Deutschland schafft sich ab - Wie wir unser Land aufs Spiel setzen
niedrigere Fruchtbarkeit der Unterschicht wirkten sich günstig auf die durchschnittliche Intelligenz in der DDR aus. Der Intelligenzforscher Volkmar Weiss schätzt den Durchschnitts-IQ der zuletzt in der DDR geborenen Kinder wegen der Zusammensetzung der Elternschaft auf 102, für die heute in Gesamtdeutschland Geborenen schätzt er wegen des hohen Unterschichtanteils die durchschnittliche Intelligenz auf 95 Punkte (siehe Kapitel 3, Anmerkung 79).
Ganz anders ist die Lebenslage im heutigen Deutschland, wie zwei typische Fallbeispiele deutlich machen:
• Fall 1:
Wenn ein Mädchen die Hauptschule nicht abschließt oder keine Berufsausbildung macht und in jungen Jahren ein Kind bekommt, wird es über die Grundsicherung mit Wohnung und Familieneinkommen ausgestattet, mit oder ohne Arbeit, mit oder ohne Partner, mit einem oder mehreren Kindern. Ein bescheidener Lebensstandard ist gesichert, und er verbessert sich mit jedem Kind. Zu beobachten ist eine überdurchschnittliche Fruchtbarkeit der transferabhängigen oder jedenfalls in prekären Verhältnissen lebenden Unterschicht sowie der Gruppe der Bildungsfernen. Zieht die Frau mit einem Partner zusammen, verschlechtert sich aus Gründen der Transferarithmetik der Lebensstandard. Das System prämiert das Fernbleiben vom Arbeitsmarkt und das Alleinerziehen, und es bestraft die traditionelle Familienstruktur.
• Fall 2:
Eine Abiturientin absolviert ein Studium in der in Deutschland üblichen Studienzeit, macht Examen und etabliert sich im Beruf. Jetzt ist sie 28 bis 30 Jahre alt und sucht einen Partner. Wenn sie
eine Familie gründet, so ist sie in dem Alter, in dem Frauen früher das dritte, vierte oder fünfte, jedenfalls das letzte Kind bekamen. Die sogenannte biologische Uhr tickt, da bereits die Hälfte der fruchtbaren Jahre, also die Zeit zwischen dem 15. und dem 49. Lebensjahr, verstrichen ist und weil vor allem ab Mitte 20 die Empfängniswahrscheinlichkeit von Jahr zu Jahr sinkt. Wenn dann das erwünschte Kind kommt, ist vielleicht noch Zeit und Kraft für ein zweites, aber nicht mehr für ein drittes oder viertes Kind.
In beiden Fällen ist es nicht leicht, vorhandene Muster zu überwinden, denn wo sollte das Motiv für die Betroffenen liegen? Die junge Frau ohne abgeschlossene Ausbildung hat keine anderen Perspektiven, die sich aufdrängen. Wenn sie wenig Ehrgeiz hat und nicht sehr intelligent ist, wird sie darin kein Problem sehen. Mit Not und Schande ist ihre Lebenslage ja nicht verbunden. Mit mehr Intelligenz und Ehrgeiz wäre sie allerdings nie in diese Lage gekommen. Auf der anderen Seite weiß die Abiturientin/Hochschulabsolventin, dass die Ehe keine lebenslange Versorgung mehr verspricht. Sie möchte im Regelfall auch einen mindestens gleichrangigen Partner, was die Partnersuche für gebildete, erfolgreiche Frauen besonders schwierig macht, und sie wird nur begrenzt bereit sein, ihre eigene berufliche Zukunft der Familiengründung unterzuordnen. Das logische Resultat ist ein Anteil Kinderloser von 30 bis 40 Prozent und eine Nettoreproduktionsrate von um die 0,5 in der Gruppe der Gebildeten.
Generell bewirkt die Sozialisation in der modernen Gesellschaft, dass die Optimierung des eigenen Lebenslaufs - Selbstverwirklichung ist vielleicht ein zu großes Wort - im Mittelpunkt steht. Das ist vollkommen legitim; zahlreiche Künstler und Wissenschaftler haben immer schon so gehandelt. Partnerschaft, Familie und Kinder sind keine Selbstverständlichkeiten mehr, sondern Bausteine eines Lebensentwurfs, in dessen Rahmen sie nicht mehr Ziel, sondern Instrument sind. Hohe Scheidungsraten und häufige Partnerwechsel müssen nicht bedeuten, dass Ehen und Partnerschaften schlechter funktionieren als früher, sondern dass die Ansprüche an
sie höher geworden sind. Aus ökonomischer Sicht könnte man sagen, dass der einigermaßen erfolgreiche moderne Mensch, der unter vielen Lebensentwürfen wählen kann, sein Leben optimiert, indem er den Grenznutzen unterschiedlicher Aktivitäten zum Ausgleich bringt, und das bedeutet eben weniger stabile Partnerschaften und in diesen Partnerschaften weniger Kinder.
Vorsicht ist geboten bei der eilfertigen Aufzählung aller Hindernisse, die der Zeugung und Erziehung von Kindern in der modernen Welt entgegenstehen: Noch nie wurden Familien in Deutschland so breit unterstützt wie heute, noch nie waren sowohl die materiellen Hilfen als auch die Betreuungs- und Bildungsangebote so umfangreich. Betrachtet man die »Hindernisse«,
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