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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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hielt das Flugzeug dabei die anliegende Machzahl ein.
    Eine Stewardeß kam ins Cockpit und machte hinter vorgehaltener Hand Bloch eine Mitteilung.
    »Eben erfahre ich, daß wir einen Geistlichen an Bord haben!« sagte Bloch. »Der hat uns gerade noch gefehlt! Geht jetzt durch die Sitzreihen und spendet Trost!«
    »Man wird ihn nicht daran hindern können, solange sich kein Passagier beschwert.«
    »Diese Pfaffen, die habe ich gefressen!« sagte Bloch.
    »Unser neuer Kurs sollte 178 Grad sein«, sagte Mahlberg. »Aber der Autopilot hat es nicht angenommen. Ich versuch's noch mal mit dem Zweier!«
    »Diese Pfaffen, die verbreiten einen Hauch von Tod und Sterben um sich«, sagte Bloch. »Seelische Aasgeier sind das! Kaum wittern sie eine Seele, schon stürzen sie sich darauf.«
    »Jetzt hat er's angenommen!« sagte Mahlberg. »Einhundertundachtundsiebzig Grad – in Ordnung!«
    »Ich jedenfalls habe vor, noch lange zu leben. Mit oder ohne Seele.«
    »Vielleicht tröstet er nur ein altes Mütterlein, das Ihre Ansagen, die ich übrigens ganz prima finde, nicht verstanden hat.«
    »Ich bin noch in einer Zeit großgeworden, in der man uns den lieben Gott als einen gütigen alten Mann mit langem Bart darstellte, der eingriff, wenn man sich verzweifelt an Ihn wendete.«
    »Ich leider nicht!« sagte Mahlberg. »Gelegentlich könnte ich den Glauben an ein höheres Wesen ganz gut gebrauchen.«
    »Illusion und Gewäsch! Hinterher sitzt man um so tiefer in der Tinte! Man vertraut auf Seine Hilfe; aber Er hilft nicht. Man hat gelernt, daß alles, was Er tut, wohlgetan ist; findet es aber gar nicht wohlgetan. Man ist plötzlich verdammt allein; und man hat geglaubt, Er ließe einen nie allein!«
    »Der Einser-Autopilot spielt wieder mit!« sagte Mahlberg.
    Als Niko auf die neue Ringstraße zum Flughafen einbog, überholte ihn ein blauer Mercedes mit hoher Fahrt und Lichthupe. Weil er ohnehin schon mit überhöhter Geschwindigkeit in die Rechtskurve gegangen war, mußte er mit aller Gewalt das Steuer nach rechts reißen, um von dem Mercedes nicht gestreift zu werden.
    Wäre Thomas mit dem Polizeipräsidenten eine Wette eingegangen, welcher der beiden Gesuchten eher eintreffen würde – er hätte sie verloren:
    Nikos alter VW geriet ins Schleudern, prallte gegen die rechte Leitplanke, wurde zurückgeschleudert und genau dort auf die Gegenfahrbahn geworfen, wo Zufahrt- und Anfahrtstraße nur noch durch eine provisorische Buschhecke getrennt waren. Er stieß frontal mit einem Kleinlaster zusammen.
    In den Spätnachrichten von Hessen 3 wurde kurz ein Unfall erwähnt, der sich gegen 18 Uhr 40 an der Abfahrt Lilienthal ereignet und zwei Todesopfer gefordert hätte.
    Niko mußte mit Brennschneidern aus dem auf Akkordeonlänge zusammengestampften Wagen geschnitten werden. So erfuhr niemand etwas von seinem Vorhaben.

24
    »Könnten wir Sie ein paar Minuten sprechen, Dr. Jason?«
    Er hatte in der ›Altrheinschenke‹ gesessen. Wie einst Niko und Hanna hatte auch er eisgekühlten Kirschwein getrunken; die Schenke war bekannt dafür. Dann war er zurückgefahren in sein zum Künstleratelier umgebautes Bauernhaus. Zufällig hatte er über das Radio der Schenke von der Bombendrohung gehört. Sie ließ ihn eigentümlich kalt. Seine eigenen Aktionen waren alle gescheitert. Nicht einmal ein polizeilich genehmigter Protestzug zur Eröffnung war gelungen. Er hatte kapituliert. Die Koalition Regierungs-Industrie schaffte jeden Gegner.
    Er war aus seinem Wagen gestiegen; schon waren drei Männer um ihn. Unwirsch versuchte er, sie abzuweisen. Er freute sich auf die schönste Stunde des Tages: Gegen Sonnenuntergang pflegte er in der riesigen Diele zu sitzen und einen Tee oder Whisky zu trinken. Aber schon lief ein Tonband, ein schmächtiger Assistent tastete ihn mit einem Belichtungsmesser ab, die Kamera surrte. Er hatte es mit einem Fernsehteam der ARD zu tun. Bildhintergrund: der verwilderte Garten mit der weißgetünchten Bauernhauswand. Sorgfältig beschnittene Rosensträucher, die in krassem Gegensatz zu dem verwahrlosten Durcheinander des Gartens standen.
    Daß Jason von diesem Team und nicht von der Polizei im Empfang genommen wurde, hatte er einem seltsamen Zufall zu verdanken. Die Beamten waren nach halbstündiger Wartezeit ins offizielle Büro der › Vereinigung Umweltschutz e.V.‹ gefahren, in der Hoffnung, ihn dort anzutreffen.
    »Herr Dr. Jason: Sie gelten als der geistige Initiator der Flughafenprotestaktion. Wie stehen Sie zu dem

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