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Deutschlandflug

Titel: Deutschlandflug Kostenlos Bücher Online Lesen
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Panzersprengmunition!«
    »Stopp!« befahl Querholz über UKW und Walkie-Talkie gleichzeitig.
    Jetzt hatten sich die beiden bis auf zwanzig Meter genähert. In den nächsten Sekunden mußte sich der Ausgang entscheiden. Niemand hatte den exakten Zeitpunkt voraussehen können. Jetzt ging es darum, daß jeder im gleichen Atemzug ohne Kommando seine Pflicht tat.
    Im Fernglas füllte das Gesicht des Mädchens jetzt den ganzen Kreis aus. Dunkle Augenschatten, aber ein hübsches Gesicht. Was wichtiger war: Sie trug das Walkie-Talkie umgehängt und war die einzige, die jetzt unmittelbar mit ihm sprechen konnte. Er versuchte, sie abzulenken.
    »Ira? Oder Hanna? Wie möchten Sie angesprochen werden?«
    Sie antwortete nicht. Ihm wurde der Vorteil bewußt, daß der Kampinsky-Beamte nicht mit der Bande sprechen konnte. Endlich wieder eine Runde, die an ihn ging!
    »Er kommt!« Er ließ seinen Panzerwagen wieder unmerklich vorschleichen. Jetzt mußten die Scharfschützen jeden einzelnen der Bande haarscharf im Visier haben! Sonst waren es Scheißer! »Da ist er!«
    Aber Ira reagierte sofort.
    »Stopp, verdammt, sofort!« Ihre Stimme klang nervös. »Stopp deinen Arschwagen, oder es ballert!«
    Der Wagen stoppte. Querholz spürte förmlich am Luftdruck, wie seine Scharfschützen sich einrichteten.
    Jetzt ging der Kampinsky-Beamte zaghaft vor. Er wußte, daß er im Augenblick der Wahrheit die erste Zielscheibe sein würde.
    Er war der wahre Held dieses Tages. Tatsächlich kam er ohne Verletzungen davon – ein Mirakel, das die Presse in den nächsten Tagen gebührend hervorhob.
    »Max ist da! Wo bleibt die Skizze? Wir sehen nichts!« Sie schwenkte sie jetzt über ihrem Kopf; man merkte, sie wollte die Angelegenheit hinter sich bringen.
    »Ich lege sie hier ab!«
    Ihm war, als knisterte die Luft. Monoton dröhnten die Hubschrauber hinter der Pappelgardine, unsichtbar. Über dem Rhein kreisten die Flugzeuge und zeichneten Limniskaten, verkrümmte Kreise. Nebelfelder trieben langsam von Norden über den Platz.
    Der Kampinsky-Beamte und die Terroristin standen sich jetzt fast gegenüber. Plötzlich stutzte das Mädchen und rief den Beamten an.
    »Max?«
    »Ja?«
    »Das Kennwort!«
    »Nicht hier!«
    »Niemand hört dich!«
    »Doch!«
    Querholz ließ den Wagen noch einmal zehn Meter vorrücken. Wieder mußten sich die Scharfschützen neu justieren; aber zehn Meter waren zehn Meter.
    »Max?«
    Obwohl Max kein Walkie-Talkie trug, sendete Ira jede Anfrage über das Sprechgerät – ein Zeichen ihrer Erregung.
    »Ja?« rief der Beamte. In der Dämmerung, in der Stille des Abends klang jedes Wort überlaut. »Gib ihnen endlich den Plan! Ich möchte frei sein!«
    Und jetzt riß das Mädchen ihre Maschinenpistole hoch, zielte, schoß noch nicht, schrie, die Sprechtaste noch immer gedrückt: »Du bist nicht Max, du Verräter! Du hast mal gesagt: Ich bin erst frei, wenn die Schweine mich packen!«
    Er brauchte keinen Schießbefehl zu geben. Aus fünf Scharfschützengewehren knallte es trocken durch den trügerischen Frieden des Abends. Der Schützenpanzerwagen preschte nach der ersten Salve vor. Der Kampinsky-Beamte warf sich auf den Boden. In wenigen Sekunden hatte Querholz ihn erreicht, schob sich mit dem Wagen quer vor ihn, bot Deckung.
    Dann setzte heftiges Feuer von allen Seiten ein.
    Plötzlich waren Hubschrauber da.
    Wie Riesenspinnen an unsichtbaren Netzen hingen sie über den Auwäldern des Kühkopfes, torkelten wipfelpeitschend über die Baumgardinen näher, verharrten am Flughafenrand, sacht schwankend, mit bösartigen Cockpitscheibenaugen auf das winzige Lager starrend, als wollten sie die Insassen hypnotisieren.
    Dann stürzten sie sich vorwärts und hinunter. Ohrenbetäubendes Dröhnen, Staubfontänen, scheinbares Chaos. Schon waren vier Mann hinausgestürmt, schon schwieg das Feuer aus den Panzerspähwagen, von denen die beiden in Reserve gehaltenen Wagen mit Vollgas vorwärts gejagt waren.
    Im Feuer der ersten Treffer brachen drei Menschen zusammen. Dann wirbelten Fetzen der Eingangstür in die Luft; Handgranaten detonierten. Funken stoben auf, kaltes, elektrisches Licht, das sofort erlosch.
    Querholz beobachtete, wie einer der Scharfschützen sich an die Stirn griff, als käme ihm ein großartiger Gedanke. Sich sanft um sich selber drehend, brach er zusammen, als lasse jemand Luft aus ihm ab.
    Im Splitterwirbel der Handgranaten starben zwei weitere Männer. Einer der Terroristen wurde schwer verletzt und blieb drei Tage

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