt sich der relative Anstieg der Altenlast deutlich ab: Der Anteil am BIP steigt von 12,4 auf 19,2 Prozent, der Anteil am Volkseinkommen von 16,5 auf 25,6 Prozent (Anhang Tabelle H).
    3. bei Absenkung des Versorgungsniveaus um 5 Prozent in jedem Fünf-Jabres-Zeitraum
    In diesem Fall bleibt der Anteil der Altenlast nahezu konstant: Gemessen am BIP steigt er von 12,4 auf 14,1 Prozent, gemessen am Volkseinkommen von 16,5 auf 18,7 Prozent. Die Auswirkungen für die Rentenbezieher sind allerdings erheblich: Die reale Rente müsste von 11 660 Euro im Jahr 2005 auf 7350 Euro im Jahr 2050 fallen (Anhang Tabelle I).
    Freude machen diese Ergebnisse wahrlich nicht. Aber eine realistische Alternative ist nicht zu erkennen Die Annahme, dass die Produktivität je Erwerbstätigenstunde sich bei einem Prozent einpendeln wird, ist sowohl aufgrund des Trendverlaufs der letzten Jahrzehnte als auch aufgrund inhaltlicher Überlegungen realistisch. Die Erwerbspersonen werden älter, und was deren Qualifikation angeht, liegt im stark wachsenden Anteil bildungsferner Schichten an den nachrückenden Generationen ein erhebliches Risiko.
    Für die Hoffnung, die Fertilitätsrate könne wieder steigen, gibt es bei einem seit mehr als 40 Jahre andauernden stabilen Abwärtstrend gegenwärtig keine Belege, es sei denn, man steuert durch eine gezielte Bevölkerungspolitik (vgl. Kapitel 8) dagegen. Ein Mehr an Zuwanderung könnte nur entlastend wirken, wenn diese auf die Qualifizierten beschränkt bleibt. Das aber setzt voraus, dass Deutschland für diese Gruppe attraktiv ist.
    Noch gar nicht berücksichtigt sind in der Projektion die finanziellen Auswirkungen der steigenden Lebenserwartung auf die Gesundheitskosten und der wachsende Anteil Pflegebedürftiger. Auch sonst enthält sie viel Optimismus, denn sie

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